Mayada Shili, Tunesien | Regionen | DW | 14.12.2012
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Regionen

Mayada Shili, Tunesien

Die tunesische Radiojournalistin nahm an journalistischen Trainings der DW Akademie in Tunis teil. Seit dem politischen Umbruch hat sich viel für die Nachwuchsjournalistin geändert: "Ich blühe journalistisch auf."

Mayada Shili ist Radiojournalisten und hat an einem Trainingsseminar der DW Akademie in Tunis, Tunesien teilgenommen. Fotograf ist Rüdiger Maack. November 2012 Tunis, Tunesien

Mayada Shili

Wie steht es derzeit um die tunesische Medienlandschaft?
Sie steckt mitten in einem Transformationsprozess - und hat mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Abgesehen von Fragen nach Transparenz und professioneller Berichterstattung müssen die Medien derzeit vor allem das Vertrauen der Bevölkerung zurückgewinnen. Sie müssen beweisen, dass sie nun wirklich frei und unabhängig sind. Das ist ein täglicher Kampf, der nicht einfach ist. Aber ich glaube, wir sind auf einem guten Weg.

Wie haben sie die Revolution erlebt?
Das war eine außergewöhnliche Zeit für mich - als Bürgerin. Nach den vielen Jahren des Schweigens, konnten die Menschen endlich ihre Meinung ausdrücken und schließlich sogar den Diktator stürzen. Eine Zeit der Hoffnung und der Erleichterung - aber auch eine sehr schwierige Zeit. Wir wussten damals ja nicht, wohin die Proteste führen würden. Und wir hofften inständig, dass niemand umsonst sein Leben lassen musste. Als Journalistin aber war es eine besonders schwierige Zeit für mich, besonders vom 10. bis zum 14. Januar 2011 - da fühlten sich meine Kollegen und ich unnütz. Auf den Straßen tobte ein regelrechtes Blutbad und wir konnten nichts dagegen unternehmen. Alle meine Sendungen waren damals gestrichen worden. Daher habe ich die ganze Woche über nur Musik im Radio gespielt und versuchte, mit der Musikauswahl eine Art Nachricht zu übermitteln.

Was hat sich für Sie in beruflicher Hinsicht geändert?
Beruflich bin ich geradezu aufgeblüht. Vorher war es eher andersherum. Obwohl ich nicht Journalismus studiert hatte, zog es mich zum Radio. Doch dort wurde ich mit der Zeit sehr frustriert, weil der Job keine Perspektiven für mich aufbot. Aber heute mache ich meinen Job wirklich gern und ich fühle mich nützlich. Jetzt arbeite ich wie eine richtige Journalistin und dadurch eröffnet sich mir nun auch die Welt. In den vergangenen zwei Jahren habe ich viel erlebt - internationale Konferenzen besucht, an Workshops teilgenommen und tiefgründige Recherchen durchgeführt. Ich war sogar eine der Finalistinnen bei einem internationalen Journalistenpreis.

Über welche Themen berichten Sie?
Meistens arbeite ich an gesellschaftlichen und politischen Themen rund um den schwierigen Transformationsprozess, den wir gerade durchleben. Das ist auch, was die Tunesier derzeit am meisten interessiert. Fast alle tunesischen Medien berichten vordergründig über Politik.

Wie nehmen Sie die internationale Berichterstattung über Tunesien wahr?
Der Arabische Frühling hat in Tunesien begonnen - und dennoch ist es das Land, über das international am wenigsten berichtet wurde und wird. Natürlich ist die Situation nicht ganz so ernst wie beispielsweise in Ägypten, Syrien oder Libyen, aber dennoch besorgniserregend genug, um darüber zu berichten. Allerdings sollten wir die mediale Aufmerksamkeit vor allem auf die Bedrohung unserer neuen Freiheiten und auf die Sicherheitslage lenken anstatt über einige individuelle Fälle zu reden und Probleme hoch zu stilisieren, die es eigentlich gar nicht gibt. Leider passiert das hin und wieder.

Was ist aus Ihrer Sicht derzeit die größte Herausforderung für tunesische Journalisten?
Wir dürfen nie aufhören, für ein fundamentales Menschenrecht zu kämpfen und es zu verteidigen: die Freiheit der Presse.

Was konnten Sie von den Trainings der DW Akademie mitnehmen?
Wie man eine gute Themenauswahl macht und wie man sein Thema dann auch richtig recherchiert und anschließend produziert. Außerdem habe ich einiges zur Live-Berichterstattung gelernt. Und was besonders für mich wichtig war: Wie ich an einem Thema dranbliebe. Vorher hatte ich die Tendenz, ein Thema fallen zu lassen, wenn ich keine positive Rückmeldung bekommen hatte. Jetzt aber bleibe ich dran und versuche ein Thema in seiner Gänze zu erfassen.

  • Datum 14.12.2012
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  • Permalink https://p.dw.com/p/172pV
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