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Politik

WHO fordert gerechte Impfstoff-Verteilung

19. Januar 2021

Die WHO warnt erneut davor, dass Corona-Impfungen vor allem reichen Ländern zugutekommen. Es drohe ein "katastrophales moralisches Versagen". Derweil prüft die EU die Abgabe überzähliger Impfstoff-Dosen nach Afrika.

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WHO I Tedros Adhanom Ghebreyesus
Bild: Martial Trezzini/KEYSTONEIpicture alliance

Die Länder und Hersteller sollten die Corona-Vakzine weltweit gerechter verteilen, fordert der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Tedros Adhanom Ghebreyesus. "Dieser me-first-Ansatz gefährdet nicht nur die Ärmsten und Schwächsten der Welt, sondern ist auch selbstzerstörerisch", sagte Tedros. Letztlich werde eine ungerechte Verteilung der Impfstoffe die Pandemie nur verlängern.

Arm gegen Reich und Jung gegen Alt?

Es sei richtig, dass Regierungen der Impfung ihres eigenen Gesundheitspersonals und älterer Menschen Vorrang einräumen, erklärte Tedros bei der Eröffnung einer Sitzung des WHO-Exekutivrates in Genf. Aber es sei nicht richtig, dass jüngere, gesündere Erwachsene in den reichen Ländern vor dem Gesundheitspersonal und älteren Menschen in den ärmeren Ländern geimpft werden. "Es wird genug Impfstoff für alle da sein.'' Den meisten Impfstoffherstellern warf er vor, dass sie sich auf Länder konzentrierten, in denen "die Profite am höchsten sind".

Frankreich | Impfungen in Poissy
Kleiner Piks - große Hoffnung. Corona-Impfung in Poissy/FrankreichBild: Lisa Louis/DW

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides bekannte sich zur internationalen Verantwortung der Europäischen Union, auch Nachbarländer und Partner zu Impfstoffen zu verhelfen. Es gehe um einen raschen und gleichen Zugang im Sinne globaler Solidarität.

Während die Impfkampagnen auch in den meisten EU-Staaten noch am Anfang stehen, plant die Union die Abgabe überzähliger Impfstoff-Dosen an ärmere Länder zum Beispiel in Afrika. Ein entsprechender europäischer Mechanismus werde geprüft, sagte Gesundheitskommissarin Kyriakides im Europaparlament. Dieser werde umgesetzt, noch bevor der im Sommer installierte Verteilmechanismus COVAX der WHO vollständig funktioniere. Die EU mit ihren rund 450 Millionen Einwohnern hat sich fast 2,3 Milliarden Dosen von Impfstoffen und Impfstoffkandidaten von sechs Herstellern gesichert.

Mehr als 400.000 Corona-Tote in der EU

Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie sind in der EU inzwischen mehr als 400.000 Menschen gestorben. Die Zahl nannte Kommissarin Kyriakides. Angesichts der neuen ansteckenderen Virus-Varianten sei Europa auch weit davon entfernt, die Pandemie hinter sich zu lassen. Doch seien die Corona-Impfstoffe ein "machtvolles Instrument in unserer Hand".

Belgien EU-Gipfel Impfstrategie | Stella Kyriakides
Stella Kyriakides will von der EU georderte Impfstoffe auch an Staaten außerhalb der EU weitergebenBild: Olivier Hoslet/Reuters

Kyriakides versprach den Europaabgeordneten mehr Informationen über die von der Kommission geschlossenen Lieferverträge mit Impfstoffherstellern. "Ich habe Ihren Ruf nach Transparenz laut und klar gehört", versicherte sie. Zahlreiche Abgeordnete von den Konservativen bis zu den Linken warfen der Kommission erneut fehlende Transparenz bei diesem Thema vor. Wichtige Stellen in einsehbaren Verträgen seien geschwärzt, über das Gelesene dürfe nicht gesprochen werden, zum Lesen werde zu wenig Zeit eingeräumt.

qu/pg (dpa, rtr, ap)