DW-Zentrale schärft das internationale Profil der Bundesstadt - in direkter Nachbarschaft zu den UN im "Langen Eugen" und zum Post Tower.
DW-Zentrale im ehemaligen Regierungsviertel
"Hier ist die Deutsche Welle Bonn" - diese akustische Kennung geht rund um die Welt. Mit der Einweihung des neuen Funkhauses im Juni 2003 ging hier der erste Studiokomplex in Betrieb. Im Herbst 2003 wurde der Umzug des deutschen Auslandsrundfunds von Köln in die Bundesstadt abgeschlossen.
Die Genesis und die Sintflut
Der Einzug der Deutschen Welle war für den vom Kölner Architekten Professor Schürmann entworfenen Bau das gute Ende einer langen, von Skandalen beladenen Geschichte: Anfang 1989 werden die Bauarbeiten für das ursprünglich als neues Abgeordnetenhaus geplante Gebäude aufgenommen.
Wiedervereinigung und Umzug des Parlaments nach Berlin entziehen dem Bau jedoch den Verwendungszweck noch vor der Fertigstellung. Hinzu kommt Mutter Natur: Im Dezember 1993 wird der Rohbau Opfer des Hochwassers. Das Fundament senkt sich schief ab, die Katastrophe ist perfekt.
In den Folgejahren erlangt das Gebäude traurige Berühmtheit als bekannteste Bauruine Deutschlands, bis sich der Bund schließlich zu einem kostspieligen Sanierungskurs durchringt. Eine erneute Herausforderung auch für den Architekten: Ein Bürohaus muss zu einem technisch komplex ausgerüsteten Funkhaus werden.
Das Ergebnis: Blendendes Weiß, lichtdurchflutete Räume, viel Glas und klare Linienführung ergänzen sich zu einem einheitlichen Bild der Moderne... So urteilte die Presse nahezu einhellig. "Gartenanlagen, Wasserflächen, Terrassen, die unmittelbare Nähe des Rheins - das schafft ein Ambiente, in dem es sich gut arbeiten lässt. Es dürfte schwer sein, einen Sender in einer landschaftlich schöneren Szenerie zu finden", ist Intendant Erik Bettermann auch nach fast zwei Jahren im neuen Funkhaus überzeugt.
Der Gebäudekomplex an der Kurt-Schumacher-Straße im Bundesviertel - im Schatten des Post-Towers - besteht aus neun mit Brücken verbundenen Einzelgebäuden mit je drei bis vier Obergeschossen, zwei Erdgeschossebenen, vier Untergeschossen sowie einer so genannten Medientrasse. Die Bruttogeschossfläche: 160.000 Quadratmeter.
Europas modernstes Funkhaus
Für die Hörfunkprogramme stehen sieben Sendekomplexe bereit, die jeweils über einen Regieraum, zwei Sprecherräume und einen redaktionellen Vorbereitungsraum verfügen. Die zwei Sprecherräume ermöglichen den reibungslosen Wechsel von einem Programm zum nächsten und bieten zusätzlich die Möglichkeit des "Selbstfahrerbetriebs". Dazu ist jeweils ein Sprecherraum mit einer autarken Regietechnik ausgestattet, die darüber hinaus bei Ausfall der Hauptregie unmittelbar als Havarieebene genutzt werden kann.
Um aufwändigere Beiträge produzieren zu können, stehen neun Produktionsstudios zur Verfügung, von denen eines auch als TV-Studio genutzt werden kann. Im Vergleich zum alten Funkhaus mit ursprünglich 45 Studios konnte diese Zahl drastisch reduziert werden. Der Grund: Die Redakteure produzieren einen Großteil der Beiträge heute an Audioworkstations (AWS) selbständig vor. Diese rund 50 AWS sind in akustisch vergleichsweise einfach ausgestatteten Räumen installiert. Nachbearbeitet werden die Beiträge an den rund 150 Editierstationen.
Im gesamten Studiobereich wird digitale Technik eingesetzt. Analoge Bänder gehören - bis auf wenige Ausnahmen - der Vergangenheit an.
Alle internen Signalwege laufen in der rund um die Uhr besetzten Betriebszentrale zusammen: Hier werden die Verbindungen hergestellt zu Korrespondenten, Ü-Wagen, Außenstudios und den anderen ARD-Anstalten. Hier werden die bis zu 30 unterschiedlichen Programme so "aufbereitet", dass sie über die Sendestellen dann via Kurz- und Mittelwellen sowie Satellit in alle Welt gehen können.
Das DW-Funkhaus Bonn auf einen Blick:
Rundfunktechnik
Gebäudetechnik
August 2010