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Weibliche Entwürfe

Catrin Möderler8. März 2009

Frauen um die 20, die gerade in ihr Leben starten, und Frauen über 70, die einen großen Teil ihres Lebens schon gelebt haben: Sie erzählen von Ansprüchen, Wünschen und Ängsten im Kampf um Gleichberechtigung.

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Jana Wichman (Foto: DW)
Jana Wichman geht ihr Leben kämpferisch anBild: DW / Möderler

Frauen in Führungspositionen - heute selten, früher unmöglich? Nicht ganz. Eleonore Hombitzer, Jahrgang 1924, erkämpfte sich zu ihrer aktiven Zeit einen herausragenden Posten in der nordrhein-westfälischen Schulverwaltung. Und zahlte einen hohen Preis dafür. "Ich bin einfach schlecht behandelt worden als Frau. Ministerialräte und Ministerialdirigenten fanden, dass ich sehr geeignet war, um ihr Nichtstun auf- und ihre schlechte Laune einzufangen. Da habe ich schwer gelitten!" Als einzige Frau neben 40 Männern musste sich die Studienrätin und Schulleiterin täglich aufs Neue durchbeißen. Der heute so viel beschworene Anspruch, Kinder und Karriere unter einen Hut zu bringen, war für die Akademikerin trotzdem schon damals selbstverständlich.

Ethel Schmidt-Wiking, Eleonore Hombitzer und Christa Brauweiler (Foto: DW)
Ethel Schmidt-Wiking, Eleonore Hombitzer und Christa Brauweiler (v.l.)Bild: DW / Möderler

Ethel Schmidt-Wiking, Jahrgang 1935, ist die Tochter eines Hamburger Reeders. Sie wuchs selbstbewusst und weltläufig auf. 20 Jahre ihres Lebens verbrachte die gelernte Industriekauffrau in Norwegen. Dort brachte sie es bis zur Abteilungsleiterin einer großen norwegischen Bank.

Der soziale Status hatte früher, ebenso wie heute, einen entscheidenden Einfluss auf die beruflichen Chancen einer Frau: Elisabeth Odenthal, Jahrgang 1919, hatte weniger Glück. Die Tochter eines Bauern blieb ein Leben lang Hausfrau. Ihre Mutter hielt eine Ausbildung für verzichtbar: "Wenn du später in deinem Haushalt Bescheid weißt, dann ist das wichtiger als ein Beruf!"

"Frauen gehören nicht in die Führungsebene"

Ergeht es ehrgeizigen Frauen in Deutschland heutzutage besser? Jana Wichman, 21 Jahre, absolviert ihr Studium an einer privaten Elite-Uni in Köln und bewirbt sich bereits jetzt um interessante Stellen im Bereich PR oder im Kommunikationsmanagement.

"Kürzlich noch hatte ich ein Vorstellungsgespräch mit einem männlichen Interviewer, der mir dann auch unterstellte, dass ich die Power für den Job nicht hätte, obwohl er mich ja gar nicht kannte. Es war einfach sein Bild, Frauen sind zwar Sachbearbeiterinnen, aber in die Führungsebene gehören sie einfach nicht rein." Das sind Überreste des uralten Klischees von der Frau am Herd. Eine Ausbildung ist heutzutage glücklicherweise für Frauen selbstverständlich geworden.

Bis zur Gleichbehandlung von Frau und Mann vergehen noch Jahrzehnte

Das Lebensmodell von Christa Brauweiler, Jahrgang 1927, ist selbst für heutige Maßstäbe unkonventionell. 1946 bekam sie in Deutschland keinen Studienplatz, weil nur männliche Kriegsheimkehrer berücksichtigt wurden. Sie ging nach Irland, studierte am Trinity College und begann ihre Berufstätigkeit an der Deutschen Botschaft in Dublin - Startschuss für eine große Karriere im auswärtigen Dienst.

Angehende Ergotherapeutinnen (Foto: DW)
Junge Frauen von heute wollen vielBild: DW / Möderler

Mit männlichen Untergebenen ging die Diplomatin selbstbewusst um. "Und dann hieß es, der bekommt jetzt eine Frau als Vorgesetzte, die wird es schwer haben! - Ich muss sagen, ich bin in allen Ländern gewesen, und ich bin eigentlich meines Erachtens besser durchgekommen als die Männer in meiner Position."

Hatten es Frauen früher schwerer und haben sie es heute leichter? Oder ist es umgekehrt? Das hängt sehr vom Einzelfall ab. Wesentliche Kriterien damals wie heute sind sozialer Status und Bildung. Sie entscheiden maßgeblich über die Chancen einer Frau. Bis die völlige Gleichbehandlung von Mann und Frau endlich so selbstverständlich ist, dass niemand mehr darüber reden muss, werden allerdings wohl selbst in Deutschland noch Jahrzehnte vergehen.