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Die Finals an Rhein und Ruhr - ein Hauch von Olympia

9. Juli 2023

Deutschlands größtes Multi-Sportevent begeistert auch in diesem Sommer viele Zuschauer - Athletinnen und Athleten sowieso. Über 200.000 Menschen besuchen die Wettbewerbe, die auch ein kleiner Olympia-Test sein sollten.

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Stabhochspringer überwindet auf der Sprunganlage am Düsseldorfer Rheinufer die Latte, im Hintergrund Zuschauer und Rhein
Herausragender Sport an ungewöhnlichen Orten: Stabhochsprung am Düsseldorfer RheinuferBild: Anke Waelischmiller/SVEN SIMON/picture alliance

159 deutsche Meistertitel in 18 Sportarten - die Dichte an wichtigen und spannenden Entscheidungen war groß bei den Finals, die am Donnerstag starteten und am Sonntag zu Ende gegangen sind. Die Finals sind eine konzentrierte Ansammlung deutscher Meisterschaften in unterschiedlichsten Sportarten und seit der Premiere 2019 das größte regelmäßig stattfindende Multi-Sportevent in Deutschland. Sie sollen in der Sommerpause, wenn nicht der allgegenwärtige Fußball fast die gesamte mediale Aufmerksamkeit absorbiert, auch Randsportarten eine größere Bühne bieten.

Zudem wollten die Veranstalter diesmal auch ein wenig die Olympia-Begeisterung der Menschen testen. Die überwiegende Menge der Wettbewerbe fand im Bundesland Nordrhein-Westfalen in der bevölkerungsreichen Rhein-Ruhr-Region statt - in Düsseldorf und Duisburg. Lediglich die Leichtathletik und Schwimmen hatten mit Kassel und Berlin andere Austragungsorte. Die Rhein-Ruhr-Region erwägt möglicherweise eine Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele im Jahr 2036 oder 2040.

DOSB-Präsident zieht positive Bilanz

"Die Finals sind ein Aushängeschild für den deutschen Spitzensport und für den Standort Deutschland", sagte Thomas Weikert, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). "Hier sieht man die große Begeisterung der Menschen an Multi-Sportevents, die vor Ort und im Fernsehen für große Freude sorgen."

Breakdancer vollführt beim Breaking-Wettbewerb der Männer eine Tanzfigur im Kopfstand
Die Finals boten auch Randsportarten wie dem Breaking eine große BühneBild: Norbert Schmidt/picture alliance

210.000 Zuschauerinnen und Zuschauern kamen bei bestem Sommerwetter an die Wettkampfstätten. Die Leichtathletik-Wettbewerbe im Aue-Stadion von Kassel waren an beiden Wettkampftagen mit 13.000 Besuchern ausverkauft. In Duisburg und Düsseldorf war bei einigen Events der Eintritt kostenlos, sie fanden teilweise zudem an spektakulären Orten statt. So duellierten sich beispielsweise Kletterer, BMX-Fahrer und Breakdancer im Landschaftspark Duisburg-Nord, einem stillgelegten Hüttenwerk, in dem früher Stahl gekocht wurde. Die Kanu- und Paddel-Wettbewerbe fanden im Duisburger Industriehafen statt.

Besonders war es auch für die Stabhochspringer, die direkt am Rheinufer in Düsseldorf ihre Sprünge machten. "Das war für mich die bisher schönste deutsche Meisterschaft - schließlich lebe ich in Düsseldorf", sagte Bo Kanda Lita Baehre, der neue Deutsche Meister im Stabhochsprung, anschließend. "Ich habe die Stimmung hier aufgesogen. Es war unheimlich cool, dass so viele Leute da waren."

Lückenkemper und Boll holen Titel

Sportliche Highlights gab es einige: Neben den spektakulären, "jüngeren Sportarten" wie Speedklettern, bei dem zwei Kontrahenten nebeneinander eine 15 Meter hohe Kletterwand hochschnellen, BMX oder auch Breaking, feierten einige Stars Siege in ihren Disziplinen. In der Leichtathletik stellte Joshua Hartmann mit 22,02 Sekunden einen neuen deutschen Rekord über 200 Meter auf. Die alte Bestmarke von Tobias Unger (20,20 Sekunden) hatte 18 Jahre lang gehalten. Speerwerfer Julian Weber schleuderte den Speer auf 88,72 Meter, die zweitbeste Weite des Jahres weltweit und Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo sprang 6,93 Meter weit, bevor sie sich leicht am Oberschenkel verletzte und den Wettbewerb abbrechen musste. 100-Meter-Europameisterin Gina Lückenkemper gewann im Einzel und mit der Staffel den Meistertitel. Mit 11,03 Sekunden blieb die 26-Jährige im Einzelfinale nur acht Hundertstelsekunden über ihrer persönlichen Bestzeit. Lückenkemper nutzte die Finals zum Formaufbau und als Test für den eigentlichen Saison-Höhepunkt, die Weltmeisterschaften in Budapest im August.

Sprinterin Gina Lückenkemper klatscht nach ihrem Sieg über 100 Meter in Richtung Publikum
Über 100 Meter die Schnellste: Gina Lückenkemper freut sich über die Unterstützung der Zuschauer in KasselBild: Anke Waelischmiller/SVEN SIMON/picture alliance

"Ich wäre gern ein wenig schneller gerannt", sagte sie und erklärte gleichzeitig: "Wir sind auf einer Reise. Am Ende ist der Saisonhöhepunkt erst Mitte August, das sind immer noch sechs Wochen Zeit. Da gilt es, richtig zu performen." Aber sie spüre, "dass da etwas Ordentliches in der Pipeline ist".

Timo Boll, Rekord-Europameister und Deutschlands erfolgreichster Tischtennisspieler, feierte nach monatelanger Verletzungspause ein Comeback und gewann mit seinem Verein Borussia Düsseldorf die deutsche Meisterschaft. Für den Verein war es der 33. Titel, für Boll der neunte.

Turn-Sportdirektor: "Tolle Plattform für alle Sportarten"

Eine tolle Marke erreichte auch Turnerin Elisabeth Seitz. Die deutsche Rekordmeisterin sicherte sich in Düsseldorf ihren insgesamt 25. deutschen Meistertitel. An ihrem Paradegerät, dem Stufenbarren, auf dem Seitz 2022 auch Europameisterin geworden war, war sie von der starken nationalen Konkurrenz nicht zu schlagen.

"Es war eine tolle Veranstaltung, tolle deutsche Meisterschaften", lobte anschließend auch Thomas Gutekunst, Sportdirektor beim Deutsche Turner-Bund (DTB) und bezog das nicht nur auf die eigene Sportart. "Das war für alle Sportarten eine tolle Plattform. Das muss der Weg sein, hochkarätige Events zu bauen, gern auch im Rahmen dieser Finals, um den Sportlerinnen und Sportlern diese Bühne zu geben", sagte er.

Zu hoffen bleibt, dass alle Sportarten mit an Bord bleiben und die Finals auch 2025, bei der nächsten Ausgabe in Dresden, mit den "Zugpferden" Schwimmen und Leichtathletik stattfinden, die immer wieder mal in Erwägung ziehen, eigene Wege zu gehen. 2024 wird es keine Finals geben. Das Event muss wegen der Terminkollision mit den echten Olympischen Spielen in Paris ein Jahr aussetzen.