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Politik

Mars-Mission meistert große Hürde

16. Oktober 2016

Nach siebenmonatiger Reise durchs Weltall und einem komplizierten Manöver hat für die europäisch-russische Mars-Mission die entscheidende Phase begonnen. Vorausgegangen waren bange Minuten in der Flugleitzentrale.

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ExoMars Raumsondenprojekt
Bild: ESA

Während des Anflugs auf den Mars löste sich in einem schwierigen technischen Manöver das Testlandegerät "Schiaparelli" von der Forschungssonde "Trace Gas Orbiter" (TGO). Die Flugleitzentrale ESOC in Darmstadt zündete per Funkbefehl die Sprengbolzen, um die Module zu trennen, die nach ihrem Start Mitte März vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan sieben Monate lang huckepack unterwegs waren. Nun fliegen sie getrennt ihrem Ziel entgegen.

Bange Momente nach schwierigem Manöver

"Trennung bestätigt", teilte der Flugdirektor von ExoMars 2016, Michel Denis, auf dem Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Zuvor mussten Denis und sein Team jedoch kurzzeitig um die Mission bangen. Da das Signal der Sonde fast zehn Minuten benötigt, um die Millionen Kilometer zur Erde zurückzulegen, herrschte zunächst Unklarheit über den Erfolg des Manövers, das als eine der schwierigsten Hürden der Expedition galt. Dann kam die Entwarnung: "Telemetriedaten laut und klar. 'Schiaparelli' ist frei und unterwegs zum Mars."

Das 600 Kilogramm schwere Testlandegerät, das nach dem italienischen Mars-Forscher Giovanni Schiaparelli (1835-1910) benannt ist, wird voraussichtlich an diesem Mittwoch auf dem Nachbarplaneten der Erde aufsetzen, während die Atmosphärensonde TGO in eine Umlaufbahn um den Mars einschwenken soll. Nach der Landung wird "Schiaparelli" mehrere Tage lang Technologien erproben, um die spätere Landung eines Rovers zur Erforschung der Marsoberfläche vorzubereiten. Diesen Rover soll die zweite ExoMars-Mission zum Mars bringen, deren Start für 2020 geplant ist.

Gibt es Leben auf dem Roten Planeten?

Die Testlandesonde ist mit einer kleinen Wetterstation ausgerüstet, die neben Temperatur, Druck und Windgeschwindigkeit auch elektrische Felder auf der Mars-Oberfläche messen soll. Ihre Batterie lässt sich nicht aufladen, deshalb wird ihre Mission nach höchstens zehn Tagen beendet sein. TGO soll unterdessen nach ihrem Eintritt in den Mars-Orbit auf eine kreisförmige Umlaufbahn um den Roten Planeten gebracht werden. Das dauert wegen der dafür erforderlichen komplexen Bremsmanöver ein ganzes Jahr. Ihre Wissenschaftsmission, die Suche nach Gasen in der Marsatmosphäre, kann die Sonde deshalb erst Anfang 2018 aufnehmen.

Mit den mehrere Milliarden teuren Missionen ExoMars 2016 und ExoMars 2020 wollen Russland und Europa Hinweisen auf Leben auf dem Wüstenplaneten aufspüren. Die Wissenschaftler hoffen insbesondere, Spurengase wie Methan zu finden, denn eine mögliche Quelle des Spurengases könnten biologische Organismen sein - allerdings auch Vulkanismus. Hinweise auf geringe Mengen Methan hatte bereits die 2003 gestartete europäische Sonde "Mars Express" geliefert.

Kosten für Mission steigen

Ursprünglich hatte die europäische Raumfahrtagentur ESA die Mission gemeinsam mit den USA geplant, diese ließen sie aber 2011 aus finanziellen Gründen fallen. Daraufhin ging die ESA eine Partnerschaft mit der russischen Weltraumorganisation Roskosmos. Beide sehen ihr Projekt auch als Beweis dafür, dass Kooperation zwischen Ost und West in politisch schwierigen Zeiten möglich ist. Die Kosten der beiden Missionen belaufen sich für die ESA auf derzeit 1,5 Milliarden Euro. Damit dürfte sie jedoch nicht hinkommen, nicht zuletzt auch deshalb, weil die ESA vor einigen Monaten die Anschlussmission um zwei Jahre auf das Jahr 2020 verschieben musste.

ww/qu (dpa, afp, rtr)