1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Fraport wirbt in Südeuropa

21. April 2018

Der Frankfurter Flughafen sucht neue Mitarbeiter - und will nun auch in Südosteuropa rekrutieren. Der Nachwuchs könnte also künftig auch aus Griechenland oder Bulgarien kommen, so die Personalmanagerin Megalomidou.

https://p.dw.com/p/2wKNc
Betankung eines Airbus A380
Bild: Imago

DW: Vor der Sommersaison sucht der Frankfurter Flughafen dringend nach neuem Personal. Jede zehnte von mehr als 20.000 Stellen soll laut der Nachrichtenagentur dpa bei Fraport und seinen Tochtergesellschaften derzeit nicht besetzt sein. Warum finden sich in Deutschland denn nicht genug Leute?

Kalliopi Megalomidou: Ganz so schlimm ist es nicht, denn die Hälfte dieser Stellen entstehen durch Fluktuation, das ist ganz normal in diesen Bereichen. Die andere Hälfte sind Stellen, die tatsächlich durch den Verkehrszuwachs begründet sind. Das ist eine Herausforderung, denn die momentane Arbeitsmarktlage ist ja sehr angespannt. Auch andere Unternehmen suchen händeringend nach Personal. Die Arbeitslosenquote ist relativ gering. Die Arbeitssuchenden sind also in der guten Lage, sich die Arbeit auszusuchen.

Fraport will nun bei der Personalsuche neue Wege gehen. Wie sehen die aus?

Wir haben eine breit angelegte Rekrutierungs-Kampagne gestartet, die primär im Rhein-Main-Gebiet Bewerber ansprechen soll. Das sind klassische Stellenanzeigen, Plakatierungen in der Stadt, Radio- und Fernsehspots. Wir sind auch in sozialen Netzwerken aktiv. 

Fraport personalvorstand Kalliopi Megalomidou
Kalliopi Megalomidou Bild: Fraport AG/Sabine Eder

Daneben gibt es natürlich auch die Option Ausland. Wir haben in Bulgarien und Griechenland bereits Beteiligungen, in Bulgarien zum Beispiel an den Flughäfen in Warna und Burgas, in Griechenland an insgesamt 14 Standorten. Da haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Nun prüfen wir, inwieweit wir auch Personal aus diesen Ländern für den Standort Frankfurt rekrutieren können. 

Warum suchen Sie denn gerade nach Bulgaren und Griechen und nicht zum Beispiel nach Serben, Albanern und Kosovaren?

In Bulgarien und Griechenland sind wir ja bereits mit unseren Beteiligungen aktiv. Wir starten in diesen Ländern, weil wir natürlich auch den europäischen Vorteil der freien Berufswahl sehen - und auch das wollen wir nutzen. Aber grundsätzlich sind wir auch für andere Länder offen.

Wie langfristig ist das Ganze angedacht?

Wir sind nicht daran interessiert, kurzfristige Saisonarbeit anzubieten - ganz im Gegenteil. Uns geht es darum, auch den Bewerbern eine langfristige Perspektive in Deutschland zu bieten. Wir wollen keine kurzfristige, sondern nur eine nachhaltige, langfristige Personalrekrutierung.

Gibt es spezielle Qualifikationen, die die Leute mitbringen sollen?

Die klassischen Arbeitsfelder sind Fluggastbetreuung und Luftsicherheit, wir suchen auch Bus- und Gepäckfahrer. Das sind natürlich keine hochqualifizierten Stellen. Uns reichen gute Deutsch-, vielleicht auch Englisch-Kenntnisse. Führerschein ist von Vorteil, aber den kann man auch hier günstig machen. Wir bieten auch Sprachkurse für die neuen Mitarbeiter an. 

Reisemythen Flugzeug Flughafen Start
Gerade in der Urlaubssaison werden Leute gesucht - in diesem Jahr auch in SüdosteuropaBild: picture alliance/dpa/B. Roessle

Können Sie noch mal genau erläutern, wie Sie die Leute vor Ort finden wollen? 

Wir sind noch ganz am Anfang dieses Prozesses. Aber was bereits gelaufen ist: Die Bundesagentur für Arbeit hat für uns in unseren Partnerländern im Ausland Stellenanzeigen veröffentlicht. Ansonsten schauen wir uns Agenturen an, mit denen wir zusammenarbeiten und vor Ort Veranstaltungen durchführen können, wie zum Beispiel Bewerbermessen. Aber es ist noch ein weiter Weg.

Frankfurt ist eine teure Stadt. Was können Sie den Menschen bieten, damit es sich für sie auch finanziell lohnt, hierher zu kommen? 

Wir arbeiten an Lösungen, um bezahlbaren Wohnraum im Flughafenumfeld anbieten zu können. Für die Startphase haben wir Zimmer, Pensionen und Wohngemeinschaften als Erstunterkünfte geplant. Die haben wir schon renoviert und vorbereitet. Wir prüfen gerade, ob weitere Immobilien in Frage kommen. Wir sind auch mit den umliegenden Kommunen im Gespräch. Wir wollen natürlich gerade für den Start günstigen Wohnraum anbieten.

Sie sind noch ganz am Anfang. Kann man trotzdem abschätzen, wie viele Leute ab wann gesucht werden?

Das kann ich so nicht beantworten, da wir noch keine Erfahrungswerte haben. Wir sind selber gespannt und freuen uns auf jeden Mitarbeiter, der aus dem Ausland kommt. Wir gehen aber davon aus, dass es nur ein geringer prozentualer Anteil sein wird. Wir rechnen damit, dass etwa fünf Prozent des neu eingestellten Personals aus dem Ausland kommen wird. Vielleicht sind das hundert Leute - das wäre ein Riesenerfolg. 

Kalliopi Megalomidou ist Senior Project Manager für Auslandsrekrutierung bei der Fraport AG, der Betreibergesellschaft des Flughafens Frankfurt am Main. Der Flughafen Frankfurt am Main ist der größte deutsche und der viertgrößte europäische Verkehrsflughafen. Insgesamt sind hier rund 81.000 Menschen beschäftigt. 

Das Interview führte Stephanie Höppner. 

Stephanie Höppner Autorin und Redakteurin für Politik und Gesellschaft