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Weniger Aufträge für deutsche Industrie

6. August 2018

Ein Minus von vier Prozent in einem Monat - die deutsche Industrie hat im Juni deutlich weniger Aufträge verbucht als im Vormonat. Der Auftragseingang sank damit so stark wie seit eineinhalb Jahren nicht.

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Deutschland Mitarbeiter kontrolliert zum Abtransport bereitgestellte Stahlbuende Coils in Eisenhüttenstadt
Bild: Imago/photothek

Der Dämpfer im Juni traf alle wichtigen Bereiche, stellte das Statistische Bundesamt fest. Bei den Herstellern von Investitionsgütern gab es demnach einen Rückgang von 4,7 Prozent. Im Bereich der Konsumgüter fielen die Aufträge um 4,5 Prozent. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern lag der Auftragseingang um 2,3 Prozent niedriger als im Vormonat.

Im Jahresvergleich zeigte sich ebenfalls eine enttäuschende Entwicklung. Hier fiel der Auftragseingang im Juni um 0,8 Prozent. Analysten hatten zwar einen Rückgang erwartet, aber im Schnitt nur um 0,5 Prozent. Der kräftige Dämpfer beim Auftragseingang folgte auf einen deutlichen Anstieg im Monat zuvor. Im Mai waren die Auftragseingänge noch um 2,6 Prozent gestiegen.

"Debakel auf hohem Niveau"

"Bei der Entwicklung dürften auch Verunsicherungen durch die Handelspolitik eine Rolle gespielt haben", erklärte das deutsche Wirtschaftsministerium mit Blick auf den Zollstreit mit den USA. "Der Auftragsbestand ist weiterhin sehr hoch und das Geschäftsklima trotz Eintrübung noch deutlich im positiven Bereich."

Viele Ökonomen gehen allerdings davon aus, dass der Aufschwung in Deutschland seinen Höhepunkt hinter sich hat. So stellte der Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank fest: "Indizien für einen spürbaren konjunkturellen Abschwung gibt es bislang keine. Konjunktursorgen sehen anders aus. Aber dennoch ist es so, dass die deutsche Industrie nicht auf die Drehzahlen des Vorjahres kommen wird. Damit wird aber auch das Gesamtjahreswachstum 2018 geringer ausfallen als im Vorjahr."

Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe bewertete die schwachen Zahlen als ein "in diesem Ausmaß überraschendes Debakel". Der Rückgang sei jedoch weniger das Ergebnis des Handelsstreits, sondern "das Resultat des zuvor erreichten extrem hohen Niveaus". Nach dem Ausnahmejahr 2017 befinde sich die deutsche Industrie nun in einem Normalisierungsprozess.

Ausnahme Maschinenbau

Anders verlief die Enwicklung in den ersten sechs Monaten des Jahres für die deutschen Maschinenbauer, deren Branchenverband VDMA am Montag Bilanz zog. Demnach stiegen die Auftragseingänge im ersten Halbjahr preisbereinigt um sieben Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Das gute Ergebnis war vor allem den Bestellungen aus dem Inland zu verdanken, die um zehn Prozent zulegten. "Die Investitionsneigung im Inland hat spürbar angezogen, das kommt unserer Industrie zugute", sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Deutschlands Unternehmen produzierten wegen der guten Konjunktur mehr und müssten daher ihre Kapazitäten erweitern.

Aus dem Ausland gingen - verglichen mit dem guten Vorjahreszeitraum - sechs Prozent mehr Bestellungen bei der exportorientierten Schlüsselindustrie ein.

ar/bea (rtr, dpa)