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Kempinski bestreitet Israelfeindlichkeit

11. August 2016

Claude Lanzmann, Regisseur des Films "Shoah", hat im Berliner Hotel Kempinski eine verstörende Erfahrung gemacht. Die Telefonvorwahl für Israel fehlte, angeblich aus Rücksicht auf arabische Gäste. Das Hotel dementiert.

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Das Hotel Kempinski in Berlin (Foto: Britta Pedersen/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/B. Petersen

In den sozialen Medien wird der Vorwurf von Claude Lanzmann gegen das Nobelhotel Kempinski heftig diskutiert. Hat das berühmte Hotel am Kurfürstendamm Israel aus der Vorwahlliste gestrichen, um dem Wunsch arabischer Gäste entgegenzukommen? So hat es ein Mitarbeiter behauptet.

Nein, sagt das Hotel auf Anfrage der DW. Weder seitens der Hoteldirektion noch seitens der Kempinski AG habe es eine Anweisung gegeben, "die israelische Vorwahl nicht in die Ländervorwahl-Liste aufzunehmen. Dies würde auch unseren Grundsätzen von Gastfreundschaft und Offenheit gegenüber allen Menschen widersprechen." Stattdessen wird in dem Statement betont, dass es sich bei der Liste um "keine vollständige Auflistung aller Ländervorwahlen handelt, sondern lediglich um eine Auswahl von 35 Vorwahlen aus den insgesamt 193 Ländervorwahlen weltweit. Es gab keinen dezidierten Grund, dass das Land Israel auf der Liste nicht benannt war und wir haben die Vorwahl selbstverständlich ergänzt."

Claude Lanzmann Regisseur Foto: © absolut Medien GmbH
Claude Lanzmann: Er hat beim Holocaust-Dokumentarfilm "Shoah" Regie geführt.Bild: absolut Medien GmbH

Wogen um Kempinski noch nicht geglättet

Wie Claude Lanzmann in seinem persönlichen Bericht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt, habe er eher aus Langeweile in den Info-Unterlagen des Hotel Kempinski geblättert. Dabei sei er auf die Liste der Vorwahlnummern gestoßen und fand: Rumänien, die Vereinigten Staaten, Thailand, Italien, … Israel aber fehlte. Der beiläufige Fund ließ den französischen Regisseur stutzen, und er erkundigte sich an der Rezeption. Dort gab ihm ein Mitarbeiter Auskunft. Er soll gesagt haben: "Ich bin selbst Jude, es handelt sich bei der Maßnahme um eine bewusste Entscheidung der Direktion des Kempinski-Hotels, gegen die wir leider machtlos sind." Und zur Begründung habe er angefügt: "Die Mehrheit unserer Kundschaft sind Araber, und sie haben verlangt, dass Israel gestrichen werde." Eine unglaubliche Behauptung. Für Lanzmann klang das plausibel, da er in Gaza Landkarten gesehen hat, auf denen Israel gar nicht existiert. Und er fürchtete eine Form der Doppelmoral. "Man kann nicht gegen den arabischen Terrorismus kämpfen und gleichzeitig erlauben, dass in einem der nobelsten und wichtigsten Hotels in Berlin Israel ausgemerzt wird."

Trotz der Stellungnahme des Kempinski haben sich die Wogen in den sozialen Medien noch nicht geglättet.

sek/so (dpa)