1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Frauen statt Machos

Cornelia Derichsweiler8. März 2008

Führungspositionen bleiben für Frauen vielerorts unerreichbar. Spanien will das jetzt ändern. Zwei von fünf Firmenbossen sollen bald Frauen sein. Das sieht ein neues Gesetz der spanischen Linksregierung vor.

https://p.dw.com/p/DJ0n
Spanierein mit der Forderung: 'Stopp Machos' in Zaragossa, Foto: AP
Machos unerwünscht!Bild: picture-alliance/dpa
Rosa Bermejo ist eine von denen, die es geschafft haben. Die Ärztin, Ende vierzig, ist die Chefin an der Madrider Klinik "Gregorio Marañon“, dem größten Krankenhaus in Spanien. In ihrem beruflichen Umfeld fühlt sich Rosa gleichberechtigt, trotzdem unterscheidet sich ihr Alltag gewaltig von dem ihrer männlichen Kollegen: "Was die Sache kompliziert macht, ist die Tatsache, dass wir Frauen nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch zuhause zuständig sind." Rosa gehört zu einer Generation von Frauen, die ihrem Beruf nachgehen wollen, ohne dabei auf eine Familie zu verzichten. Dafür hat sie hart gekämpft, und dafür hat sie so manches Opfer gebracht. Rosas Alltag ist straff durchorganisiert, für ihre Kinder bleibt da wenig Zeit. Darum will die Regierung Zapatero bei den Wahlen am Sonntag (9.3.2008) mit einem neuen Gleichstellungsgesetz punkten. Dieses solle es den Spanierinnen leichter machen, Beruf und Familie miteinander in Einklang zu bringen, erklärt Arbeitsminister Jesus Caldera: "Frauen müssen grundsätzlich ein Recht darauf haben, ihren Arbeitstag so weit wie möglich flexibel zu gestalten. Dabei geht es nicht darum weniger zu arbeiten, aber eben anders." Treu und motiviert
Die spanische Vize-Regierungschefin Maria Teresa Fernandez de la Vega (l.), (Archiv), Quelle: AP
Mehr Chancen in Spanien: Vize-Regierungschefin Maria Teresa Fernandez de la VegaBild: AP
Manche Firmen gehen da bereits mit gutem Beispiel voran. Bei einer Möbelfabrik in Alicante etwa ist neuerdings schon um halb fünf Feierabend angesagt, anstatt wie bisher um acht. Die Mittagspause ist jetzt zwar kürzer, dafür bleibt den Mitarbeitern mehr Zeit für ihre Familie. Nach Angaben des Betriebsleiters hat sich diese Maßnahme bereits ausgezahlt: "Die Mitarbeiter bleiben der Firma treu und sind zudem einfach motivierter.“ Das neue Gleichstellungsgesetz der Regierung Zapatero will außerdem in den nächsten acht Jahren mindestens 40 Prozent Frauen in Führungspositionen bringen. In der Politik zumindest ist man da schon mal auf einem guten Weg, sagt Rosa Maria Peris, die Direktorin des staatlichen Fraueninstituts: "Wir haben eine nahezu paritätisch besetzte Regierung, wir haben eine Vize-Regierungschefin, und 36 Prozent der Parlamentarier sind Frauen." Quoten und finanzielle Diskriminierung
Das EU-Parlament in Straßburg (Archiv), Foto: dpa
Auch in der EU sind Frauen noch unterrepäsentiertBild: dpa - Bildarchiv
In der Wirtschaft aber schneiden die Spanierinnen EU-weit weniger gut ab. Unter den wichtigsten Unternehmen des Landes haben gerade mal drei Prozent eine Frau zum Chef. Das alles aber soll sich bald ändern. Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern werden neuerdings nämlich verpflichtet, in den Tarifgesprächen mit den Gewerkschaften konkrete Maßnahmen zur Frauenförderung auszuhandeln. Und in den Vorständen will Arbeits- und Sozialminister Jesus Caldera binnen acht Jahren 40 Prozent Frauen sehen. So fortschrittlich ist man bisher nur in Norwegen. Damit aber nicht genug. Die Regierung Zapatero will auch der finanziellen Diskriminierung ernsthaft an den Kragen: Trotz gleicher Qualifizierung verdienen Frauen in Spanien im Schnitt 30 Prozent weniger als Männer, denn die bekommen in der Regel den besseren Job. In Zukunft aber kommt es Firmen teuer zu stehen, wenn sie ihre Mitarbeiterinnen nachweislich diskriminieren: Es kann bis zu 90.000 Euro Strafe kosten.