Abriss von sowjetischem Siegesdenkmal
23. August 202237 Jahre lang standen die monumentalen Statuen in Siegerpose rund um einen Obelisken im Uzvaras Park im Westen von Riga. Nun nehmen sie ein unrühmliches Ende. Die Behörden in Lettlands Hauptstadt haben damit begonnen, das sowjetischen Siegesdenkmal zu demontieren. Mit Baugeräten beseitigten Arbeiter am Dienstag mehrere der Bronze-Statuen des umstrittenen Monuments. Das Areal wurde mit einem Sichtschutz umgeben und von der Polizei weiträumig abgesperrt.
Wann der 79 Meter hohe Obelisk mit Sowjetstern an der Spitze abgerissen wird, ist noch unklar. Die Vorbereitungen dafür laufen. Sprengstoff soll dabei nach Angaben der Stadtverwaltung aber nicht eingesetzt werden.
"Für die Letten ist dieses Denkmal ein Symbol für die Besetzung Lettlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Und nach Russlands Einmarsch in der Ukraine können wir das nicht mehr tolerieren", sagte Rigas Stadtdirektor Janis Lange der Nachrichtenagentur Associated Press.
Umsetzung eines Parlamentsbeschlusses
In Lettland müssen nach einem Parlamentsbeschluss alle Objekte, die totalitäre Regime verherrlichen, bis zum 15. November demontiert werden. Die Regelung zielt speziell auch auf den Abriss des sowjetischen Siegesdenkmals. Russland hat dagegen scharf protestiert. Das Monument wurde 1985 zum 40. Jahrestag des sowjetischen Sieges über Hitler-Deutschland im Zweiten Weltkrieg errichtet - als "Denkmal für die Befreier von Sowjet-Lettland und Riga von den deutsch-faschistischen Invasoren".
Lettland war im Zweiten Weltkrieg abwechselnd von Deutschland und der Sowjetunion besetzt. Nach Kriegsende war der Baltenstaat bis 1991 unfreiwillig Teil der Sowjetunion. Die meisten Letten sehen das Denkmal daher nicht als Symbol für den Sieg über Hitler-Deutschland, sondern für die erneute Besatzung ihres Landes durch die Sowjetunion. An dem Monument begehen jährlich am 9. Mai russischstämmige Einwohner Lettlands den russischen Feiertag "Tag des Sieges".
Proteste von russischstämmigen Bürgern
"Ich bin traurig, denn meine beiden Großväter, meine Großmütter und mein Urgroßvater waren Soldaten im Zweiten Weltkrieg, kämpften für die Freiheit gegen die Nazis", kritisierte Dmitrij Prokopenko von einer Gruppe, die gegen die Demontage des Denkmals protestiert, das Vorgehen im AP-Interview. "Mein Urgroßvater fiel 1944 in Litauen. Für mich ist es also auch ein Denkmal für unsere Taten, für ihren Kampf."
In dem Nachbarland Russlands besteht die Bevölkerung zu gut einem Viertel aus ethnischen Russen. Bei einer nicht genehmigten kleineren Demonstration gegen den Abriss des Denkmals wurden am Montagabend mehrere Personen festgenommen. Die russische Justiz in Moskau leitete ein Strafverfahren wegen des Abrisses des Denkmals ein.
AR/wa (dpa, ap, ebu)