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Deutschland will mehr ausländische Fachkräfte gewinnen

27. April 2023

Das Zuwanderungsrecht soll so geändert werden, dass Arbeitsmigranten schneller eine Stelle in Deutschland annehmen können.

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Deutschland | Welcome Center für ausländische Arbeitskräfte in Frankfurt
Zentrum für ausländische Arbeitskräfte in FrankfurtBild: Peter Hille/DW

Der Bundesrepublik fehlen nicht nur Fachkräfte, sondern ganz allgemein Arbeitskräfte. Ob beim Bäcker, in der Baufirma, in Kindertagesstätten, der Pflege oder bei Unternehmen der Informationstechnologie, Arbeitskräfte werden dringend gebraucht. Die Regierungskoalition aus Sozialdemokraten, Grünen und FDP will deshalb die Hürden für Zuwanderung senken.

Bei der ersten Beratung eines geplanten Gesetzes zur Erleichterung der Arbeitskräfte-Einwanderung wies Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) darauf hin, Deutschland stehe mit Einwanderungsländern "in Konkurrenz um die besten Köpfe". Noch seien die Hürden für qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland zu hoch.

Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hob den demografischen Wandel hervor, der den ohnehin bestehenden Mangel an Arbeitskräften in den kommenden Jahren verstärken werde. Heil warnte davor, dass bis 2035 sieben Millionen Arbeitskräfte im Land fehlen könnten. Redner von FDP und Grünen betonten, mit inländischen Ressourcen werde man den Arbeitskräftebedarf nicht decken können.

Fachkräftemangel
Nicht nur in deutschen Kitas sind Arbeitskräfte Mangelwaren (Archivbild)Bild: Sabine Kinkartz/DW

Die Koalition will mit ihrem Gesetz unter anderem eine sogenannte Chancenkarte einführen. Wer die Karte erhält, um sich in Deutschland eine Arbeit suchen zu können, wird nach einem Punktesystem ermittelt. Zu den Kriterien gehören Sprachkenntnisse, Berufserfahrung, Alter und Bezug zu Deutschland.

Die Voraussetzungen für einen Aufenthalt für eine Ausbildungsplatzsuche sollen zudem "deutlich abgesenkt" werden, Gehaltsschwellen für eine Arbeitsaufnahme reduziert und bei Hochschulabsolventen Arbeitsplatzwechsel und Familiennachzug erleichtert werden.

Vertreter der Opposition befürchten zu niedrige Hürden bei der Einwanderung: "Wir müssen die Sozialsysteme schützen", sagte der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Alexander Throm.

Nach Erhebungen des Statistischen Bundesamtes gibt es in Deutschland kaum noch Reserven, um fehlende oder demnächst ausscheidende Fachkräfte zu ersetzen. 85 Prozent der Bevölkerung im Alter zwischen 25 und 59 Jahren gehen bereits einer Erwerbstätigkeit nach. Bei den Männern sind es sogar 89 Prozent, während Frauen zu 81 Prozent einen bezahlten Job haben.

"Blaue Karte" für ausländische Fachkräfte
Um die "Blaue Karte" für ausländische Fachkräfte zu erhalten, muss man einen Uniabschluss sowie einen Arbeitsplatz und ein Mindestgehalt vorweisenBild: Daniel Karmann/dpa/picture alliance

Potenzial sehen die Statistiker noch bei den Teilzeitbeschäftigten, deren Anteil bei den Angestellten im vergangenen Jahr 30 Prozent betrug. Fast jede zweite erwerbstätige Frau (49 Prozent) arbeitet in Teilzeit, bei den Männern ist der Anteil seit 2010 um 3,4 Punkte auf 12,7 Prozent gestiegen. Mindestens ein Teil der Teilzeitkräfte könnte aktiviert werden, mehr zu arbeiten, so das Statistikamt.

Berufsbedingte Zuwanderung legt um ein Fünftel zu

Im vergangenen Jahr sind erneut zahlreiche Nicht-EU-Bürger zur Arbeit nach Deutschland eingewandert. Im Ausländerzentralregister wurden zum Jahresende 351.000 Menschen mit einem befristeten Aufenthaltstitel erfasst, der zur Erwerbstätigkeit berechtigt. Das waren 56.000 Personen oder 19 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt weiter berichtet.

"Einer der Gründe für die starke Zunahme der sogenannten Erwerbsmigration dürften Nachholeffekte durch den Wegfall vieler coronabedingter Einschränkungen im Jahr 2022 gewesen sein", erklärte die Behörde. Die Zahl der registrierten Arbeitsmigranten wächst seit 2010 kontinuierlich. Zwei Drittel der erfassten Menschen waren Männer (67 Prozent) und mehrheitlich zwischen 25 und 35 Jahren alt (56 Prozent).

Mit 89.000 Personen stellen akademische Fachkräfte mit der "Blauen Karte EU" die größte Einzelgruppe. Hier stammen viele aus Indien (26.000), gefolgt von Menschen türkischer und russischer Herkunft. Voraussetzung für die Erteilung der "Blauen Karte EU" ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium sowie ein konkretes, der Qualifikation angemessenes Arbeitsplatzangebot mit einem bestimmten Mindestgehalt.

Auch ohne Blaue Karte können Akademiker aus Ländern, die nicht der EU angehören, eine Aufenthaltsgenehmigung als Fachkraft erhalten, wenn sie ein konkretes Arbeitsplatzangebot besitzen. Hier berichtete die Statistik von 40.000 Berechtigten zum Jahresende. Anders als bei der Blauen Karte gilt hier kein Mindestgehalt.

uh/kle (dpa, epd, afp)