1978: Interview mit Peter Ustinov | Schauspieler im Gespräch | DW | 12.12.2011
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Schauspieler im Gespräch

1978: Interview mit Peter Ustinov

"Vielleicht kann man auch Nero danken, für die schönen neuen Hotels in Rom" – Peter Ustinov über die Ironie der Zerstörung

Peter Ustinov in dem Film Der Dieb von Bagdad (1978)

Peter Ustinov in dem Film "Der Dieb von Bagdad" (1978)

Er spielte in knapp 80 Filmen, 20 Mal hat er sich als Drehbuchautor betätigt, bei acht Filmen führte er Regie, dazu war er Buchautor und inszenierte mit großer Leidenschaft unter anderem auch Opern. Dazu sprach er sechs Sprachen, fünf davon fließend. Unzählige Presseartikel sind über ihn geschrieben worden, er selbst war ein stets willkommener Gast bei Talk-Shows oder auch als unterhaltsamer Moderator. Das Multitalent und der "Weltbürger" Peter Ustinov, der mit achtzehn Jahren zum ersten Mal auf der Bühne stand, wurde im Laufe der Jahre zu einem Weltstar.

Langweilige Schule

Das Licht der Welt erblickte Peter Ustinov am 16.4.21 in London. In diesem Zusammenhang pflegte er immer zu erläutern: "In Petersburg gezeugt, in London geboren und in Schwäbisch Gmünd getauft", was mit der stürmischen Geschichte seiner Familie zusammen hing. Seine schulische Ausbildung genoss Peter Ustinov an der Londoner Eliteschule Westminster. Diese währte freilich nur bis zu seinem sechzehnten Lebensjahr – der junge Peter fand die Schule äußerst langweilig. So ging er an das Londoner Theater-Studio um dort Schauspielunterricht zu nehmen. Die Früchte dieses Unterrichts konnte er bereits zwei Jahre später zum ersten Mal ernten: 1939 debütierte der angehende Schauspieler mit eigenen Sketchen im "Player's Club" und ein Jahr danach wurde ihm die erste Filmrolle angeboten. In den Jahren 1942-1946 kam nun eine Pause in seine schauspielerische Laufbahn: Peter Ustinov musste zum Militär. Doch nach dem Militärdienst sollte seine Karriere ihren wirklichen Anfang nehmen, wie sie nur einigen wenigen Stars zuteil wurde.

Der Aufstieg

Peter Ustinov (li.) mit dem Oscar für Spartacus (1961)

Peter Ustinov (li.) mit dem Oscar für "Spartacus" (1961)

Bereits im Jahr 1951 sollte sich Peter Ustinov dem Kino-Publikum als Schauspieler von höchstem Format präsentieren: als Kaiser Nero in der aufwändigen Hollywood-Verfilmung des Romans von Henryk Sienkiewicz "Quo Vadis". Der Film wurde in acht Kategorien für den Oscar nominiert und war zugleich für Peter Ustinov der Beginn seines Aufstiegs zum Weltstar. Es folgten nun weitere Film- und Theaterrollen, die seinen Ruf festigten. Schließlich kam in die Kinos der Film "Spartacus" mit Kirk Douglas in der Titelrolle. Peter Ustinov spielte dort den Besitzer einer Gladiatorenschule, Lentulus Batiatus. Dieser Monumentalfilm aus der Hollywood-Fabrik wurde mit vier Oscars ausgezeichnet, darunter auch mit einem für Peter Ustinov als besten Nebendarsteller. Und es sollte nicht seine letzte Oscar-Auszeichnung bleiben. Abgesehen von zahlreichen anderen Auszeichnungen – etwa Golden Globe Award oder auch Emmy Award - dauerte es nur vier Jahre, bis er seine zweite Oscar-Statuette in den Händen hielt. Wieder mal als bester Nebendarsteller wurde Peter Ustinov für seine Rolle des Arthur Simon Simpson in der Komödie "Topkapi" von Jules Dassin geehrt. Der Schauspieler wurde nicht müde, immer weitere Filme zu drehen. So spielte er in der "höchsten Liga" der internationalen Schauspieler-Riege. Unvergessen bleibt er vielen auch als Meisterdetektiv Hercule Poirot in dem Film "Tod auf dem Nil". Insgesamt wirkte er in knapp achtzig Filmen mit. Seinen letzten Kinofilm in Deutschland drehte Peter Ustinov 2003 in dem Streifen "Luther". Doch der Film war bei weitem nicht sein einziges Betätigungsfeld.

Peter Ustinov stellte in Berlin ein UNICEF-Buch vor (2003)

Peter Ustinov stellte in Berlin ein UNICEF-Buch vor (2003)

Ein Allrounder

Das Multitalent Peter Ustinov hatte auch eine große Vorliebe für Literatur. So inszenierte er zum einen literarische Werke und zum anderen schrieb er auch eigene Erzählungen, Romane und schließlich seine Memoiren. So hatte er einen großen Erfolg unter anderem mit seiner Komödie "Beethovens Zehnte", in der er auch selbst spielte. Insgesamt veröffentlichte der Autor Peter Ustinov zehn Romane. Doch der umtriebige Star bereiste auch die Welt mit eigenen Inszenierungen und Vorstellungen – sowohl von Theaterstücken wie auch von Opern. So begann er 1962 Regie zu führen am Covent Garden Opera House in London und dann an den größten Opernhäusern. Edinburgh, Paris, Deutsche Oper in Berlin, Hamburgische Staatsoper, Moskau und Salzburg waren einige der Stationen in seiner Karriere als Regisseur. Seine Popularität, die bis zum Schluss ungebrochen blieb, nutzte Peter Ustinov auch fürs sozial-politische Engagement. So wurde er unter anderem zum Botschafter der UNICEF ernannt. Und unendlich lang erscheint die Liste der Preise und Ehrungen, mit denen er ausgezeichnet wurde. Darunter sind zahlreiche staatliche Auszeichnungen – unter anderem das Bundesverdienstkreuz oder auch die Erhebung in den Adelstand durch die britische Königin – genauso vertreten, wie schier unendlich viele Ehrungen für schauspielerische Leistungen. Dem gesellen sich auch über ein Dutzend Ehrendoktorwürden zu. Sir Peter Ustinov starb am 23.3.04 in Genolier. In seinem Nachruf schrieb "Der Spiegel" vom 29.3.04 unter anderem: "Eine Aura der Gutmütigkeit umwehte ihn, die Menschen, egal wie unterschiedlich sie sein mochten, sofort berührte und versöhnte."

Im Februar 78 sprach DW-Redakteur Klaus Götze-Claren mit Peter Ustinov über einige Stationen seiner Karriere.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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