Weltrekordversuch mit Graffiti-Kunst
4. August 2016Die Wand mitten in Rio gleicht einer Farbexplosion, aber wenn man genauer hinschaut, sieht man fünf riesige photorealistische Porträts. In Anlehnung an die fünf Olympischen Ringe malte Eduardo Kobra die Gesichter von Ureinwohnern aller fünf Kontinente.
Die Welt werde zunehmend intoleranter, meint der Künstler. "Schaut nur nach Europa, wo man Flüchtlinge ablehnt, das Andersartige ablehnt." Diese Wandbild, so der 40-Jährige weiter, sei ganz im Geiste der Olympischen Spiele gemalt und solle den Menschen helfen, sich daran zu erinnern, "dass wir alle anders sind, aber alle eins: Menschen."
Passend "Ethnicities" (Ethnien) genannt, zeigt Kobras Werk einen Vertreter des Karen-Volkes aus Thailand, einen Huli aus Papua-Neu Guinea, das Porträt eines Tapajos-Indianers aus dem brasilianischen Amazonasgebiet, einen sibirischen Chukchi-Eskimo und das Gesicht einer Frau vom äthiopischen Volk der Mursi.
Tausende Spraydosen
Gesponsert wurde das riesige Wandbild im frisch-renovierten Hafenviertel vom Organisationskomitee Rio 2016 und der Stadtverwaltung. Es schmückt einen Teil des drei Kilometer langen Olympischen Boulevards und soll in den kommenden zwei Wochen als Kulisse für alle möglichen Events dienen: Live-Musik, Straßenkunstperformances, nächtliche Feuerwerke, Food Trucks und Aktivitäten für Kinder.
Etwa 380 Liter weiße Farbe, 1500 Liter bunte Farbe und mindestens 3500 Spraydosen brauchte der Künstler für sein 3000 Quadratmeter großes Graffiti. Rund zwei Monate sprayten und pinselten Kobra und sein Team bis zu 12 Stunden am Tag an dem Wandbild, um rechtzeitig zur Eröffnungsfeier am Freitag fertig zu sein.
Neuer Weltrekord in Sicht?
Sollte Kobra es mit dem weltgrößten Graffiti wirklich ins Guinness Buch der Rekorde schaffen, das je von einem einzelnen Künstler geschaffen wurde, wäre sein Werk fast doppelt so groß wie "Mazatlan" von Ernesto Rocha, dem derzeitigen Rekordhalter. Das Wandbild des Mexikaners ist von 2009 und misst 1678 Quadratmeter.
Eduardo Kobra aus Sao Paulo, der größten Stadt Brasiliens, hat 264.000 Follower auf Instagram und mehr als 168.000 auf Facebook. Seine Kunst ziert Wände weltweit, unter anderem in Tokio, Dubai, New York und London.
Früher habe er Wände in einem ärmeren Viertel seiner Heimatstadt getaggt, erinnert sich der bekannte Graffitikünstler. Das sei seine Art gewesen, unter die Leute zu kommen, Spaß zu haben und gegen soziale Ausgrenzung zu protestieren. Heutzutage mache er das nur noch "nach vorheriger Erlaubnis".