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WM-Gastgeber Katar gibt "Sicherheitsgarantie"

2. November 2022

Innenministerin Nancy Faeser und DFB-Präsident Bernd Neuendorf kehren von ihrem Besuch in Katar zurück und bringen ein Zugeständnis des WM-Gastgebers von ihrer "Inspektionsreise" mit.

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Nancy Faeser mit katarischen Mädchen beim DFB-Projekt "Future Leaders in Football"
Bundesinnenministerin Faeser möchte, dass sich alle Fans in Katar angstfrei bewegen könnenBild: Britta Pedersen/dpa/picture alliance

Beim Rückflug aus Katar hatten die Bundesinnenministerin und der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) immerhin einen Teilerfolg im Gepäck: Nancy Faeser und Bernd Neuendorf waren zwei Tage lang auf "Inspektionsreise" beim kommenden WM-Gastgeber und konnten der Regierung des Emirats am persischen Golf zweieinhalb Wochen vor WM-Beginn eine "Sicherheitsgarantie" für die Fans abringen. Deshalb will Faeser bei der Endrunde (20. November bis 18. Dezember) auch an den Golf zurückkehren.

"Alle Menschen, egal woher sie kommen, wen sie lieben und woran sie glauben, müssen bei der WM sicher sein. Jeder Fan muss sich frei und ohne Angst bewegen können", sagte Faeser, nachdem sie zum Ende ihres zweitägigen Katar-Besuchs mit Premierminister Scheich Chalid bin Chalifa Al-Thani gesprochen hatte: "Diese Sicherheitsgarantie hat mir der Premierminister gegeben."

Diplomatische Verwicklungen ausgebügelt

Infolge dieser Zusicherung sollen auch Angehörige der LGBTIQ-Community gefahrlos nach Katar reisen können, obwohl Homosexualität dort unter Strafe steht. Da es laut Faeser "erstmals ein solches Bekenntnis" gegeben habe, möchte die Innenministerin als Repräsentantin der Bundesregierung das erste WM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft am 23. November gegen Japan besuchen. "Es ist wichtig, Katar bei wegweisenden Reformen zu unterstützen. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, den Prozess weiter zu begleiten und zum ersten Spiel der deutschen Mannschaft anzureisen", sagte die für den Sport zuständige SPD-Politikerin: "Wir werden Reformen in Katar auch nach der WM unterstützen, damit sich die Lebenswirklichkeit von Wanderarbeitern und die Lage der Menschenrechte weiter verbessert."

Nancy Faeser und Bernd Neuendorf in Doha
Zwei Tage lang haben Nancy Faeser (l.) und Bernd Neuendorf (r.) Katar besuchtBild: Britta Pedersen/dpa/picture alliance

Im Vorfeld ihrer Katar-Reise hatte Faeser noch offene Kritik geübt und damit für diplomatischen Wirbel gesorgt: "Es gibt Kriterien, an die sich gehalten werden muss - und dann wäre es besser, dass das [eine Fußball-WM, Anm.d.Red.] nicht in solche Staaten vergeben wird", sagte Faeser, woraufhin Katar den deutschen Botschafter einbestellte und der Golf-Kooperationsrat (GCC) die Aussagen Faesers verurteilte. In der Folge hatte Luise Amtsberg, die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, ihre Reise nach Katar abgesagt.

Trotz dieser Verstimmungen traf Faeser in Katar nun auch mit WM-Organisationschef Hassan al-Thawadi und FIFA-Präsident Gianni Infantino zusammen.

Entschädigungsfonds für Angehörige?

Der Weltverband erwartet von der ersten Endrunde in einem arabischen Land einen Gewinn von rund 6,5 Milliarden Euro - ein Teil davon soll nach dem Willen von DFB-Präsident Neuendorf und von Menschenrechtsorganisationen in einen Entschädigungsfonds für die Familien von verstorbenen oder verletzten Arbeitern fließen. Nur einen Tag nach der Rückkehr Neuendorfs wurde dieser Vorschlag allerdings - wie erwartet - abgelehnt. Der Ruf nach einem gemeinsamen Fonds Katars und des Weltverbands Fifa sei ein reiner "Werbe-Gag", sagte Katars Arbeitsminister Ali bin Samich Al Marri der Nachrichtenagentur AFP. Katar und die FIFA beharren auf dem Standpunkt, dass auf den Stadien-Baustellen in Katar nur drei Arbeiter ums Leben gekommen seien, weitere 37 ohne direkten Zusammenhang mit den Bauarbeiten - und es nicht rund 6.500 Opfer gegeben habe, wie der "Guardian" berichtet hatte.

Die Vergabe der WM nach Katar wird seit Jahren kritisiert. Zunächst standen die Schmiergelder im Mittelpunkt, die bei dem Votum für das autokratisch regierte Land im Jahr 2010 geflossen sein sollen. Danach ging es um Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte, da die Endrunde aufgrund des Klimas in den Winter verlegt werden musste. In den vergangenen Jahren waren das Sportswashing, die Menschenrechtslage, die Situation der Gastarbeiter und die Bedingungen für LGBT-Personen die beherrschenden Themen.

asz/og (SID, dpa)

Der Artikel wurde am 2. November aktualisiert.