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Ben Mee kritisiert "White Lives Matter"-Banner

23. Juni 2020

Ein Kleinflugzeug fliegt mit einem "White Lives Matter Burnley"-Banner hinter sich über das Stadion von Manchester City. Der FC Burnley erlebt damit in Manchester nicht nur sportlich eine Schmach.

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Britain Soccer Premier League
Ben Mee erlebte nicht nur sportlich einen unschönen TagBild: picture-alliance/AP Photo/S. Botterill

Kurz vor Anpfiff erschien die Maschine am Himmel. Das Kleinflugzeug drehte eine Runde über das Etihad Stadium von Manchester City und zog deutlich sichtbar ein Banner mit der Aufschrift "White Lives Matter Burnley" (Weiße Leben zählen Burnley) hinter sich her. Das Banner sorgt nun für mehr Schlagzeilen als das Spiel selbst.

Fans sollen "im 21. Jahrhundert ankommen"

Der FC Burnley kassierte bei Manchester City eine deftige 0:5-Niederlage, musste sich aber nach der Partie nicht nur für die sportliche Leistung rechtfertigen. Kapitän Ben Mee vom englischen Erstligisten Burnley zeigte sich beschämt ob des Vorfalls. Das am Kleinflugzeug angebrachte Banner über dem Stadion von Manchester sei ihm peinlich. "Ich schäme mich, dass eine kleine Anzahl unserer Fans beschlossen hat, so etwas um das Stadion herum zu zeigen", sagte Mee. Die verantwortlichen Fans sollten "im 21. Jahrhundert ankommen", sagte der 30-Jährige nach dem Montagabend-Spiel der Premier League.

Das Timing des Flugzeugpiloten war gut gewählt. Kurz nachdem die Spieler und Offiziellen vor dem Anpfiff auf die Knie gegangen waren, um sich mit der Black-Lives-Matter-Bewegung zu solidarisieren, erschien das Banner über dem Stadion. Die Botschaft wurde überbracht - und sorgt nun für Kontroverse. "White Lives Matter" gilt vielen Kritikern als Relativierung der Gewalt gegen Schwarze, wie etwa des gewaltsamen Todes des US-Amerikaners George Floyd. 

Nicht der erste Fall

Es ist im internationalen Sport längst nicht der erste Fall. So zeigten am Wochenende auch Fans des Budapester Vereins Ferencváros im Lokalderby gegen Újpest Budapest ein solches Banner. Zuvor hatten in der tschechischen Liga Anhänger von Sparta Prag Schwarze Spieler von Gegner Viktoria Pilsen mit einem "White Lives Matter"-Transparent versucht zu provozieren. Und auch Denkmäler von Sporthelden waren Ziel von Aktionen: Eine Statue des afroamerikanischen Tennisidols Arthur Ashe in dessen Geburtsstadt Richmond wurde Mitte Juni von Unbekannten mit den Worten "White Lives Matter" besprüht. 

Christos Kassimeris, Professor an der Europäischen Universität Zypern, sieht die Fälle in einem Zusammenhang: "Diese Vorfälle sind nicht mehr nur Angriffe auf Schwarze Fußballer. Es soll die ganze #BlackLivesMatter-Bewegung getroffen werden. Damit hebt man den Rassismus im Fußball auf ein ganz neues Level", urteilt der Forscher im Gespräch mit der DW. Kassimeris hat bereits mehrere Publikationen zu Rassismus im Fußball herausgegeben. Pavel Klymenko sieht das ganz ähnlich. Der Aktivist des Fan-Netzwerks Football Against Racism in Europe (Fare) warnt: "Wir werden solche Dinge öfter sehen. Es ist einfach diese Geschehnisse als extreme Einzelfälle abzutun. Aber inzwischen hat das Thema die Premier League erreicht. Das zeigt, wie weit es sich verbreitet hat. Das Problem ist größer als der Fußball. Der Fußball stellt nur die Plattform, auf der diese Ideen propagiert werden", so Klymenko im DW-Gespräch.

Der FC Burnley hatte sich bereits während des Spiels mit einer Stellungnahme entschuldigt: "Wir möchten klarstellen, dass die Verantwortlichen im Turf Moor (Stadion des FC Burnley, Anm. d. Red.) nicht willkommen sind. Dies entspricht in keiner Weise dem, wofür der Burnley Football Club steht, und wir werden voll und ganz mit den Behörden zusammenarbeiten, um die Verantwortlichen zu ermitteln und lebenslange Verbote auszusprechen." Und Kapitän Mee betonte: "Das hat den Punkt völlig verfehlt. Der Gruppe der Jungs im Stadion ist es peinlich, das zu sehen. Das ist nicht das, wofür wir stehen. Ich bin wirklich bestürzt, dass das passiert ist."

jw/sn (mit sid/dpa)