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Politik

Khashoggi-Witwe: "Sie werden es bereuen"

Friedel Taube | Oliver Sallet
27. Februar 2021

Dass der saudische Kronprinz persönlich die Ermordung Jamal Khashoggis genehmigt haben soll, schlägt international hohe Wellen. Die DW sprach exklusiv mit Hanan El Atr - sie war Khashoggis Ehefrau.

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Journalist Jamal Khashoggi
Bild: picture-alliance/abaca/Balkis

Jamal Khashoggis Besuch im saudischen Konsulat in der türkischen Großstadt Istanbul am 2. Oktober 2018 wurde ihm zum Verhängnis: Dort wurde der Journalist und Kritiker des saudischen Königshauses brutal ermordet, seine Leiche zerstückelt und beiseitegeschafft. Der Grund für den Besuch im Konsulat: Khashoggi plante, seine damalige Verlobte, die Türkin Hatice Cengiz, zu heiraten und brauchte deshalb Papiere der saudischen Behörden.

Dass die in den USA lebende Hanan El Atr, eine Ägypterin, nun sagt, sie sei die Witwe von Jamal Khashoggi, mag überraschen. Offenbar hatte Khashoggi sie im Juni 2018 in Washington im Rahmen einer islamischen Zeremonie geheiratet, wenige Monate vor seinem Tod. Die Ehe wurde nirgendwo offiziell registriert, ob Khashoggis Verlobte Hatice Cengiz davon wusste, ist unklar.

DW exklusiv: Interview mit Hanan El Atr

Die Deutsche Welle hat Hanan El Atr am Freitagabend in Washington D.C. getroffen. Sie sei "am Boden zerstört" gewesen, als sie von dem Bericht US-amerikanischer Geheimdienste gehört habe. Ihr Ehemann sei schlicht nicht gefährlich genug gewesen, als dass man ihn wirklich in eine Falle hätte locken und ermorden müssen. "Wenn sie jemals erfahren, wer Jamal wirklich war, und das erlaube ich mir zu sagen, werden sie die Tat sehr bereuen", so El Atr im Interview mit DW-Korrespondent Oliver Sallet.

Gleichzeitig dankte sie im Interview dem neuen US-Präsidenten Joe Biden und seiner Vize Kamala Harris dafür, dass sie den saudischen Kronprinzen für die Tat verantwortlich gemacht haben: "Sie halten ihr Wort, sich für Menschenrechte einsetzen zu wollen. Sie helfen dabei, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Das hat mich auch ermutigt, jetzt zu sprechen - diese Freiheit hatte ich zwei Jahre lang nicht", so El Atr.

Saudi-Arabien | Kronprinz Mohammed bin Salman
US-Geheimdienste sind sich sicher: Kronprinz Mohammed bin Salman hat den Mord an Khashoggi genehmigtBild: Bandar Algaloud/Saudi Royal Court/REUTERS

Appell für Pressefreiheit

Sie lebt inzwischen in den USA, nachdem sie in den Vereinigten Arabischen Emiraten unter Hausarrest gestanden hatte. Jetzt will sie "die Botschaft ihres Mannes weitertragen". Denn diese sei bislang untergegangen. "Zu viel wurde polarisiert, die Tragödie ist missbraucht worden", sagt El Atr.

Nach dem US-Geheimdienstbericht hofft sie, dass die Menschenrechtsverstöße in Saudi-Arabien, speziell gegen Journalisten, wieder stärker in den Fokus der Weltöffentlichkeit rücken. "Ich hoffe, dass aus Jamals Tragödie gelernt wird. Diese Verbrechen gegen Menschen, gegen Journalisten - das muss aufhören!", so El Atr im Gespräch mit der DW. "Journalisten machen ihre Arbeit, um die Menschen mit der Wahrheit zu versorgen. Sie verhelfen den Menschen so zu einem besseren Leben."

Journalisten dürften nicht gefoltert, nicht getötet werden. "Sie dürfen nicht daran gehindert werden, sich für die Wahrheit einzusetzen. Das klarzumachen erwarte ich auch von Präsident Biden und Vizepräsidentin Harris", appelliert sie an die neue US-Regierung.

Status der Hochzeit unklar

An der Gültigkeit der Hochzeit zwischen El Atr und Jamal Khashoggi gibt es Zweifel. Khashoggis Verlobte Hatice Cengiz zweifelt sie an, El Atr ihrerseits berichtet der DW, sie wolle sich in den USA um eine Anerkennung des ausgestellten Ehezertifikats bemühen. Journalisten der "Washington Post", für die auch Khashoggi gearbeitet hatte, berichten, dass ihnen Textnachrichten vorlägen, die Khashoggi und El Atr ausgetauscht haben. Auch Fotos der islamischen Zeremonie habe El Atr ihnen gezeigt.