Fussball-WM in China
24. September 2007Am Mittwoch (26.09.2007) im Kampf um den Finaleinzug gegen den China-Bezwinger Norwegen dürften bis zu 55.000 Chinesen in Tianjin hinter der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) stehen. "Bei unseren Spielen scheinen mehr Zuschauer in den Stadien zu sein als bei anderen Spielen ohne chinesische Beteiligung. Das zeigt ja, dass der deutsche Fußball hier sehr beliebt ist", sagt Torfrau Nadine Angerer. Deutschlands Rekordnationalspieler Lothar Matthäus und "Kaiser" Franz Beckenbauer sind Namen, die jeder chinesische Fußballfan zwar nicht unfallfrei, aber doch mit einer Portion Genuss über die Zunge bringt.
Aber auch die Frauen haben mit ihren bislang 16 WM-Toren in vier Begegnungen ihren Teil zur Begeisterung für den deutschen Fußball beigetragen. "Die Chinesen wollen Angriff auf Angriff sehen, dann kann man sie für sich gewinnen", sagt der frühere chinesische Nationaltrainer Klaus Schlappner, der zwischen 1992 und 1995 die Herren des Landes trainierte. Die Begeisterung für Schwarz-Rot-Gold bewiesen die Chinesen am bislang eindrucksvollsten im letzten Vorrundenspiel gegen Japan. Gegen Chinas Erzrivalen standen die Gastgeber wie eine Wand hinter der deutschen Mannschaft. Mit "Deguo, Deguo"-Rufen, "Deutschland, Deutschland", unterstützten die Chinesen aber auch schon in den Spielen gegen Argentinien und England die DFB-Auswahl.
Alle wollen ein Autogramm von Prinz
Die Popularität der Deutschen zeigt sich auch abseits des Spielfeldes. Beim Gang durch die Stadt oder ins Cafe werden die Spielerinnen auch wegen ihres Deutschland-Outfits erkannt und immer wieder angesprochen und um Fotos gebeten. Ariane Hingst hat bereits das eine oder andere Auotgramm hinterlassen. "Aber 99 Prozent wollen ein Autogramm von Birgit Prinz", sagt die Abwehrspielerin. Prinz hat sich als dreimalige Weltfußballerin tatsächlich im fernen Asien einen Namen gemacht. Wenn ihr Name bei der Mannschaftsaufstellung verlesen wird, dann braust ein Extrajubel auf. "Dass ich hier so bekannt bin, war mit gar nicht bewusst", sagt Prinz.
Eine Ausnahme in Sachen Heimspiel-Atmosphäre bildete allerdings das Viertelfinale der Deutschen am Samstag (22.9.) gegen Nordkorea. Beim 3:0 hielten die Gastgeber in deutlicher Mehrheit für ihren kommunistischen Bruderstaat. Am Weiterkommen der DFB-Auswahl hat es nichts geändert. "Wenn die Zuschauer uns unterstützen, dann macht es Spaß. Wenn sie für die anderen schreien, ist das nur noch mehr Motivation für uns", meint Mittelfeldspielerin Simone Laudehr.
Alte Bekannte
Die Norwegerinnen werden es wohl ähnlich halten am Mittwoch. Sie sind nach dem knappen Sieg über China zumindest für die kommenden 90 Minuten nicht sonderlich beliebt. Für die Deutsche Mannschaft ist der Halbfinal-Gegner ein guter alter Bekannter. Die Elf von Bjarne Berntsen ist ein Dauer-Rivale der Deutschen bei allen internationalen Turnieren. Gegen kein anderes Team der Welt hat Deutschland so oft gespielt wie gegen die Skandinavierinnen. Von 28 Partien gewannen die deutschen Frauen zwölf, elf Spiele gingen verloren, fünf Mal trennte man sich unentschieden. "Norwegen gehört seit jeher zu den Top-Nationen. Das können wir aus intensiver Erfahrung sagen und ich erwarte diesmal nichts anderes", betonte Spielführerin Birgit Prinz vor dem Halbfinale an diesem Mittwoch (14.00 Uhr MESZ) im Olympic Sport-Center.
Im zweiten Halbfinale treffen am Donnerstag in Hangzhou (14 Uhr MESZ) Olympiasieger USA und Brasilien aufeinander. Für wen die chinesischen Fans in diesem Spiel die Daumen halten werden, ist noch unklar: Die Brasilianerinnen hatten China mit einem 4:0 in der Vorrunde regelrecht vorgeführt und der zweimalige Weltmeister USA hat im Reich der Mitte naturgemäß schlechte Karten. Das hat aber eher politische als sportliche Gründe. (ina)