1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Zahl der bekannten Hinrichtungen gesunken

21. April 2020

Auf den ersten Blick ist der Report von Amnesty International Anlass zur Hoffnung. Doch es gibt ein riesiges Dunkelfeld. So wird die Todesstrafe im bevölkerungsreichsten Land der Erde als Staatsgeheimnis behandelt.

https://p.dw.com/p/3bBnv
Giftspritze Symbolbild
Hinrichtungen per Giftspritze gibt es etwa in den USA und in China (Symbolbild)Bild: picture-alliance/blickwinkel/McPHOTOs

Die Zahl der dokumentierten Hinrichtungen weltweit ist 2019 auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren gesunken. Nach der Jahresstatistik der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) wurde die Todesstrafe in 20 Ländern insgesamt mindestens 657 Mal vollstreckt. Das ist ein Rückgang von fünf Prozent im Vergleich zu 2018.

Es gibt aber auch Staaten mit gegenläufigem Trend, zum Beispiel Saudi-Arabien, Irak, Südsudan und Jemen. So ließen die saudischen Behörden dem Bericht zufolge im vergangenen Jahr 184 Menschen exekutieren - das ist der höchste Wert innerhalb eines Jahres, den AI je für die Golfmonarchie dokumentiert hat. Im Irak verdoppelte sich die Zahl der Hinrichtungen beinahe, von mindestens 52 im Jahr 2018 auf wenigstens 100.

Gigantisches Dunkelfeld

Das Land, das mit Abstand die meisten Todesstrafen vollstreckt, taucht in dem Amnesty-Bericht gar nicht auf: In China fallen Hinrichtungen unter staatliche Geheimhaltung; eine genaue Dokumentation ist nicht möglich. Nach AI-Schätzungen wurden dort mehrere Tausend Menschen nach gerichtlicher Anordnung getötet - mehr als im Rest der Welt zusammen.

USA Gefängins in South Carolina
Todestrakt im Gefängnis Broad River in Columbia im US-Bundesstaat South Carolina (Archivbild)Bild: picture-alliance/AP/South Carolina Department of Correction

Sieht man von der Volksrepublik ab, fanden 88 Prozent aller Exekutionen in der Region Naher Osten und Nordafrika statt. Laut Amnesty ist der Iran das Land, das nach Zahl der Exekutionen auf China folgt: Mindestens 251-mal wurde dort die Todesstrafe vollstreckt, etwa so oft wie im Vorjahr. Einige der Hingerichteten waren noch minderjährig. Nach Saudi-Arabien - das derzeit den Vorsitz in der Gruppe der 20 wichtigsten Industriestaaten (G20) innehat - und dem Irak steht Ägypten mit mindestens 32 Exekutionen auf Platz fünf.

"Mit Menschenrechten unvereinbar"

Nicht nur bei den Hinrichtungen gibt es einen Abwärtstrend, 2019 wurden auch weniger Todesurteile verkündet. Nach AI-Recherchen waren es 2307 in 56 Ländern (2018: 2531 in 54 Ländern). Auch hier ist China nicht mit eingerechnet.

USA Washington Protest gegen Todesstrafe
Ein Aktivist demonstriert im Juli vor dem US-Supreme-Court gegen die TodesstrafeBild: Getty Images/C. Somodevilla

"Die Todesstrafe ist mit den grundlegenden Menschenrechten unvereinbar und gehört endlich weltweit abgeschafft", sagte der Deutschland-Chef von Amnesty, Markus Beeko. Die überwiegende Mehrheit der Staaten erkenne dies an: Von den rund 200 Ländern der Welt haben 106 die Todesstrafe per Gesetz und weitere 36 in der Praxis abgeschafft. "Wir müssen die internationale Aufmerksamkeit verstärkt auf die kleine Gruppe von Staaten lenken, die Jahr für Jahr Menschen hinrichten", so Beeko.

jj/kle (dpa, afp, epd)