Die Weltgemeinschaft und die Wölfe | Service | DW | 16.10.2004
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Service

Die Weltgemeinschaft und die Wölfe

Viele Leser reagieren auf die Abschiebung des Islamisten-Führers Metin Kaplan. Weitere Themen, die Interesse fanden: die Wahlen in Afghanistan, die Wandlung des Herrn Gaddafi und die Lage der deutschen Autoindustrie.



Kaplan-Abschiebung


Die Art und Weise der Durchführung der Abschiebung halte ich für höchst dubios. (…) Ich bezweifle, dass Herr Kaplan Gelegenheit hatte Berufung einzulegen. Das ist einer Demokratie nicht würdig. Es ist auch nicht die Frage zu stellen ob unsere Demokratie wehrhaft ist, sondern die Frage was für eine fragwürdige Demokratie wir in Deutschland haben. (Sofie Lehmann)

Da ist ein Mann der zu Hass und Intoleranz aufruft - und er ist Moslem. Eine heikle Sache, in Zeiten wo man Krieg gegen den islamischen Terrorismus führt. Von daher ist die Abschiebung von Kaplan verständlich, nein: begrüßenswert. Trotzdem gibt es da ein Problem. Er wurde Knall auf Fall geschnappt und ins Flugzeug gesetzt, ohne das er gegen seine Abschiebung alle rechtlichen Mittel ausschöpfen könnte. So mühsam solche Verfahren sind, sie sind der Garant von Rechtstaatlichkeit. (Roland Ruckstuhl, Zürich)

Es kann nicht angehen, dass solche Leute sich in Deutschland aufhalten und Stimmung gegen alles und jeden machen, die nicht ihrer Meinung sind und Angst und Schrecken verbreiten und das im eigenen Land. (Anna Weiser)

Wenn Herr Kaplan in der Türkei angekommen ist, wird er bereuen dass er in Deutschland straffällig geworden ist. Ich bereue es bei mir auch: Nach vier Jahren Haft in Deutschland wurde ich 2002 in die Türkei abgeschoben, wo ich jetzt lebe. Ich würde alles geben damit ich wieder in Deutschland leben könnte. (…) Ich würde lieber als Ausländer in Deutschland leben als hier. (Serhat)

Als deutscher Muslim kann ich es nur begrüßen, dass solche Personen wie Kaplan aus unserer Gesellschaft entfernt werden, doch ist der größere Schaden für die Muslime mit Sicherheit durch einseitige Medienberichte entstanden. (…) Da sieht man doch sehr deutlich die Meinungsmache die über den großen Teich herüberschwappt. (Rudolf Weis)

Wahlen in Afghanistan

Diese Wahlen und auch ihr Zustandekommen sind eine Farce. (..) Was für ein Spiel wird mit der dortigen Bevölkerung und mit uns gespielt, wenn massivste Interessen fernab aller Demokratie das Land beherrschen? (Peter Klemm)

Sind Sie eine unabhängige Rundfunkanstalt oder 'Staatsrundfunk' ? Glaub(t)en Sie wirklich, was Sie von 'Amtlichen Stellen' hören und - offenbar ungeprüft - weitergeben? Sie behaupten in Ihrem Bericht: "Die erste demokratische Wahl in der Geschichte Afghanistans ist vorüber ...." (…) Vielleicht wird irgendwann eine solche 'demokratische Wahl' stattfinden, die diesen Namen verdient, aber erst, wenn die Menschen nach Jahrhunderten fremder Herrschaften ihre Grundbedürfnisse selbständig bestimmen und befriedigen dürfen, das Land von den Besatzungen und Marionetten befreit sein wird und die afghanische Gesellschaft ein Ordnungsprinzip-Staat und einen Präsidenten haben will. (Helmar Lorenz)

Gaddafi und die EU

Die Kriterien für einen guten und allseits geschätzten Staatsmann sind also neuerdings, dass man Erdöl und eine dem Westen (sprich: den USA) genehme Politik hat. Der Rest (Diktatur, Menschenrechte, Folterungen etc.) erledigt sich dann quasi von selbst. (Manfred Salewski)

Natürlich kann sich jeder wandeln. Im Falle von Gaddafi sind Vorsicht und Distanz weiter angebracht. Wölfe gibt es genug, sie bleiben auch welche. Aber die Weltgemeinschaft und die Wölfe müssen miteinander auskommen und das wissen beide Seiten. (…) Gaddafi hat gelernt, dass es gut für ihn und seine Macht ist (sein Land wird ihm egal sein), sich an international gültige "Spielregeln " zu halten. Wenigstens da, wo man ihm in die Karten schauen kann. Er wird sein Öl so "teuer" , wie möglich machen, solange es im Irak brennt. (Christine Jecht)

Krise der Autoindustrie

Die Hauptschuld tragen aus meiner Sicht die Gewerkschaften. Es wurden immer höhere Löhne/Urlaub und Zuschläge erzwungen. Die Arbeitgeber haben unter der Androhung von Streiks nachgegeben. Das war ebenfalls ein großer Fehler. Die Lohn- und Nebenkosten sind bei uns einfach zu hoch. (Ferdinand Hoster)

Jeder ist für sein Schicksal selbst verantwortlich und das gilt nicht nur für die deutsche Autoindustrie. Wir Deutschen haben zu lange geglaubt wir könnten japanische Autos mit deutschen Löhnen bezahlen. Der Wirtschaftskreislauf funktioniert aber, wie das Wort "Kreislauf" schon sagt, geschlossen. (…) Wie die Exportzahlen deutlich zeigen, können wir kein Problem mit den Lohnnebenkosten haben. Wir haben ein Problem mit der Kaufkraft der Menschen in unserem Land. Das heißt Umverteilung ist angesagt. (…) Vielleicht müssen wir uns einfach von der Idee verabschieden, dass Deutschland ein Industrieland ist. Wir sollten ein Innovationsland werden. (Frank Schmiedel)

Wenn immer vom Beispiel Japan die Rede ist, so sollte es bewusst sein, dass die Durchschnittseinkommen in der japanischen Automobilindustrie wesentlich höher sind als in Deutschland. Der Vorteil der japanischen Autobauer liegt in ihrer Flexibilität, hier wird auf Erfordernisse des Marktes schneller reagiert als in Deutschland. Ferner fehlt oft der Mut für ein progressives Design. Ich selber arbeite für einen großen deutschen Automobilkonzern in Japan und weiß, welch hohen Stellenwert der Begriff Made in Germany für die japanischen Kunden hat: Hier gilt dieses Markenzeichen noch als Inbegriff für Qualität, Deutsche Automobile sind in Japan ein Status- und Prestigeobjekt. (Michael Buelt)