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Zwei Kandidaten für IWF-Chefsessel

3. April 2004

Einen Monat nach dem Ausscheiden von Horst Köhler beim Internationalen Währungsfonds (IWF) haben sich die Europäer auf zwei Nachfolgekandidaten verständigt. Es sind ein Spanier und ein Franzose.

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"Gute Kandidaten": Rodrigo Rato (links) und Jean LemierreBild: AP

Die EU-Finanzminister haben den Kandidatenkreis für die Nachfolge von IWF-Chef Horst Köhler auf zwei Personen eingegrenzt. Nach Angaben von Bundesfinanzminister Hans Eichel handelt es sich dabei um den noch amtierenden spanischen Finanzminister Rodrigo Rato und den derzeitigen Direktor der Osteuropa-Bank, den Franzosen Jean Lemierre. Darauf verständigten sich die Minister bei ihrem Treffen am Samstag (3.4.) in Punchestown bei Dublin.

Die Bundesregierung unterstütze die französische Kandidatur, sagte Eichel am Rande der Beratungen mit seinen europäischen Amtskollegen. Eine Entscheidung soll bei einem Treffen der Minister am 18. und 19. April in der Osteuropa-Bank in London getroffen werden.

Europäer unter Druck

Köhler kandidiert in Deutschland für das Amt des Bundespräsidenten. Die Europäer stehen unter Druck, da aus Entwicklungs- und Schwellenländern der Ruf nach nicht-europäischen Kandidaten lauter wird. Den Direktorenposten beim IWF beanspruchen traditionell die Europäer, während die USA die Führung der Schwester-Finanzorganisation Weltbank inne haben.

Eichel sagte, Lemierre, der Chef der Osteuropabank, sei ein guter Kandidat, wie der Spanier auch. "Nach dem Echo, das die beiden Kandidaten in der ganzen Welt, in Lateinamerika, Afrika, Asien, finden, werden wir entscheiden, wer von den beiden der europäische

Kandidat ist." Rato wird von 19 lateinamerikanischen Ländern unterstützt. Die Konsultationen sollen von dem britischen Finanzminister Gordon Brown geführt werden, der derzeit den Internationalen Währungs- und Finanzausschuss des IWF leitet - dies ist ein hochrangiges Beratungs- und Lenkungsgremium.

Fortsetzung der deutsch-französischen Finanzpolitik

Eichel traf nach Angaben aus Delegationskreisen am Rande der Konferenz den neuen französischen Wirtschafts- und Finanzminister Nicolas Sarkozy. Es sei vereinbart worden, die enge deutsch-französische Zusammenarbeit in der Finanzpolitik fortzusetzen.

Rato war bis zu dem Treffen in Irland der einzige erklärte Kandidat gewesen. Der Minister gehört der konservativen Regierung von José María Aznar an, der am 14. März die Parlamentswahlen verloren hatte. Rato wird aber auch von der neuen Linksregierung in Madrid unterstützt.

Forderung nach mehr Transparenz

Besonders aus Schwellen- und Entwicklungsländern gibt es die Forderung nach einem offenen und transparenten Auswahlprozess für den Posten des Geschäftsführenden Direktors beim IWF. Die Frühjahrstagung der Finanzorganisation ist für Ende des Monats geplant. (ali)