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Wilderei gegen Nashörner steigt an

Ofelia Harms Arruti22. Juli 2014

In Südafrika wurden letztes Jahr so viele Nashörner gewildert wie noch nie, 2014 könnte jedoch noch tödlicher werden. Der Preis ihrer Hörner ist auf dem Schwarzmarkt mittlerweile höher als der von Kokain.

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Enthorntes Breitmaulnashorn in Südafrika
Bild: Brent Stirton/Getty Images/WWF-UK

Schwer bewaffnet schleichen sich die Wilderer aus den ärmsten Dörfern Mosambiks in ihr Nachbarland Südafrika. Dort gehen sie auf Nashornjagd. Mit dem Geld, das sie für ein einziges Horn bekommen, können sie ihre Familien monatelang ernähren. Der Tod der Tiere ist es ihnen Wert, ihr Leben oder ihre Freiheit bei der illegalen Jagd zu riskieren.

Von 1990 bis 2007 kamen in Südafrika jährlich im Durchschnitt 14 Nashörner durch Wilderei ums Leben. Letztes Jahr waren es bereits über tausend, und dieses Jahr wird wahrscheinlich ein neuer, tragischer Rekord aufgestellt. Bis Mitte Juli 2014 kamen bereits 558 Tiere wegen ihrer Hörner ums Leben. Trotz langjähriger Bemühungen zur Aufstockung der Bestände von Breit- und Spitzmaulnashörnern ist ihr Überleben wieder einmal bedroht.

Statussymbol Horn

Von Südafrika dauert es gerade mal 48 Stunden, bis die Hörner in Asien angekommen sind. Mit Statussymbolen wie Nashörnern oder Elfenbein wird in vielen asiatischen Ländern der neue Reichtum zur Schau gestellt. In Vietnam, wo am meisten Nashornprodukte importiert werden, mischen sich die Eliten das gemahlene Nashorn sogar in ihre Getränke. Aber auch als medizinisches Wundermittel wird das Pulver eingesetzt. Es soll fiebersenkend, entgiftend und krampflösend wirken. Viele glauben sogar an seine Wunderkräfte gegen Krebs, trotz wissenschaftlicher Gegenbeweise.

Horn Nashorn Südafrika
Ein Kilo Horn kostet mehr als ein Kilo Gold oder KokainBild: Brent Stirton Getty Images WWF-UK

Über 50.000 Euro werden für ein Kilogramm Nashorn auf dem Schwarzmarkt bezahlt. Ein Kilogramm Gold kostet zum Vergleich heutzutage um die 31.000 Euro. Viele NGOs haben bereits Aufklärungskampagnen gestartet, die vor allem die Endkonsumenten in Asien erreichen sollen. "Es geht darum, den Menschen klarzumachen, auf welch grausamer Weise die Tiere für Statussymbole sterben müssen und dass es außerdem illegal ist", erklärt Brit Reichelt-Zolho, WWF-Referentin für südliches und östliches Afrika. Auch die Regierungen spielen hier eine große Rolle. Sie haben in den asiatischen Ländern "großen Einfluss auf die Gesellschaft und können dadurch Veränderungen in ihrem Land bewirken".

Legalisierung zur Preissenkung?

Trotz internationaler Abkommen gegen den Nashorn-Handel wird immer mehr Horn geschmuggelt. Pelham Jones, Vorsitzender der Private Rhino Owners Association (PROA) in Südafrika, ist davon überzeugt, dass die Legalisierung des Handels das Problem der Wilderei reduzieren könnte. "Wir glauben, dass die Illegalität des Produktes den Reiz nur noch stärker macht", meint Jones. "Wenn man die Hörner auf legalem Wege bekäme, könnten sowohl die illegale Anschaffung als auch die Preise gesenkt werden". Privatbesitzer wie Jones müssen jedes einzelne Horn eines verstorbenen Tieres registrieren und dabei sogar DNA-Proben vorlegen. Um Angriffe auf die Besitzer zu verhindern, werden die Hörner in einer Art Hörner-Bank aufbewahrt. "Man würde nie damit protzen, dass man Hörner besitzt. Damit bringt man seine ganze Familie in Gefahr", erzählt Jones. In den Lagern nützen die Hörner aber auch niemandem. Sie dürfen weder verkauft noch vernichtet werden. "Mit guten politischen Strategien und reguliertem Verkauf könnte man sogar Einnahmen für den Tierschutz erzielen", so Jones.

Reichelt-Zolho sieht es anders. "Der WWF ist dagegen, den Nashornhandel zu legalisieren. Wir fragen uns: Warum wird das gerade jetzt vorgeschlagen und nicht früher, als die Preise noch nicht so hoch waren? Dahinter steckt einfach Profitdenken". Die riesige Nachfrage könne mit dem Privatbestand zudem nicht abgedeckt werden, so kämen die Wildbestände in noch größere Gefahr.

Ranger neben Spitzmaulnashörnern
Auch Ranger kommen oft durch Wilderer-Attacken ums LebenBild: Martin Harvey/WWF

Auch unter Trophäenjägern gibt es Wilderer

Reiche Europäer oder Nordamerikaner dürfen in Südafrika gegen Bezahlung hoher Summen auf Nashornjagd gehen. Die Gebühren, die sie für diese Lizenzen bezahlen, bringen vielen afrikanischen Ländern hohe Einnahmen, die oft teils oder komplett für den Naturschutz eingesetzt werden. Für die Trophäenjagd werden vor allem alte Tiere gewählt, die sich nicht mehr vermehren können und Unruhe in ihre Herden bringen. Wenn sie weg sind, können sich die Jüngeren besser vermehren. In den letzten Jahren tauchen nach Angaben des WWF jedoch immer wieder sogenannte "Pseudo-Jäger" auf, die kein Interesse an der Trophäenjagd haben, sondern nur an den Hörnern, die sie dann nach Asien weiterschmuggeln. Verschiedene Skandale haben dafür gesorgt, dass seit 2012 in Südafrika keine Genehmigungen mehr für asiatische und osteuropäische Jäger erteilt werden.

Der Anstieg der Wilderei sei "eine entwicklungspolitische Frage, die man allein mit verstärkter Anti-Wilderei-Arbeit und strengerem Strafvollzug" nicht bewältigen könne, meint Reichhelt-Zolho. Die Länder bräuchten nachhaltige Entwicklungsstrategien und den Aufbau ökonomischer Systeme, die den Lebensstandard der Gesellschaft verbessern. Dafür müssten weltweit Ministerien für wirtschaftliche Zusammenarbeit, die Weltbank und andere Akteure zusammenarbeiten, um das Problem ganzheitlich anzugehen.