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Politik

China meldet kaum noch neue Corona-Fälle

9. März 2020

In China geben neue Zahlen Anlass zur Hoffnung auf ein Abflauen der Krise. Im Rest der Welt infizieren sich immer mehr Menschen. Vielerorts werden deshalb immer drastischere Maßnahmen erwogen.

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China Coronavirus,
Eine Ärztin auf dem Weg nach WuhanBild: picture-alliance/Xinhua/W. Peiquan

Seit Januar veröffentlichen die chinesischen Gesundheitsbehörden täglich Angaben, wie viele Menschen sich neu mit dem Coronavirus infiziert haben und wie viele an dessen Auswirkungen gestorben sind - diese Zahlen sind nun auf den niedrigsten Stand seit der ersten Veröffentlichung gesunken. Im ganzen Land wurden demnach nur 40 neue Infektions- sowie 22 Todesfälle nachgewiesen. Insgesamt sprechen die chinesischen Behörden von mehr als 80.700 Infektionen und mindestens 3119 Toten durch das Virus.

Nach wie vor treten die meisten Neuinfektionen in der Provinz Hubei auf, die bereits seit Dezember der Schwerpunkt der Epidemie ist. Die Provinz um die Millionenstadt Wuhan ist bereits seit Ende Januar abgeriegelt, rund 56 Millionen Menschen sind von der Maßnahme betroffen. Am Freitag hatte ein hochrangiger chinesischer Regierungsvertreter jedoch angedeutet, dass die Abschottung schon bald gelockert werden könnte.

Südkorea hofft, Iran bangt

Auch Südkorea ist zuversichtlich, dass eine Entspannung der Lage bevorstehen könnte: "Ich bin noch immer sehr vorsichtig, aber es besteht die Hoffnung, dass wir in naher Zukunft einen Wendepunkt erreichen", sagte Ministerpräsident Chung Sye Kyun. Dem Gesundheitsministerium zufolge könne man jedoch noch nicht sagen, die Krise sei vorbei. In dem ostasiatischen Land haben sich offiziellen Angaben zufolge zuletzt 96 Menschen angesteckt. Somit haben sich insgesamt 7478 Menschen in Südkorea infiziert, 51 von ihnen sind gestorben.

Iran Coronavirus Desinfektion
Im Iran kämpft die Feuerwehr mit Desinfektions-Kanonen gegen Sars-Cov-2Bild: picture-alliance/Zuma/R. Fouladi

Weltweit steigt die Zahl der Infizierten jedoch weiter rasant an. Laut der Datensammlung der Johns-Hopkins-Universität wurden bisher 110.000 Fälle gezählt.

Im Iran ist die Zahl der Toten infolge der Atemwegserkrankung COVID-19 laut Gesundheitsbehörden inzwischen auf 237 angestiegen, darunter auch Ärzte und politische Mandatsträger. Aus der islamischen Republik wurden bislang 7161 Fälle gemeldet. Einige Experten vertreten mit Verweis auf die anderswo geringere Todesrate jedoch die Theorie, dass im Iran die Dunkelziffer der nicht offiziell bestätigten Fälle besonders hoch sein könnte. Das Land greift im Zusammenhang mit dem Corona-Ausbruch zu ungewöhnlichen Maßnahmen: Rund 70.000 Gefangene wurden freigelassen, hieß es auf dem Nachrichtenportal der iranischen Justiz. Es würden noch weitere Gefängnisinsassen entlassen. Ob oder wann sie in die Haftanstalten zurückkehren müssen, wurde nicht aufgeführt. 

Quarantäne für Bethlehem-Besucher

Unterdessen weiten einige Airlines im Nahen Osten ihre Flugbeschränkungen aus, insbesondere in Richtung China und Iran. Angesichts 19 Corona-Patienten in der palästinensischen Stadt Bethlehem ordnete Israels Gesundheitsministerium eine zweiwöchige Quarantäne für alle Personen an, die sich in Israel aufhalten und kürzlich in Bethlehem waren. Zum jüdischen Purimfest sollen bis Mittwoch die Übergänge zu den palästinensischen Gebieten und dem Gazastreifen geschlossen bleiben. In Israel wurden bis Sonntag 39 Corona-Fälle bestätigt.

Anstieg in Deutschland und Frankreich

In Europa scheint man von einem Scheitelpunkt noch weit entfernt. Zum Wochenbeginn überstiegen sowohl Deutschland als auch Frankreich die 1000er-Marke: Aus Deutschland werden laut Robert-Koch-Institut 1112 Infektionen gemeldet, fast 500 von ihnen im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen. In Frankreich sind laut Datensammlung der Johns-Hopkins-Universität 1209 Menschen infiziert - anders als im Nachbarland gab es dort bereits 19 Todesfälle.

Im politischen Berlin wird derweil diskutiert, ob größere Veranstaltungen angesichts der Ansteckungsgefahr noch stattfinden sollten, allerdings obliegt die Entscheidung in Deutschland den Veranstaltern beziehungsweise lokalen Polizeibehörden. Bereits am kommenden Wochenende könnten Fußballspiele abgesagt werden oder ohne Publikum stattfinden. Im zentral regierten Frankreich hatte die Regierung am Sonntag bereits ein zeitweiliges Verbot für Veranstaltungen mit mehr als tausend Teilnehmern ausgesprochen. So findet das Champions League-Spiel zwischen Paris Saint Germain und Borussia Dortmund am Mittwoch in der französischen Hauptstadt vor leeren Rängen statt. RB Leipzig empfängt hingegen Tottenham Hotspur vor Publikum.

Frankreich | Tourismus und Corona | Paris Louvre
Frankreichs berühmtestes Museum, der Pariser Louvre, ist bereits seit einer Woche wegen Corona geschlossenBild: picture-alliance/dpa/C. Ena

In der EU mehren sich derweil Rufe nach Wirtschaftshilfen, um die ökonomischen Folgen der Corona-Epidemie einzudämmen. In Deutschland einigten sich die Spitzen der Regierungsparteien sowie Vertreter von Bundesregierung und Ländern auf Kurzarbeitergeld. Diese Beruhigungsspritze schien angesichts der Verunsicherung durch Corona und den fallenden Ölpreis jedoch nicht genug: Bei Handelsstart am Montagmorgen sackte der deutsche Aktienindex DAX um mehr als sieben Prozentpunkte ab.

Italien plant "Schocktherapie"

Im Land des größten Corona-Ausbruchs in Europa dürften die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus noch ausgeweitet werden: Italiens Regierung will in den kommenden Tagen entscheiden, ob die Schulen landesweit länger geschlossen bleiben sollen. Ministerpräsident Giuseppe Conte sagte der Tageszeitung "La Repubblica": "Wir werden hier nicht aufhören. Wir werden eine massive Schocktherapie anwenden." Er unterstrich, das Land werde seinen finanziellen Spielraum im Rahmen des EU-Stabilitätspakts bei Bedarf voll ausschöpfen. Seit dem Wochenende gelten für weite Gebiete im Norden des Landes - die Region Lombardei sowie einige Provinzen benachbarter Regionen - Beschränkungen in der Reisefreiheit. In dem südeuropäischen Land sind mehr als 9100 Infektions- und 463 Todesfälle bekannt, bislang sind erst einige hundert Patienten wieder gesund.

ehl/pg (dpa, rtr, afp, kna, Johns-Hopkins-Universität)