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Fulminanter Auftakt mit Cellistin Anastasia Kobekina

2. September 2023

Mit einem Konzertmarathon wurde das Beethovenfest 2023 fulminant eröffnet. Das Motto des Bonner Festivals lautet: "Musik über Leben". Schon jetzt ist klar: Die russische Cellistin Anastasia Kobekina ist ein neuer Star.

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Orchester und Dirigent auf der Bühne, Cellistin in Rot in der Mitte.
Wurden frenetisch gefeiert: Anastasia Kobekina und das Tonhalle-Orchester Zürich unter der Leitung von Paavo JärviBild: Daniel Dittus/Beethoven Bonn

Seit über anderthalb Jahren hat die Cellistin Anastasia Kobekina, die vor 28 Jahren als Komponistentochter im russischen Jekaterinburg geboren wurde, ihre Eltern nicht gesehen. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hinterlässt tiefe Spuren auch in ihrer Seele und ihrer Biografie. Ständig muss sie an die schreckliche Situation denken - auch wenn sie ein so brillantes wie sehnsüchtiges Werk wie Antonín Dvořáks Cellokonzert in h-Moll spielt. 

"Ich bringe in mein Spiel mein Lebensgefühl ein - mit all den Brüchen, Freuden, aber auch mit Trauer", sagte Kobekina der DW. Frenetisch wurde die junge Cellistin vom Publikum beim Eröffnungskonzert des Beethovenfestes 2023 gefeiert. "Sie ist eine der größten ihrer Generation", - ist der Dirigent Paavo Järvi überzeugt.

Zum Streit um einen Boykott russischer Musik und eine Ausgrenzung russischer Künstler hat er eine klare Position: "Als Erstes weiß ich leider nur zu gut, dass Russland leider Gottes kein guter Nachbar ist", so Järvi im DW-Gespräch. "Aber russische Kunst ist nicht unser Feind, umgekehrt: das ist ein Ausdruck des Humanismus, ein Zeichen der Hoffnung." 

"Musik über Leben"

Hätte Beethoven heute gelebt, wäre er ganz sicher ein Fortschrittstyp - da ist sich Steven Walter, Intendant des Beethovenfestes, sicher. "Auf jeden Fall war er jemand, der immer nach vorne gedacht hat, auch wenn er in der Tradition verwurzelt war. Er würde auf jeden Fall nicht in einer Denkmalschutzhaltung erstarren und sich nur reproduzieren."

Junge Musiker bei einer Probe.
Jung, divers, international: So sieht sich das Beethovenfest. Auf dem Bild: Musiker des Campus-ProjektesBild: Philipp Seliger/Beethovenfest-Bonn

Diesen für Beethoven typischen Antrieb möchte Steven Walter, der bereits zum zweiten Mal mit seinem jungen Team das Festival in Bonn gestaltet, gerne weiterleben: "Man kann ruhig, genau wie Beethoven, ein bisschen frech und mutig sein."

Das Motto des diesjährigen Festivals lautet "Musik über Leben". "Die drei ersten Festivals unter meiner Intendanz beschäftigen sich mit drei großen Gesellschaftsthemen, sagt Intendant Walter im Gespräch mit der DW. "2022 ging es unter dem Motto 'Alle Menschen' um Vielfalt und Diversität. Nächstes Jahr, 2024, widmen wir uns dem Thema 'Demokratie'. Und dieses Jahr geht es unter dem Motto 'Leben' um Nachhaltigkeit und das Verhältnis des Menschen zur Natur, wie es war und wie es ist."

Beethovens Musik erobert Bonn

In der Umgebung Bonns finden beim Beethovenfest 2023 mehr als 70 Konzerte statt, an 31 zum Teil recht ausgefallenen Spielorten wie etwa alten Fabrikhallen, Burgen oder Kursälen. Eine Trilogie der Neunten Sinfonien von Dvořák, Bruckner und Beethoven mit dem Tonhalle-Orchester Zürich und dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin (DSO) leitet einen Konzertmarathon ein.

Drei junge Menschen - Danae Dörken, Steven Walter und Coco Elane - an einem Klavier.
Pianistin Danae Dörken (links) zu Gast im Tiny House bei Beethovenfest-Intendant Steven Walter und Coco Elane Bild: Michael Stab/Beethovenfest Bonn

Auch die neue Generation der Musiker und Musikerinnen ist am Start: Ein Highlight des Festivals ist etwa das Debütkonzert des oneMusic Orchestra unter der Leitung des israelischen Dirigenten Yoel Gamzou. Gegründet im Rahmen des Beethovenfest Fellowship-Projekts hat sich das neuartige Orchester auf die Fahnen geschrieben, mindestens 50 Prozent der Stücke als Neukompositionen aufzuführen, geschaffen von Komponistinnen und Komponisten, die aus ganz unterschiedlichen musikalischen Hintergründen wie etwa Pop oder Elektronischer Musik kommen. Auf diese Weise möchten sich die Musiker für eine lebendige, nachhaltige Zukunft ihrer Branche einsetzen.

Neue Formate, treue Partner

Die DW ist seit über zwei Jahrzehnten Gesellschafterin und Medienpartnerin des Beethovenfestes und beschreitet zusammen mit dem Festival neue Wege.

Zu den neuen Formaten, die das Beethovenfest und die DW in Kooperation mit ARD Kultur entwickelt haben gehört etwa die Videoreihe "Tiny House Concert". Dabei lädt der Intendant Steven Walter junge renommierte Künstlerinnen und Künstler in sein Tiny House in der Nähe von Bonn ein - zum Austausch und zum Musizieren. "Die Videoreihe wendet sich an ein internationales Publikum zwischen 18 und 50 Jahren, an Kulturinteressierte, die gerne Grenzen überschreiten und mit Traditionen brechen", so die Macher. Die ersten Folgensind bereits auf dem YouTube-Kanal "DW Classical Music" zu sehen.

Campus-Projekt: Afghanistan und Iran

Der Klassiker im Beethovenfest-Portfolio ist das Campus-Projekt, das seit dem Start 2001 die halbe Welt bereist hat und nun zum 22. Mal stattfinden wird. In diesem Jahr stehen die Länder Afghanistan und Iran im Mittelpunkt

Das Konzert findet in der Aula der Universität Bonn am 14. September 2023 um 19:30 Uhr statt und wird, neben einigen anderen ausgewählten Konzerten des Festivals, auf dem YouTube-Kanal DW-Classical Music gestreamt werden.

Dies ist eine aktualisierte Version eines früheren Artikels.