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COVID-19-Symptome: Alles kann, nichts muss

22. Juli 2021

Wie merke ich, dass ich COVID habe? Diese Frage treibt uns seit Anfang der Pandemie um. So richtig beantworten können wir sie noch immer nicht. Selbst ein Schnupfen ist nicht zu unterschätzen.

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Fragebogen Stift Papier
Bild: Fotolia/Dmitry Naumov

2020 wären trockener Husten und Fieber eindeutige COVID-19-Symptome gewesen. Wären allerdings noch Kopf- und Gliederschmerzen hinzugekommen: klarer Fall von Grippe. Mit Schnupfen und Halsschmerzen hätten wir uns glücklicherweise nur eine Erkältung eingefangen. So lässt sich - grob vereinfacht - das geltende Verständnis der Symptome am Anfang der Pandemie beschreiben.  

Und dann kam der Geruchs- und Geschmacksverlust: DAS Indiz für eine Infektion mit SARS-CoV-2. Zumindest darauf ist auch weiter Verlass – wer heute eine Veränderung seines Geschmack- oder Geruchssinns feststellt, bei dem sollten noch immer die Corona-Alarmglocken angehen.

Anders ist es bei allen anderen Symptomen. Die sind – sagen wir – etwas fluide. Wir versuchen ihnen mithilfe von Biomarkern auf die Spur zu kommen, und ein Muster anhand von Blutgruppen zu erkennen. Dazu kommt, dass sie sich unterscheiden können, je nachdem, ob ein COVID-Erkrankter bereits geimpft ist, ob es sich um eine Variante handelt oder ob der Patient/die Patientin alt oder jung, fit oder vorerkrankt ist. 

Containment Scout in Schutzkleidung mit Kontaktpersonenliste bei einem Coronavirus-Verdachtsfall
Husten, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen? Eine COVID-Infektion kann sich mittlerweile mit vielen Symptomen bemerkbar machenBild: Zoonar.com/Robert Kneschke/picture alliance

Die neuen Top 5

Eine Studie, die in Großbritannien läuft, hat genau dazu Daten veröffentlicht. Bei der Zoe COVID Symptom Study geben Infizierte per App ihre Symptome an. Demnach haben sich die Symptome offenbar verändert - was nicht zuletzt an der Delta-Variante liegen kann (nicht muss), die in Großbritannien mittlerweile optimistische 99 Prozent der Infektionen ausmacht (Stand 12. Juli 2021). Hier die verschiedenen Gruppen:

Was sind die häufigsten Symptome, wenn ich vollständigen Impfschutz habe?

Im Allgemeinen wurden in der App von geimpften und ungeimpften Personen ähnliche Symptome von COVID-19 gemeldet, heißt es auf der Webseite. "Diejenigen, die bereits geimpft waren, meldeten jedoch weniger Symptome über einen kürzeren Zeitraum, was darauf hindeutet, dass sie weniger schwer erkranken und schneller wieder gesund werden", so der Wortlaut.

Wie mittlerweile häufig thematisiert: Auch Geimpfte können sich mit dem Coronavirus infizieren. Doch die Daten bestätigen, dass diese dann meist nur milde Symptome bekommen. Und die Impfungen verhindern schwere oder gar lebensbedrohliche COVID-19-Verläufe. 

Die aktuelle Rangliste der COVID-Symptome nach zwei Impfungen:

  • Kopfschmerzen
  • Laufende Nase
  • Niesen
  • Halsweh
  • Verlust des Geruchssinns

Damit wären wir bei den Symptomen, die wir üblicherweise mit einer Erkältung in Verbindung bringen. Eine Verwechslung wäre tückisch und könnte eben auch zu der Verbreitung der Delta-Variante in Großbritannien geführt haben.

Was sind die häufigsten Symptome, wenn ich noch nicht geimpft bin? 

Alles beim Alten? Auch hier nicht! Einige Symptome sind nach wie vor dabei, aber im Laufe des Jahres zeigten sich einige Veränderungen gegenüber dem ersten Auftreten von COVID-19 vor rund 1,5 Jahren

  • Kopfschmerzen
  • Wunde Kehle
  • Laufende Nase
  • Fieber
  • Anhaltender Husten

Geruchsverlust rutscht auf Platz 9 der Liste und Kurzatmigkeit folgt deutlich weiter unten auf Platz 30. Diese Schwankungen könnten darauf hindeutet, dass sich die zuvor bekannten Symptome mit den sich entwickelnden Varianten des Virus verändern. 

Nicht so vorschnell 

Der Virologe Christian Drosten geht in dem Coronavirus Update auch auf die Ergebnisse der Studie und auf das Youtube-Statement von Tim Spector, Epidemiologe und Leiter der ZOE-Studie, ein. Er glaubt, dass ein wichtiger Punkt bei der Diskussion um die Symptome in den Medien untergeht: 

Das Symptombild generell habe sich verändert, und zwar "dadurch, dass jetzt zunehmend ältere Leute geimpft sind und sie jetzt in ihrer Studie zunehmend jüngere Leute sehen, die infiziert sind."

Bei jüngeren Leuten gehen die Symptome eher in Richtung eines allgemeinen grippalen Infekts, mit Kopfschmerzen, Halsschmerzen und ein bisschen Fieber. Dieser hartnäckige Husten, der bei den älteren Patienten so typisch war, werde jetzt weniger gesehen, sagt Drosten.

Er würde das weniger der Delta-Variante zuschreiben, sondern eher der Entwicklung in der empfänglichen Bevölkerung  – kurzum: den Jüngeren, da die Älteren stärker geimpft sind. 

"Ich glaube, da muss man einfach mal warten, bis etwas wirklich Wissenschaftliches veröffentlicht wird dazu", sagt Drosten. 

Bitte nicht: "Ach, das ist doch nur ein Schnupfen" 

Im Zweifelsfall ist es immer die richtige Entscheidung, sich bei Unwohlsein testen zu lassen und Abstand zu halten, da sind sich Tim Spector und Christian Drosten einig.

"Ich glaube, das ist auch der Sinn dieser öffentlichen Äußerung gewesen, die Bevölkerung daran zu erinnern, gerade die jüngere Bevölkerung, die sich jetzt eben infiziert, dass man aufpassen muss, selbst wenn man sich nicht so schwer krank fühlt", sagt Drosten."Und [dass man] nicht sich einfach nur denken soll: Ach, das ist doch nur ein Schnupfen."

Erst kürzlich hat die Gutenberg COVID-19 Studie der Universität Mainz gezeigt, dass über 40 Prozent aller mit SARS-CoV-2 Infizierten nicht von ihrer akuten oder durchgemachten Infektion wissen.

Im DW-Interview bestätigte Studienautor Philipp Wild aber, dass aufgrund des Impfstatus' oder niedriger Inzidenzzahlen nicht aufs Testen verzichtet werden sollte. "Das ist ein wichtiger Maßstab, um die Dynamik der Pandemie im Blick zu behalten." 

Aufmerksam bleiben und Vorsicht walten lassen ist eben doch noch nicht optional, sondern ein Muss – egal ob geimpft, genesen oder getestet. Dass die AHA-Regeln in der Praxis einen hohen Nutzen haben, hat die Gutenberg Studie bestätigt. 

Hannah Fuchs Multimedia-Reporterin und Redakteurin mit Fokus auf Technik, digitalen Themen und Psychologie.