Bis zuletzt rang die Weltklimakonferenz in Glasgow um Details des Abschlussdokuments. China und Indien schwächten den Aufruf zum Kohleausstieg ab. Nicht nur UN-Generalsekretär Guterres zeigt sich vom Ergebnis enttäuscht.
Mit einem Hammer-Schlag gab Konferenz-Leiter Alok Sharma am Samstagabend in Glasgow das Zeichen, dass es keine entscheidenden Einwände mehr gegen den Abschluss-Text gab, um den bis zur letzten Minute gerungen worden war. Dieser bringt Lichtblicke - hat aber auch Schattenseiten.
Die UN-Klimakonferenz hat die Staaten der Welt erstmals dazu aufgefordert, den Ausstieg aus der Kohle einzuleiten. Der nun von rund 200 Staaten gebilligte "Klimapakt von Glasgow" fordert außerdem, "ineffiziente" Subventionen für Öl, Gas und Kohle zu streichen.
Obwohl der Aufruf zum Aus für die Kohle am Ende auf Druck von China und Indien nochmals abgeschwächt wurde, lobte Bundesumweltministerin Svenja Schulze den Deal dennoch als "historisch". Bei der COP26 sei "jetzt weltweit der Kohleausstieg eingeleitet" worden. Mit dieser Beschleunigung der Energiewende in aller Welt sei ein "neues wirtschaftliches Leitbild" entstanden, sagte Schulze. Dadurch bewirke die COP26 eine "deutliche Beschleunigung für den Klimaschutz".
Sie habe sich die Formulierung zur Kohle "noch etwas eindeutiger gewünscht", so die Bundesumweltministerin. Nun sei sie zwar "etwas abgeschwächt worden, aber die ist drin geblieben". Dies sei "bis zur letzten Sekunde sehr, sehr schwierig" gewesen und Deutschland und die EU hätten hier "sehr viele Brücken bauen" müssen.
Greta Thunberg, die weltweit wohl bekannteste Klimaaktivistin, zog hingegen eine vernichtende Bilanz. "Die COP26 ist vorbei. Hier ist eine kurze Zusammenfassung: Blah Blah Blah", twitterte die Schwedin.
Auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, äußerte sich ernüchtert über den Ausgang. "Es ist ein wichtiger Schritt, aber es ist nicht genug. Es ist Zeit, in den Notfallmodus zu gehen", ließ Guterres verlauten. Die UN-Klimakonferenz in Glasgow habe die Gefahr einer globalen Klimakrise nicht gebannt. Die in den Beschlüssen von Glasgow erzielten Fortschritte seien "nicht genug" und voller "Widersprüche". Die Klimakatastrophe stehe weiter vor der Tür, so der UN-Generalsekretär: "Unser zerbrechlicher Planet hängt am seidenen Faden."
Der Gastgeber, der britische Premier Boris Johnson, begrüßte die Beschlüsse als großen Schritt nach vorn, wies aber darauf hin, dass es weiterhin viel zu tun gebe. "Ich hoffe, dass wir auf die COP26 in Glasgow als Anfang vom Ende des Klimawandels zurückblicken werden."
Als sich mehrere Staaten am Samstagabend kurz vor der Schlussabstimmung bitterlich über Verwässerungen in letzter Minute beschwerten, kämpfte der britische COP26-Präsident Alok Sharma mit den Tränen. "Ich bitte um Verzeihung für die Art, wie das gelaufen ist. Und es tut mir sehr leid", sagte er.
Sharma fügte an: "Es ist auch von elementarer Bedeutung, dass wir dieses Paket schützen." Darauf versagte ihm die Stimme und er senkte den Blick. Die Delegierten halfen ihm mit langem Applaus über den emotionalen Moment hinweg.
Der nächste Gipfel, die COP27, findet im November 2022 in Ägypten statt.
AR/wa (dpa, epd, rtr)