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Politik

WHO setzt Corona-Risiko auf höchstes Niveau

29. Februar 2020

Die Ausbreitung von Sars-CoV-2 beunruhigt die WHO immer mehr. Sie bewertet das Risiko einer weltweiten Verbreitung inzwischen als "sehr hoch". Deutschland und andere Staaten verschärfen ihre Maßnahmen gegen Corona.

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Deutschland Stuttgart Oldtimermesse mit Desinfektionsspender
Hygiene - eine der wenigen Möglichkeiten sich zumindest etwas gegen eine Infektion zu schützenBild: Imago Images/A. Hettrich

Angesichts der wachsenden Zahl von Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihre Risikobewertung verändert. Sie stufte die Wahrscheinlichkeit einer weltweiten Verbreitung des Virus von "hoch" auf "sehr hoch", die höchstmögliche Stufe. Noch aber sei der Kampf gegen die weltweite Ausbreitung der Lungenkrankheit nicht verloren, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Es gebe keine Hinweise darauf, dass sich das Virus frei in der Bevölkerung übertrage, sagte er.

China Wuhan Krankenhaus Behandlung Coronavirus Patient
Behandlung eines Coronaviruspatienten im chinesischen WuhanBild: picture-alliance/Xinhua/X. Yijiu

Weltweit wurden laut dem in Deutschland für die Seuchenbekämpfung zuständigen Robert-Koch-Institut (RKI) inzwischen in über 50 Ländern etwa 83.000 Infektionen gezählt, rund 1000 mehr als Vortag. Die mit großem Abstand meisten Infizierten werden immer noch in der chinesischen Provinz Wuhan gezählt, dem Ausgangsort der Seuche. China meldet am Samstag 47 weitere Tote, Südkorea fast 600 Neuinfektionen mit dem Virus.

In Deutschland stieg laut RKI die Zahl der nachgewiesenen Infektionen am Freitag auf 53, hauptsächlich in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Trotz steigender Ansteckungszahlen mit dem Virus sehen Experten des RKI bisher keine große Gefahr für Deutschland.

"Zeitfenster schließt sich"

Nach Einschätzung von UN-Generalsekretär António Guterres hat die Bekämpfung des Coronavirus Sars-CoV-2 einen kritischen Punkt erreicht. "Wir wissen, dass eine Eindämmung möglich ist, aber das Zeitfenster schließt sich", sagte Guterres in New York. Es sei für alle Regierungen die Zeit gekommen, den Erreger mit allen Mitteln zu bekämpfen – "und dies ohne Stigmatisierung und unter Achtung der Menschenrechte".

Weltgrößte Tourismusmesse abgesagt

Die Wirtschaft bekommt die Folgen der Coronavirus-Epidemie immer deutlicher zu spüren, auch in Deutschland. Nun wurde die weltgrößte Reisemesse ITB in Berlin abgesagt. Die Messe sollte vom 4. bis 8. März in der Hauptstadt die Tore öffnen. In den Tagen und Wochen zuvor hatten sich immer mehr Aussteller abgemeldet, nicht nur aus China. Nach Angaben der Messegesellschaft hat das zuständige Gesundheitsamt die Auflagen stark erhöht. Diese seien insgesamt für die Messe Berlin nicht umsetzbar gewesen.

Folgen auch für Finanzmärkte und den Sport

Die Sorge um die Folgen der Coronavirus-Ausbreitung belasten seit Tagen die Finanzmärkte weltweit und drückten die Börsen tief ins Minus. Der wichtigste deutsche Aktienindex Dax fiel am Freitag um mehr als fünf Prozent.

Und auch im Sport werden Auswirkungen der Epidemie spürbar. In Abu Dhabi und Berlin sitzen Radprofis in Quarantäne, bei einem Weltcup-Skirennen in Norditalien wurde Körperkontakt praktisch untersagt und die Schweiz hat aus Sorge vor COVID-19 gleich alle größeren Sportveranstaltungen inklusive Toppartien im Fußball und Eishockey verboten.

Südkorea Coronavirus Desinfektion
Desinfektionsmaßnahmen in einem Busdepot in SeoulBild: picture-alliance/dpa/AP/A. Young-Joon

Darüber hinaus haben die Eidgenossen alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern untersagt. Das Verbot soll bis mindestens 15. März gelten. Das betrifft unter anderem den Genfer Autosalon, der am 5. März starten sollte und zu dem jedes Jahr mehr als 600.000 Besucher kommen. Ebenso trifft es die Basler Fasnacht, die an diesem Montag beginnen sollte.

Die USA verschieben nach Angaben eines Regierungsvertreters wegen Corona den für Mitte März geplanten ASEAN-Gipfel. Diese Entscheidung sei in Absprache mit den Staaten des Verbandes Südostasiatischer Nationen (ASEAN) getroffen worden, sagte in Washington der Regierungsvertreter, der anonym bleiben wollte. Der Gipfel mit US-Präsident Donald Trump als Gastgeber sollte am 14. März in Las Vegas stattfinden.

Der Krisenstab in Berlin beschließt Vorsorgemaßnahmen

Der Krisenstab der Bundesregierung hat weitere Maßnahmen wegen der Ausbreitung des Coronavirus beschlossen. Wie das Gesundheits- und das Innenministerium mitteilten, muss im Luft- und Schiffsverkehr künftig auch für Reisende aus Südkorea, Japan, Italien und dem Iran der Gesundheitsstatus der Passagiere vor der Einreise gemeldet werden. Bisher galt diese Regelung lediglich für China. Zudem werden die Bahnunternehmen verpflichtet, Fahrgäste mit Symptomen einer Erkrankung den Behörden zu melden. Der Krisenstab bereitet demnach auch Maßnahmen zur Sicherung der Versorgung mit Schutzausrüstung vor. Bei der Risikobewertung von Großveranstaltungen soll den Prinzipien des Robert-Koch-Instituts gefolgt werden. Demnach sollten "unmittelbar bevorstehende internationale Großveranstaltungen" abgesagt werden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel plädierte unterdessen für "Maß und Mitte" beim Umgang mit der Lungenerkrankung. Deutschland gehöre zu den Ländern, die die besten Voraussetzungen hätten, um mit dem Virus klar zukommen.

qu/ack (dpa, afp, rtr)