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BVB: Mittelmaß ist nicht das Maß der Dinge

Marko Langer
13. Februar 2021

Seit dem Ende der Ära Klopp (zur Erinnerung: das war 2015!) wird in Dortmund gerne und viel über die Trainerfrage geredet. Das steht auch nun wieder bevor. Vielleicht sollte man zur Abwechslung die Spielerfrage stellen.

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Fußball Bundesliga | Borussia Dortmund v TSG 1899 Hoffenheim | Edin Terzic
BVB-Trainer Terzic nach dem AbpfiffBild: Martin Meissner/AFP/Getty Images

Die Bilder hätten nicht unterschiedlicher sein können. Erst der Rückblick: Als der Bundesliga-Trainer-Neuling Edin Terzic nach dem desolaten Auftritt von Borussia Dortmund im Dezember gegen den VfB Stuttgart (1:5!) und der dann folgenden Entlassung von Lucien Favre wenige Tage später die Mannschaft beim Auswärtssieg in Bremen betreute, sah man anschließend einen lächelnden Coach, der sich mit seinen Spielern freute - und seine Spieler sich mit ihm. Das war, wie gesagt, im Dezember.

Nun die triste Gegenwart: Als der BVB jetzt am 21. Spieltag den eigentlich als Pflichtsieg erwarteten Erfolg gegen die TSG Hoffenheim verpasste und nur knapp an einer Niederlage vorbeischrammte, konnte man nach dem Abpfiff und dem 2:2 einen verkniffen unter seiner Mütze dreinblickenden Terzic beobachten. Manches Abklatschen mit den Spielern geriet mechanisch. Und da man schon bei den Mechanismen des Fußballgeschäfts ist, ist die Idee naheliegend: Der Interimstrainer macht es hier nicht mehr lange. Nach nur vier Siegen aus zehn Bundesliga-Spielen ist die Qualifikation für die Champions League in echter Gefahr. Tabellenplatz 6? Zu wenig.

Fußball Bundesliga | Borussia Dortmund v TSG 1899 Hoffenheim | Tor (2:2)
Aufbäumen mit Erling Haaland, der das Unentschieden retteteBild: Martin Meissner/REUTERS

Dass während des Spiels einige BVB-Anhänger etwa auf Twitter dem entlassenen Strategen Favre Tribut zollten, ist bezeichnend: Lag die Krise der Dortmunder am Ende dann doch nicht am grüblerisch-kauzigen Strategen? Und hatte man sich geirrt, als man in Terzic einen hoffentlich auch so durchschlagenden Hansi-Flick-Wiedergänger erkennen wollte? Jedenfalls: Da ist sie wieder, die Trainerfrage. Sportdirektor Michael Zorc vergaß am Samstag nicht, in Sachen Terzic darauf hinzuweisen: "Am Ende ist er in er sportlichen Verantwortung."

Kapitän als Bankdrücker

Dabei könnte man die Krise der Borussia ebenso an der Verfassung ihres begabtesten, besten, inspiriertesten und cleversten Spielers festmachen. Marco Reus. Jene Verfassung war zuletzt so unsicher, dass sich Terzic vor dem Spiel gegen Hoffenheim entschied, den Kapitän auf der Bank zu lassen. Starker Tobak. Das sollte wohl ein Zeichen sein. Wie unsicher wiederum Terzic mittlerweile in Dortmund agiert, war daran zu erkennen, dass er zugleich in einem Interview unmittelbar vor dem Spiel versicherte, Reus werde auch an diesem Nachmittag eine wichtige Rolle spielen. Dies war, nachdem der Kapitän ab der 59. Minute eingewechselt wurde und mitspielen durfte, ein bisschen viel versprochen.

Fußball Bundesliga | Borussia Dortmund v TSG 1899 Hoffenheim | Marco Reus
Erst auf der Bank: Kapitän Marco ReusBild: Roy Gilbert/Revierfoto/imago images

Nach der Partie sagte Terciz: "Wir sind natürlich nicht glücklich, dass wir zu Hause nicht gewonnen haben." Nein, glücklich sah er wirklich nicht aus. Und: "Wir werden weiter hart arbeiten. Die Anzahl unserer individuellen Abwehrfehler ist sehr hoch. Da ist es nicht einfach, komplett stabil zu sein." Reus wiederum gab im Sender Sky zu Protokoll: "Wir haben vor allem in der zweiten Halbzeit wenig Ruhe in unser Spiel reinbekommen, wenig Struktur, waren dann ein bisschen zu wild."

Es dürfen Wetten angeboten werden

Der BVB in dieser Verfassung droht, ins Mittelmaß abzugleiten. Da man aber als Spitzenklub gerne weiter zur europäischen Spitzengruppe gehören will, kann jenes Mittelmaß nicht das Maß der Dinge sein. Es dürfen Wetten angeboten werden, wann sich ein neuer Trainer an dieser Aufgabe versuchen darf.