Alarmstarts in der NATO drastisch gestiegen
22. April 2017Im Jahr 2015 waren es mit 410 Einsätzen, die von europäischen Militärbasen ausgingen, nur etwa halb so viele, wie ein Sprecher des zuständigen Bündnisstützpunktes in Ramstein mitteilte. Bei sogenannten Alarmstarts müssen die Piloten mit ihren Jagdflugzeugen innerhalb von wenigen Minuten in der Luft sein, um zum Beispiel durch Sichtkontakt zu klären, ob von einem verdächtigen Luftfahrzeug eine Gefahr ausgeht. Notfalls könnte dieses dann mit Gewalt aufgehalten werden.
Alarmstarts, die nichts mit russischen Flugzeugen zu tun hatten, kamen vergleichsweise selten vor. Bei den insgesamt 870 Einsätzen, die 2016 geflogen wurden, ging es lediglich in 90 Fällen um Militärflugzeuge anderer Staaten oder um nicht sofort identifizierbare Passagier- oder Frachtmaschinen.
Türkei fliegt vermehrt unter NATO-Kommando
Grund für die Zunahme der Alarmeinsätze ist die Lage in der Türkei und das militärische Eingreifen Russlands in den Syrien-Konflikt. Denn die türkische Luftwaffe fliegt ihre Einsätze seit dem vergangenen Jahr vermehrt unter NATO-Kommando, nachdem es im November 2015 an der türkisch-syrischen Grenze zu einem blutigen Zwischenfall gekommen war. Dabei hatte ein türkischer F-16-Kampfjet einen russischen Bomber abgeschossen, der angeblich in den türkischen Luftraum eingedrungen war. In NATO-Kreisen wird vermutet, dass es vermutlich nicht zu dem Abschuss gekommen wäre, wenn die türkische Luftwaffe bereits damals unter NATO-Kommando geflogen wäre.
Entspannung im Baltikum
Leicht entspannt hat sich nach den jüngsten Zahlen dagegen die Lage in Osteuropa, wo auch die deutsche Bundeswehr regelmäßig an Einsätzen zur Überwachung russischer Flugzeuge beteiligt ist. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Litauen ging die Zahl der Alarmstarts im Baltikum von 160 im Jahr 2015 auf 110 im Jahr 2016 zurück. Sie lag damit aber immer noch mehr als doppelt so hoch wie in der Zeit vor dem Ukrainekonflikt.
uh/mak (dpa)