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"Wunderbar together"

Elizabeth Grenier ss
27. August 2018

Bei einer Berliner Podiumsdiskussion im Vorfeld des "Deutschlandjahr USA" ging es um die Frage nach der richtigen Annäherung zwischen Deutschen und Amerikanern. Die Antwort ist einfacher als man vielleicht denken mag.

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Symbolbild Deutschland - USA
Bild: picture-alliance/Andreas Franke

"Wunderbar together" - lassen sich die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA so charakterisieren? Das Motto des vom Auswärtigen Amt initiierten "Deutschlandjahr USA", bei dem es eine Reihe Veranstaltungen zur Förderung der transatlantischen Beziehungen geben wird, suggeriert es zumindest.

Vor dem offiziellen Auftakt am 3. Oktober fand in Berlin eine Diskussion statt unter dem Titel "Deutschland und die USA - fremde Freunde? Was Politik, Wirtschaft und Kultur jetzt leisten müssen." Denn auch wenn das "Deutschlandjahr USA" keine direkte Reaktion auf die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten gewesen ist, so wurde in der Vergangenheit deutlich, dass die guten Beziehungen zwischen den beiden Ländern keine Selbstverständlichkeit sind.

Foto von der Paneldiskussion "Wunderbar together" in Berlin (DW/E. Grenier)
Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion (v.l.n.r.): Goethe-Instituts-Präsident Klaus-Dieter Lehmann, Autorin Cornelia Funke, Journalist Christoph von Marschall, Entertainerin Gayle Tufts, Dieter Kempf (Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie), New-York-Times-Korrespondentin Melissa Eddy und re:publica-Gründer Markus BeckedahlBild: DW/E. Grenier

Angebote jenseits der Großstädte

Der Moderator der Runde, Christoph von Marschall, war lange Jahre in Washington Korrespondent für den "Tagesspiegel". Er wollte von den Diskussionsteilnehmern wissen, wie man mit dem "Deutschlandjahr USA" auch diejenigen Amerikaner erreichen könne, die nicht ohnehin Deutschland-affin seien.

Der Präsident des Goethe-Instituts, Klaus-Dieter Lehmann, sagte, dass er abgesehen von den bereits existierenden Standorten in Großstädten wie Boston, Chicago, Los Angeles, New York, San Francisco und Washington auch in Gegenden möchte, in denen die Leute selten mit internationaler Kultur konfrontiert werden.

Schriftstellerin Cornelia Funke in Berlin. (DW/E. Grenier)
Schriftstellerin Cornelia FunkeBild: DW/E. Grenier

Zum Beispiel gebe es den Schüleraustausch GAPP (German-American Partnership Program), an dem nur Schulen aus Städten und Gemeinden teilnehmen können, die weniger als 50.000 Einwohner haben. "Dort ist der Ansatz besonders erfolgreich, weil da das Wissen über Deutschland am geringsten ist", erklärt Lehmann.

Die Bestseller-Autorin Cornelia Funke, die seit Jahren in Kalifornien lebt, reagierte voller Enthusiasmus auf diesen Vorschlag: "Das ist ein fantastisches Projekt. Denn gerade in den kleinen Städten fühlen sich die Menschen vergessen - das hat man auch beim Brexit gemerkt".

Alle müssten etwas gegen den wachsenden Nationalismus unternehmen, so die Schriftstellerin. "Er zeigt sich auf der ganzen Welt, fast wie ein Seeungeheuer."

Jede Art des Austauschs wichtig

Trotz des zunehmenden Nationalismus in den USA haben viele Amerikaner einen Bezug zu Deutschland. Fast ein Viertel (58 Millionen Menschen) betrachten ihre Herkunft als deutsch oder teilweise deutsch. Viele von ihnen leben im Landesinneren der USA. Die in Minnesota geborene Journalistin Melissa Eddy, die in Berlin als Korrespondentin der "New York Times" arbeitet, erzählt, dass ihr bei jedem Besuch in ihrer Heimat viele Amerikaner stolz mitteilten, dass sie auch deutsch seien: "I'm German!", hieße es oft, wobei sich dann häufig herausstelle, dass die Leute nur oberflächlich über Deutschland Bescheid wüssten.

Gayle Tufts in Berlin bei einer Diskussion. (DW/E. Grenier)
Entertainerin Gayle TuftsBild: DW/E. Grenier

"Die möchten dann immer über deutsches Bier oder Fußball reden. Da geht es zwar oft um peinliche, deutsche Klischees, aber so kommt man zumindest ins Gespräch", sagt Eddy. Jeder Austausch zwischen den Kulturen sei wichtig, auch wenn der Ausgangspunkt Bier ist.

Um Bier geht es auch beim "Deutschlandjahr USA". Mit dem "Wiesn in a Box"-Projekt vom Goethe-Institut finden überall im Land kleine Oktoberfest-Feiern statt - natürlich mit deutschem Bier, erklärt Klaus-Dieter Lehmann.

Kulturbotschafter Heidi Klum und Rammstein

Die amerikanische Entertainerin Gayle Tufts lebt seit über 25 Jahren in Berlin und macht die kulturellen Unterschiede zwischen ihrer Wahlheimat und ihrem Geburtsland zum Thema ihres Comedy-Programms. Vor allem falle ihr auf, dass sich über die Jahre Deutschlands Image in den USA stark verändert habe. Es gebe eine neue Generation von Kulturbotschaftern, die vielleicht in Deutschland geradezu als stereotyp gelten mögen, aber in den Vereinigten Staaten durchaus sehr beliebt seien.

"Tut mir Leid, aber ich sage nur: 'Rammstein'. Diese Band hat so viel zur Verbreitung der deutschen Sprache in den USA beigetragen. Die Leute können sogar ihre Songtexte auswendig mitsingen", sagt Tufts. Auch Supermodel und TV-Star Heidi Klum erwähnt sie als eines der großen deutschen Idole in den USA, und ihre Nichten seien riesen Fans der Fußballnationalmannschaft der Frauen. Die Generation ihrer Mutter hingegen, so Tufts, sehe in den Deutschen die "Bösewichte aus den James Bond-Filmen"."In der Popkultur können wir zueinanderfinden"

Rammstein spielt ein Konzert in Hannover
Ikonen auch in den USA: die deutsche Band "Rammstein"Bild: Imago/Future Image/U. Stamm

Bei Namen wie Klum und Rammstein mag mancher Deutscher nur die Augen verdrehen; Deutschland hat weitaus Anspruchsvolleres zu bieten, möchte man meinen.  

Aber gerade die Unterscheidung zwischen Hoch- und Popkultur sei etwas sehr Deutsches, merkt Cornelia Funke an. Sie bekomme oft Besuch aus Deutschland, der dann etwas abwertend auf die US-Kultur blicke. Sie erinnere die Leute dann daran, dass in den USA zahlreiche Qualitätsserien und weltweit erfolgreiche Filme produziert würden. "Nach einer Woche fragen sie dann nach ihrer eigenen Green Card."

Tufts betont, man dürfe auch nicht vergessen, dass ein massentaugliches Kulturangebot ein Türöffner für neue Interessen sein könne. "Wir müssen herausfinden, was uns vereint." Die USA seien ein riesengroßes Land, wo es - wie auch in Deutschland - viele unterschiedliche kulturelle Eigenheiten gebe. "Aber in der Popkultur können wir zueinander finden".

Neben Filmen, Musik, Kunst und Literatur sollten auch Dinge wie Fußball, Bier oder deutsches Essen als Möglichkeiten, mit den Amerikanern und der Welt in den Dialog zu treten, genutzt werden. "Es heißt, 'Liebe geht durch den Magen'. Freundschaft aber auch."