Gruß aus Cochabamba, Bolivien | Lateinamerika | DW | 07.04.2014
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Lateinamerika

Gruß aus Cochabamba, Bolivien

Linda Vierecke, Projektmanagerin der DW Akademie, wird in den kommenden zwei Jahren Lokalradios begleiten und weiterentwickeln. Die meisten senden in indigenen Sprachen. Daher war schnell klar: Linda will Quechua lernen.

Linda Vierecke, Projektmanagerin der DW Akademie, mit ihrem Quechua-Lehrer Daniel Cotari (Foto: DW Akademie).

Neue Sprachwelten: Linda Vierecke mit ihrem Quechua-Lehrer Daniel Cotari

Drei Unterrichtsstunden Quechua habe ich jetzt hinter mir. Diese andine Sprache ist mir sympathisch: keine irregulären Verben, keine Unterscheidung zwischen ER und SIE, 30 Prozent des Vokabulars stammen aus dem Spanischen, die Satzstellung ist klar - wenn auch anders als im Deutschen:

Noqa wasipi kasani. - Ich bin im Haus.
Beziehungsweise direkt übersetzt: Ich Haus im bin.


Mitarbeiter des Lokalradios in Colomi (Foto: DW Akademie/Linda Vierecke).

On air auf Quechua: Mitarbeiter des Lokalradios in Colomi

Seit fünf Monaten lebe ich mit meiner Familie im bolivianischen Cochabamba, rund 200 Kilometer von La Paz entfernt. Die kommenden zwei Jahre werde ich hier für "Pro Periodismo" arbeiten. Das gemeinsame Projekt der DW Akademie und GIZ setzt sich dafür ein, die Lokalradios in der Region zu stärken.

In der Provinzhauptstadt Cochabamba komme ich gut mit Spanisch durch. Im Laden, auf dem Markt, in der Kita - alle sprechen Spanisch. Auch sämtliche nationale Medien senden oder schreiben auf Spanisch. Aber nur 50 Kilometer von Cochabamba entfernt beginnt Quechua-Land. Drei Millionen Menschen sprechen die indigene Sprache, also ein Drittel der Bevölkerung. Quechua ist sogar eine der Amtssprachen Boliviens. Daher war für mich schnell klar, dass ich Unterricht nehme.

Runasimita qillqaytam munani. - Ich will Quechua schreiben lernen.

Stimme der Dorfgemeinschaften

Kartoffelmarkt in Colomi (Foto: DW Akademie/Linda Vierecke).

Einkaufen auf Quechua - Kartoffelmarkt in Colomi

Einer unserer Partner ist Cepra - ein Zentrum für radiophone Weiterbildung von kleinen Lokalradios. Gut 70 Radios vereint Cepra, verteilt im ganzen Land: manche auf 4.000 Metern Höhe, andere im tropischen Tiefland. Die meisten von ihnen senden auf Quechua, Aymara oder Guarani. Die Radios sollen Stimme der Dorfgemeinschaften sein, sie sind oft das Zentrum des Ortes und das einzige Informationsmedium weit und breit. Den Radiomachern geht es auch darum, die Gemeinschaft zu fördern. Es geht also um das Noqayku, das WIR:

Im Quechua gibt es zwei Wörter für WIR. Noqanchej, ein exklusives WIR, das nur den einbezieht, der redet und den, der gemeint ist - nicht aber den, dem man es erzählt. Zum Beispiel: Mama, WIR (meine Schwester und ich) haben gefrühstückt. Und es gibt Noqayku, das inklusive WIR, das alle meint. Mama, gehen WIR jetzt? (Mama, meine Schwester und ich). Ich finde das unglaublich schlau und nützlich.

Radio mit Leidenschaft

Kartoffelmarkt in Colomi (Foto: DW Akademie/Linda Vierecke).

Kartoffeln stammen ursprünglich aus den Anden Südamerikas. In Bolivien gibt es noch heute eine große Vielfalt an Farben und Formen

Nur eine Minderheit der Projektteilnehmer sind ausgebildete Radio-Journalisten, keiner hat einen Universitätsabschluss, manche kommen direkt vom Feld ins Sendestudio. Viele bringen aber schon einige Jahre an Radio-Erfahrung mit. Unsere Aufgabe ist es, die Radiomacher in den verschiedenen Formaten weiterzubilden: Interview, Streitgespräch, Nachrichtensendung und Reportage. Wir wollen vermitteln, dass es die Glaubwürdigkeit eines Journalisten stärkt, wenn er ausgewogen berichtet.

¿Maypi kasanki? - Wo bist du gerade?
Radiupi kasani. - Ich bin beim Radio.


Mein Lehrer Daniel Cotari sagt, dass es acht Monate dauert, um Quechua richtig zu lernen. Bis unsere Workshops mit den Radiomachern beginnen, bleiben mir kaum noch drei Wochen. Bis dahin möchte ich - ohne zu spicken - sagen können, dass ich Linda heiße und Trainerin bin. Das Seminar kann ich zum Glück auf Spanisch geben.

Kosa pacha. - Sehr gut.

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  • Datum 07.04.2014
  • Autorin/Autor Linda Vierecke
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  • Permalink https://p.dw.com/p/1Bd8b
  • Datum 07.04.2014
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