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Ein Frauenversteher - Spaniens Premier Zapatero

Cornelia Derichsweiler16. April 2008

Er bezeichnet sich gern als Feminist und die Gleichstellung gehört zu seinen vorrangigen Zielen: José Luis Rodríguez Zapatero. Am neuen Kabinett des spanischen Premiers merkt man: Es ist ihm ernst damit.

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Spanish Prime minister Jose Luis Rodriguez Zapatero, center, poses with some female members of his new cabinet, from left to right: Science Minister Cristina Garmendia, Development Minister Magdalena Alvarez, Education Minister Mercedes Cabrera, Defense Minister Carmen Chacon, Vice Prime Minister Maria Teresa Fernandez de la Vega, Civil Service Minister Elena Salgado, Equality Minister Bibiana Aido, Housing Minister Beatriz Corredor and Rural Enviroment Minister Elena Espinosa at the Moncloa Palace, in Madrid, Monday, April 14, 2008. (AP Photo Daniel Ochoa de Olza)
Der Hahn im Korb: Zapatero mit seinen Ministerinnen. (AP Photo)Bild: AP

Zu Beginn seiner zweiten Amtszeit macht Zapatero Nägel mit Köpfen: Er berief erstmals mehr Frauen als Männer ins Kabinett. In der neuen Regierung wird es neun Ministerinnen und acht Minister geben. Und auf eines haben die Spanier besonders lange warten müssen: Zum ersten Mal in der Geschichte Spaniens werden die Streitkräfte von einer Frau, von Carme Chacon, kommandiert. Im Fernsehen konnten sie es nun mit eigenen Augen sehen: Mit schulterlangem blonden Haar und mit ernster Miene schreitet die neue Verteidigungsministerin die Ehrenformation ab. Dann erteilt sie den Soldaten das erste Kommando: Viva España, viva el rey - ein Hoch auf Spanien und auf den König!

Frauenpower mit allem Drum und Dran

Spain's defense minister Carme Chacon reviews troops in Madrid, Monday April 14, 2008. Chacon, Spain's first woman defense minister, was among 17 ministers who took an oath before the king Monday as part of Prime Minister Jose Luis Rodriguez Zapatero's new government. (AP Photo/Bernat Armangue)
Carme Chacon in Madrid: Die schwangere Verteidigungsministerin lenkt die spanischen Truppen.Bild: AP

Carme Chacon ist die erste Frau, die die spanischen Truppen anführt, und sie ist die erste Ministerin, die sich kurz nach Amtsantritt in den Mutterschutz verabschieden wird. Die Juristin erwartet im Sommer ein Kind. Das allerdings spiegele nichts als Spaniens gesellschaftliche Realität wider, findet die neue Ministerin. Sie wolle vorleben, wie Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren seien. Und sie betont, dass sie so eine klassisch männliche Institution wie die Armee modernisieren wolle. Zwar seien heute immerhin 15 Prozent aller Soldaten in Spanien Frauen, doch keine von ihnen habe es bisher in den Generalsrang geschafft. "Es gibt zunehmend mehr Frauen in der Armee. Da wäre es doch anormal, wenn wir Frauen nicht auch zunehmend mehr Führungsposten besetzen würden", sagt Carme Chacon.

Das ist ganz im Sinne des gerade wiedergewählten Regierungschefs José Luis Rodriguez Zapatero. Der Sozialist ist stolz darauf, auch in seinem Kabinett ein Zeichen der Gleichberechtigung zu setzen. In einer Rede machte Zapatero kürzlich klar, der wichtigste gesellschaftliche Wandel, den Spanien erlebt habe, sei der unaufhaltsame Vormarsch der Frauen, wenn es um ihre Rechte im Beruf und im politischen Leben gehe. Trotzdem habe Spanien noch einen langen Weg vor sich. Nach wie vor herrsche auch hier ein unerträglicher, gewalttätiger Machismus. Damit müsse Schluss sein.

Spaniens Premier geht mit gutem Beispiel voran

New Spanish Equality Minister, Bibiana Aido, takes the oath of office before Spain's King, Juan Carlos I, during a ceremony held at La Zarzuela Palace in Madrid, Spain, 14 April 2008. Aido, who is 31 years old, has become the youngest Minister in Spanish democracy. The rest of the cabinet chosen by Spanish re-elected Prime Minister, Jose Luis Rodriguez Zapatero, will also take their oath of office today. EPA/Chema Moya +++(c) dpa - Bildfunk+++
Das Nesthäkchen im Kabinett: Bibiana Aido.Bild: picture-alliance/ dpa

Deshalb hat Zapatero jetzt auch ein spezielles Ministerium für Gleichberechtigung geschaffen, an dessen Spitze die jüngste spanische Ministerin aller Zeiten steht: Bibiana Aido. Sie ist gerade einmal 31 Jahre alt und will vor allem der machistischen Gewalt in Spanien zu Leibe rücken – ein Problem, das die Spanier besonders besorgt und beschämt. Zwar hattte die Regierung Zapatero bereits in der vergangenen Legislatur ein Gesetz gegen sexistische Gewalt verabschiedet, trotzdem sterben immer noch Monat für Monat ein halbes Dutzend Frauen durch häusliche Gewalt. Gegen diese und andere Formen der Diskriminierung will die neue Ministerin nun hart vorgehen.

"Ich will dafür sorgen, dass das Gleichstellungsgesetz konsequent angewandt wird und werde die Beschäftigung von Frauen fördern", sagt Bibiana Aido. Dazu gehöre für sie auch, dass die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen auf ein Minimum reduziert werde. Und natürlich gehe es ihr auch darum, nach Zukunftsperspektiven für die jungen Leute zu suchen. Erstmals wird es zudem ein Innovationsministerium geben. Es wird von der baskischen Biomedizinerin Cristina Garmendia geleitet. Neben den vielen Veränderungen bleibt auch eines gleich: Zapatero steht einer Minderheitsregierung vor. Nur dieses Mal will er mit wechselnden statt festen Mehrheiten regieren.