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Rechtsextreme scheitern

Peter Philipp 20. September 2008

Die Polizei hat ein Treffen von Rechtsradikalen in Köln wegen der starken Gegendemonstrationen verboten. Gegner des "Anti-Islamisierungskongress" hatten den Veranstaltungsort mit Sitzblockaden abgeriegelt.

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Demonstrant und Polizisten in Köln, Quelle: AP
Jedem seine Uniform: Demonstrant und Polizisten in KölnBild: AP

Zehntausende Demonstranten haben am Samstagmittag (20.08.2008) in der Kölner Innenstadt die Abhaltung eines so genannten "Anti-Islamisierungskongresses" verhindert, zu dem die rechtspopulistische "Pro Köln" Bewegung aufgerufen hatte. Nachdem die Demonstranten den Veranstaltungsort mit Sitzblockaden hermetisch abgeriegelt hatten, untersagte die Polizei das Treffen, weil sie die Sicherheit der Teilnehmer nicht hätte gewährleisten können.

Kein Platz für Rassismus

Unter Beteiligung von Vertretern anderer rechter Organisationen aus dem europäischen Ausland wollte "Pro Köln" gegen den Bau einer großen Moschee in Köln demonstrieren und sich selbst als Teil einer breiten europäischen Bewegung darstellen. Die Organisatoren hatten rund 1500 Teilnehmer aus ganz Europa angekündigt, am Ende waren auf dem Platz nur einige Dutzend erschienen und statt dessen war die Innenstadt beherrscht von bis zu 40.000 Gegendemonstranten: "Wir stehen hier auf dem Platz versammelt: Christen, Sozialisten, Muslime, Juden, Gewerkschaftler, Demokraten aller Richtungen Kölns, um uns zu vereinen gegen den Aufmarsch europäischer Rechtsextremisten in unserer Stadt", rief ein Redner der Menge zu.

Ein Teilnehmer des "Kongresses" vor der Silhouette des Kölner Doms, Quelle: AP
Ein Teilnehmer des "Kongresses" vor der Silhouette des Kölner DomsBild: AP

Am Kölner Dom begann schon am Morgen die erste Gegenversammlung, zu der Oberbürgermeister Fritz Schramma aufgerufen hatte. Rassistische Veranstaltungen wie der geplante Kongress haben keinen Platz in einer Stadt wie Köln – das war die übereinstimmende Meinung der Versammelten. Auf der Bühne Kölner Künstler, die bereits 1992 ein deutschlandweit beachtetes Konzert gegen Fremdenfeindlichkeit gegeben hatten.

Die Rechten übertönen

Das Hauptkonzert fand diesmal in der Nähe des geplanten Kundgebungsortes statt. Man wollte die rechten Redner übertönen, dazu kam es dann aber nicht mehr. Weil die Demonstranten sämtliche Zugänge zur Kundgebung blockiert hatten, war kein Durchkommen.

Polizeikräfte stehen am Samstag linken Demonstranten gegenüber, Quelle: AP
Polizeikräfte stehen am Samstag linken Demonstranten gegenüberBild: AP

Auf dem Platz hatten die Rechten am Morgen eine Bühne aufgebaut, nun aber gelang es ihnen nicht, dorthin zu gelangen. Ein Teil von ihnen kam anscheinend nicht einmal aus dem Flughafen heraus und die anderen konnten die Sperren nicht überwinden. Schon am Freitag (19.9.) hatten sie auf ihre Stadtrundfahrt durch vermeintliche Problemviertel verzichten müssen – und waren dann auch noch von ihrem Hotel auf die Straße gesetzt worden.

Polizistenpuppen als Geschenk

"Wir kriegen Euch alle, wir kriegen Euch alle", skandierten die Demonstranten am Kundgebungsplatz und vereinzelt griffen Autonome auch Teilnehmer des angeblichen Kongresses tätlich an - so dass die Polizei beschloss, die Veranstaltung insgesamt zu verbieten. Einzeln mussten die wenigen Teilnehmer unter Polizeischutz vom Platz geleitet werden; die Bühne wurde ungenutzt wieder abgebaut. Der Platz blieb noch Stunden gesperrt.

Gegendemonstranten vor dem Dom, Quelle: AP
Gegendemonstranten vor dem DomBild: AP

Unterdessen kam zwei Ecken weiter die Veranstaltung mit Kölner Kabarettisten und Musikern erst richtig in Fahrt. 1992 sei man bewusst ohne Politiker aufgetreten, erklärten mehrere Redner. Diesmal seien es die Politiker gewesen, die den Anstoß zum Widerstand gegeben haben. Im Rathaus nebenan schließlich wurden am Nachmittag die letzten Eheschließungen vollzogen. Brautpaare und Gäste musste unter Polizeischutz aus dem Viertel gebracht werden, dafür erhielten die Brautpaare aber von der Polizei eine Polizistenpuppe zum Andenken geschenkt und ein offizielles Glückwunschschreiben.