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Deutscher Kurzfilm-Oscar

SO23. Februar 2009

Fünf deutsche Filme waren für einen Oscar nominiert. Ein 14-minütiger Kurzfilm hat sie alle abgehängt. Er heißt "Spielzeugland" und wurde von dem Berliner Jochen Alexander Freydank gedreht.

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Jochen Alexander Freydank freut sich über den gewonnenen Oscar (Quelle: dpa)
Jochen Alexander Freydank freut sich über den gewonnenen OscarBild: picture-alliance/dpa

Die Oscar-Nominierung war schon mehr, als sich Jochen Alexander Freydank je erträumt hatte. Der in Ostdeutschland aufgewachsene Berliner Regisseur meinte in seiner Dankesrede am Sonntag (22.2.2009, Ortszeit), für ihn sei "schon Westdeutschland weit weg gewesen - und Hollywood ganz weit". Der Oscar ist für ihn jetzt "das i-Tüpfelchen auf dem Sahnehäubchen".

i-Tüpfelchen auf dem Sahnehäubchen

Jochen Alexander Freydank zusammen mit den anderen nominierten Kurzfilmern (Quelle: AP)
Jochen Alexander Freydank zusammen mit den anderen nominierten KurzfilmernBild: AP

Hollywood gab seinem Kurzfilm "Spielzeugland" nun dieses i-Tüpfelchen, den begehrtesten Filmpreis der Welt. Freydank, dessen Produktionsfirma "Mephisto Film" heißt, ist mit seinem Oscar in die Fußstapfen von Florian Gallenberger getreten, der 2001 für den besten Kurzfilm ausgezeichnet wurde. Freydanks Film "Spielzeugland" hat nach Angaben der Berliner PR-Agentur bereits 18 nationale und internationale Preise erhalten. Der Oscar sei nun der bisher größte Erfolg. Der Film sei Freydanks "absolutes Herzprojekt" gewesen.Vier Jahre hatte er an der 14-minütigen Produktion gearbeitet.

Auschwitz als Freizeitpark

Der in Berlin gedrehte Film handelt von einer Mutter (Julia Jäger), die zur Zeit des Nationalsozialismus ihren kleinen Sohn vor der Wahrheit über die Deportation der jüdischen Nachbarn schützen will. Dem Jungen erzählt sie, die Nachbarn würden in eine Art Freizeitpark, ins "Spielzeugland" eben, reisen. Der Junge macht sich schließlich unbemerkt davon, um seinem kleinen Freund aus der Nachbarschaft zu folgen, was ihm aber misslingt. Die in Panik geratene Mutter sucht ihren Sohn fieberhaft überall und kann dabei sogar - die überraschende und in den USA bei Filmvorführungen mit großer Rührung aufgenommene Wendung der Geschichte - einen jüdischen Jungen vor der Deportation in die Vernichtungslager retten, indem sie ihn vor der SS-Wachmannschaft für ihr eigenes Kind ausgibt.

NS-Zeit aus Sicht der "kleinen Leute"

In einem Zeitungsinterview hatte der Regisseur erzählt, dass ihm die Idee zu "Spielzeugland" gekommen sei, als er selbst seinem kleinen Sohn mal wieder eine Notlüge aufgetischt hatte, um die grausamen Bilder aus den Nachrichten zu erklären. Noch wichtiger sei ihm aber daran zu erinnern, was die sogenannten kleinen Leute in der NS-Zeit gedacht und getan haben. "Für mich war es schon immer problematisch, den ganzen deutschen Widerstand immer auf Stauffenberg und die preußischen Offiziere zu reduzieren", so Freydank. Es habe viele Gewerkschafter, Kommunisten, Sozialdemokraten, Kirchenleute und eben einfache Arbeiter gegeben, "die einfach menschlich reagiert und gezeigt haben, dass man sich nicht alles gefallen lassen darf."

Vom Kurz- zum Spielfilm

Der am 15. September 1967 in Berlin geborene und in der DDR aufgewachsene Freydank war mehrfach von Filmhochschulen abgelehnt worden. Beirren ließ er sich davon nicht. Er begann seine Karriere als Cutter, arbeitete jahrelang als Regieassistent für Film und Fernsehen. Als nächstes plant Freydank seinen ersten "richtigen" 90-Minuten-Kinofilm, über den er aber noch nicht sprechen will.