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Die neue russische Protest-Welle

19. August 2012

Was bleibt vom Entsetzen über das Urteil gegen die Punk-Band Pussy Riot? Experten setzen auf eine starke Jugend und auf den Sport in Russland, um die Protestbewegung am Leben zu erhalten.

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Aktivisten in Moskau halten Plakate gegen das Urteil gegen die Punkband Pussy Riot in die Luft (Foto: AP)
Proteste gegen Pussy-Riot-Urteil in MoskauBild: AP

Medienwirksame Großveranstaltungen hat der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, im Sinn, um den Aufstand gegen das System des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu stärken. Die Aktivisten sollten sportliche Großereignisse in Russland zu nutzen, um auf das Schicksal von Regimegegnern aufmerksam zu machen, forderte der FDP-Politiker. Geeignet seien die Olympischen Winterspiele, die in zwei Jahren in dem Land stattfinden, und auch die Fußball-Weltmeisterschaft 2018. "Beides darf nicht zu einer Propaganda-Show für Präsident Putin werden", sagte Löning der Zeitung "Bild am Sonntag".

Kein Aufflackern, sondern Ausdauer-Protest

Die Entstehung einer neuen Bewegung sieht der russisch-stämmige Bestsellerautor Wladimir Kaminer in seiner Heimat. "Die Älteren glauben nicht mehr daran, dass man hier etwas ändern kann", sagte der Schriftsteller der Zeitung. "Aber die jungen Leute sind nun bereit, ihr Missfallen über die Verhältnisse auszudrücken und ihren Protest dagegen auf die Straße zu tragen."

Empörung nach "Pussy Riot"-Urteil

Auch immer mehr russische Prominente schließen sich den Aktivisten an. Dem früheren Schachweltmeister und einem der schärfsten Putin-Kritiker, Garri Kasparow, droht nun wegen seines Protests gegen die Verurteilung der drei Pussy-Riot-Mitglieder eine Anklage wegen Gewalt gegen Gesetzeshüter. Das meldete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf die Behörden. Kasparow erwäge nun seinerseits rechtliche Schritte gegen die Polizisten. Sie hätten ihn am Freitag vor dem Gebäude des Moskauer Chamowniki-Gerichts festgenommen und geschlagen, hieß es. Nach seiner Freilassung schrieb Kasparow auf Twitter, er sei auf dem Weg in die Notaufnahme, "um meine Verletzungen zu untersuchen und zu beweisen, dass ich nicht betrunken bin und niemanden gebissen habe".

Zuvor waren die drei Bandmitglieder von Pussy Riot wegen ihrer Protestaktion Ende Februar gegen Putin in einer Kirche zu je zwei Jahren Straflager verurteilt worden. Hunderte Anhänger der Gruppe protestierten gegen den Prozess. Die Polizei nahm zahlreiche Demonstranten fest. Das Urteil hatte eine weltweite Solidaritätswelle mit den drei Musikerinnen ausgelöst. Staats- und Regierungschef, Künstler und Aktivisten verurteilten die harte Bestrafung und den Umgang der russischen Justiz und Behörden mit den Kreml-Kritikerinnen. Beobachter rechnen nun sogar mit einer Abmilderung der Strafe.

nis/sti (dapd, afp, dpa, rtr)