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Charta für den Weltfrieden

Heinrich Bergstresser20. August 2004

Gerechtigkeit und Frieden waren am 21.8.1944 die Stichworte. Vertreter Großbritanniens, der USA, der Sowjetunion und Chinas planten in Dumbarton Oaks eine internationale Friedensorganisation: Die Vereinten Nationen.

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Die UN-Charta sollte den Weltfrieden garantieren

Den entscheidenden Schritt vollzogen die 51 Gründungsmitglieder aber in San Francisco. Dort hielten sie die Gründungskonferenz (25.4. - 25.6.1945) ab und verabschiedeten die Charta der UNO am Schlusstag einstimmig. Der Krieg in Europa war vorbei, und die Kapitulation Japans nur noch eine Frage der Zeit. Die Vertreter der beteiligten Staaten wollten eine Nachkriegsordnung schaffen, die zugleich auch eine neue Weltordnung verkörperte.

"Treibende Kraft Roosevelt"

Zu Beginn der Konferenz hatte Truman die Delegierten mit bewegenden Worten daran erinnert, dass kein anderer als sein zwei Wochen zuvor verstorbener Vorgänger Franklin Roosevelt die treibende Kraft gewesen war, diese Konferenz durchzuführen: "Diese Konferenz verdankt ihre Daseinsberechtigung weitgehend der Vision, Weitsicht und Entschlossenheit von Franklin Roosevelt. Sie hier sind die Architekten einer besseren Welt. In ihren Händen liegt unsere Zukunft. Durch ihre Arbeit hier werden wir bald schon wissen, ob eine leidende Menschheit Gerechtigkeit und dauerhaften Frieden verwirklichen kann."

Vorausgegangen waren mehrere Konferenzen der Alliierten. Erste Umrisse einer internationalen Organisation zeichneten sich bereits bei einem Treffen von Roosevelt und Winston Churchill 1941 ab, als sie sich auf die Atlantik-Charta einigten, die das Selbstbestimmungsrecht der Völker und das Gewaltverbot thematisierte. Aber erst nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour im Dezember 1941 kam es wenige Wochen später zu einem breit angelegten politischen Bündnis.

26 Staaten - darunter Griechenland und Südafrika - unterzeichneten am 1. Januar 1942 die Erklärung der "Vereinten Nationen". Sie zielte aber im Kern darauf, gegen Deutschland, Japan und deren Verbündete die Freiheit und Unabhängigkeit zu verteidigen. Nach weiteren Zwischenschritten kam es im August 1944 in Dumbarton Oaks, nahe der Hauptstadt Washington, zum Durchbruch.

In den Wirren des Krieges

Der II. Weltkrieg tobte weiter. Aber das Kriegsende schien nahe, die Landung in der Normandie war gelungen, alliierte Truppen rückten in Südfrankreich vor, die Rote Armee hatte Minsk befreit und marschierte nach Westen, und die Japaner konnten den US-Streitkräfte im Pazifik nicht mehr viel entgegensetzen, die bereits auf Guam gelandet waren. Unter der Leitung des Unterstaats-Sekretärs und späteren US-Außenministers Edward Stettinius einigten sich die Vertreter der vier Mächte - USA, Sowjetunion, Großbritannien und China - auf einen Entwurf für die UN-Charta, den die USA vorgelegt hatten.

Wegen der schlechten sowjetisch-chinesischen Beziehungen fand die Konferenz in Dumbarton Oaks in zwei Phasen statt: in der ersten ohne China und in der zweiten ohne den sowjetischen Vertreter. Dies änderte aber nichts am Ergebnis der Konferenz, die am 9. Oktober die "Vorschläge für die Schaffung einer Allgemeinen Internationalen Organisation" verabschiedete. Sie bildeten die Grundlage für die Gründungskonferenz in San Francisco, deren Durchführung die Großen Drei - USA, Sowjetunion, Großbritannien - auf ihrem Gipfel in Jalta Anfang 1945 schließlich billigten.

Friede, Freiheit, Gerechtigkeit

Und kein geringerer als der im amerikanischen Exil lebende deutsche Literaturnobelpreisträger Thomas Mann zeigte sich am Vorabend der Gründungskonferenz geradezu entzückt über die Chancen, Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit zu verwirklichen: "Niemand sehnt sich mehr nach einem Erfolg in San Francisco, als der Schriftsteller, dass der Grundstein für den Frieden unter den Völkern gelegt wird: ein Frieden in Freiheit und Gerechtigkeit". Am 24.10.1945 trat die Charta der UNO in Kraft - ein Tag, der seit 1972 alljährlich als "Tag der Vereinten Nationen" gefeiert wird.