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Politik

Folterverdacht: Syrischer Arzt inhaftiert

22. Juni 2020

Die Bundesanwaltschaft hat einen mutmaßlichen Mitarbeiter des syrischen Geheimdienstes in Hessen festnehmen lassen. Der Arzt soll im syrischen Bürgerkrieg Regimegegner gefoltert und getötet haben.

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Türkei Symbolbild Folter in Syrien
In Gefängnissen des syrischen Regimes werden Gefangene nachweislich gequält und gefoltertBild: picture-alliance/dpa/AA/C. Genco

Der Syrer Alaa M. wurde demnach am Freitagabend durch Beamte des Bundeskriminalamts in Hessen festgenommen. Er sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Der Mann soll als Arzt in einem Gefängnis des syrischen militärischen Geheimdiensts tätig gewesen sein und dort zumindest in zwei Fällen einen Inhaftierten gefoltert haben.

Der Mann war zuletzt in Hessen als Arzt tätig, wie die Bundesanwaltschaft mitteilte. Ihm würden Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt, berichtete die Behörde in Karlsruhe weiter. Er war 2015 aus Syrien nach Deutschland gekommen und arbeitete hier als Arzt.

Verdächtiger soll Inhaftierte gequält haben

Den Ermittlungen zufolge hatte Alaa M. im November 2011 im Militärkrankenhaus der syrischen Stadt Homs einen Gefangenen mit einem Plastikrohr geschlagen und den am Boden Liegenden getreten. Zuvor habe das Opfer im Anschluss an eine "Foltersitzung" einen epileptischen Anfall erlitten. Das Opfer sei später gestorben, teilte die Anklagebehörde mit. Die Todesursache sei unklar.

Wie die Bundesanwaltschaft weiter mitteilte, war der Mann eingesperrt worden, weil es an einer Demonstration teilgenommen hatte. Seit 2011 war das syrische Regime massiv gegen die Opposition vorgegangen und hatte Proteste auch mit Gewalt unterdrückt. "Hierzu wurden überall im Land tatsächliche oder vermeintliche Oppositionelle ohne Rechtsgrundlage festgenommen, inhaftiert, gefoltert und teilweise getötet", schreibt die Bundesanwaltschaft.

Wie das Magazin "Der Spiegel" im Mai berichtete, soll der Arzt zudem einen Regimegegner absichtlich ohne Betäubungsmittel operiert haben. Einem anderen Mann soll der Beschuldigte Alkohol über die Genitalien geschüttet und angezündet haben.

Arzt weist Vorwürfe zurück

Der festgenommene Arzt wies nach Darstellung des "Spiegel" alle Schuld von sich. Er habe als ziviler Angestellter des Militärkrankenhauses überhaupt keinen Zugang zu Haftanstalten des Regimes gehabt. Zudem sei er in der Unfallchirurgie und Orthopädie tätig gewesen, dort seien keine Epileptiker behandelt worden.

Vor dem Oberlandesgericht Koblenz muss sich seit Mitte Mai im weltweit ersten Prozess um Mord und Folter durch den syrischen Staat ein Angeklagter wegen 58-fachen Mordes sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten. Er wies die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück.

kle/ww (dpa, afp)