1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kein Leben ohne Wasser - China spürt die Folgen des Klimawandels

29. November 2010

Bei den UN-Klimaverhandlungen in Mexiko spielt Peking einmal mehr den Bremser. Dabei wäre eine Einigung bitter nötig. Viele Regionen leiden schon heute unter den Folgen des Klimawandels. Auch in China.

https://p.dw.com/p/QKz8
Wasserpfützen des Anguli-Sees, Foto: Philipp Bilsky, DW
Nur noch wenige Pfützen sind vom Anguli-See übrigBild: DW

Die Bäuerin Namuhua wirft ihren kleinen Laster an und rückt sich auf dem Sitz zurecht. Dann fährt sie los in Richtung des nahe gelegen Anguli-Sees. Der gehörte lange Zeit zu den großen Seen der Region - mit einer Fläche von fast sieben Quadratkilometern. Doch mittlerweile ist von ihm nicht mehr viel übrig. Seit einigen Jahren ist er so gut wie ausgetrocknet. "Es ist ganz anders als in meiner Kindheit", erzählt Namuhua. Vor zehn Jahren sei der See noch voller Wasser gewesen. "Es gab viele Fischer. Sogar aus dem Süden sind sie hierher gekommen. Jetzt gibt es hier nichts mehr. Ohne Wasser kann einfach nichts existieren."

Die Bäuerin Namuha am Anguli-See in Nordchina. Foto: Philipp Bilsky, DW
Kämpft um ihre Existenz: Die Bäuerin NamuhuaBild: DW

Wüste statt Wasser

Namuhua lebt in der nordchinesischen Provinz Hebei. Die ganze Gegend leidet unter Wassermangel und zunehmender Verwüstung. Chinesische Wissenschaftler halten das für eine Folge des Klimawandels. An wenigen Orten kann man die Veränderungen so deutlich beobachten wie hier am Anguli-See: Wo früher gefischt wurde, grasen jetzt Pferde. So weit das Auge reicht sieht man nur Gestrüpp und sandigen Boden. Von dem einst mächtigen See sind nur noch einige Pfützen übrig.

"Früher war hier alles blau, fast wie am Meer. Jetzt ist es nur noch weiß. Es gibt nur noch Wüste", erzählt Namuhua. Zusammen mit ihrem Mann bewirtschaftet sie einen kleinen Bauernhof. Doch wegen des ausbleibenden Regens wird ihr Leben immer schwieriger. Früher hatten sie über hundert Schafe in ihrem Stall. Heute sind es nur noch elf Stück. Zu viele Schafe, fürchtet die chinesische Regierung, würden die ohnehin schon spärliche Vegetation weiter schädigen.

Schafe grasen am Anguli-See, Foto: Philipp Bilsky, DW
Zerstören die spärliche Vegetation: Schafe am Anguli-SeeBild: DW

Ein Limit für Schafe

Deswegen habe die Regierung die Zahl der Schafe pro Familie begrenzt, erklärt Namuhua. Die Schafe seien enorm schädlich für den Boden, da sie oft die Grasnarbe zerstörten. Um ohne ihre Schafe zu überleben, mussten sich Namuhua und ihr Mann etwas einfallen lassen. Auf ihrem Hof bauten sie einige Hütten im klassischen mongolischen Stil. So wollten sie Touristen aus den Städten anlocken. Viel Luxus bieten diese Hütten allerdings nicht. Die Einrichtung ist äußerst spartanisch. Auf dem Boden liegen einige Matten zum Schlafen. An der Decke baumelt eine einsame Glühbirne. Trotzdem seien anfangs viele Touristen in die Region gekommen, erzählt Namuhua. Die Besucher kamen auch, um den Anguli-See zu sehen. Aber je weniger Wasser im See war, desto weniger Touristen kamen angereist.

ausgedörrter Boden am Anguli-See, Nordchina. Foto: Philipp Bilsky, DW
Einst fruchtbar, heute ausgedörrt: der Boden am Anguli-SeeBild: DW

Region ohne Zukunft

Namuhua weiß noch nicht, wie es für sie und ihren Mann weitergehen soll. Denn Schafe hüten dürfen sie nicht mehr und andere Möglichkeiten, ihre Existenz zu verdienen, sieht sie auch nicht. "Ich schlafe in letzter Zeit sehr schlecht, weil ich ständig darüber nachdenken muss, wie es weitergehen soll." Vielleicht müssten sie auch weg aus der Region – so wie schon viele vor ihnen. Es sei denn natürlich, es würde wieder häufiger regnen. Aber so recht daran glauben kann Namuhua nicht.

Autor: Philipp Bilsky
Redaktion: Nicola Reyk