WHO stellt Umgang mit dem Virus auf Prüfstand
9. Juli 2020WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus kündigte bei einem virtuellen Treffen der Mitgliedsstaaten eine "unabhängige und umfassende Evaluierung der gelernten Lektionen" an. "Es ist eine Zeit der Selbstreflexion", erklärte er. Ziel sei, aus der Vergangenheit zu lernen, um solche Tragödien in der Zukunft zu verhindern, und die Zusammenarbeit zu stärken, um Leben zu retten.
Den Vorsitz des Prüfgremiums übernehmen laut Tedros die frühere neuseeländische Ministerpräsidentin Helen Clark und die ehemalige liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf. Clark bezeichnete ihren Auftrag als "außerordentlich herausfordernd". Ihre Ko-Vorsitzende Sirleaf erklärte, sie freue sich darauf, "auf diese Herausforderungen, die uns davon abgehalten haben, geeint zu sein, zu reagieren".
Es werde keinen Standard-Bericht geben, "der ins Regal wandert und verstaubt", versicherte der WHO-Chef. "Wir nehmen das ernst." Die genaue Ausgestaltung des Prüfauftrags werde in Abstimmung mit den Mitgliedsstaaten ausgearbeitet. Das Expertengremium solle einmal monatlich über seine Arbeit informieren und bei der nächsten WHO-Versammlung im November einen Zwischenbericht vorlegen. Die Einsetzung einer unabhängigen Prüfkommission hatten die mehr als 190 WHO-Mitgliedsländer im Mai bei ihrer online abgehaltenen Jahrestagung beschlossen.
Viele US-Amerikaner verlieren Job
Am Vortag hatten die USA ihren bereits angekündigten Austritt aus der Weltgesundheitsorganisation eingeleitet. US-Präsident Donald Trump kritisiert seit Monaten, die WHO habe zusammen mit China versucht, den Ausbruch der Krankheit COVID-19 zu vertuschen und trage somit eine Mitschuld an der globalen Ausbreitung.
Die USA sind das am schwersten von der Corona-Pandemie betroffene Land der Welt. Mehr als 3,05 Millionen Infektionen wurden dort nachgewiesen, mehr als 132.000 Infizierte starben. Gleichzeitig hat die Pandemie in den USA weiter erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. In der Woche bis einschließlich 4. Juli stellten 1,3 Millionen US-Amerikaner einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Experten rechnen für 2020 mit einer Rezession und befürchten, dass die Arbeitslosenquote auch Ende des Jahres noch bei knapp zehn Prozent liegen könnte. Vor der Zuspitzung der Pandemie in den USA im März hatte die Arbeitslosenquote noch bei 3,5 Prozent gelegen.
nob/qu (epd, rtr)