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Das passiert bei eisiger Kälte in unserem Körper

Gudrun Heise
5. Januar 2024

In Skandinavien herrscht extreme Kälte. In Schweden etwa sanken die Temperaturen unter minus 40 Grad. So kalt war es dort seit 25 Jahren nicht mehr. Eine Herausforderung auch für den Körper.

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Verschneite vereiste Straße, auf der ein Auto fährt
In Skandinavien ist es diesen Winter so kalt wie seit 25 Jahren nicht mehrBild: Emma-Sofia Olsson/TT News Agency/AP/picture alliance

Eine Körpertemperatur von 36,5 bis 37 Grad Celsius ist für uns Menschen ideal. Dann funktionieren wir am besten. Unser Stoffwechsel und all unsere Organe hängen von dieser Kerntemperatur ab, und unser Körper tut alles, um sie aufrecht zu erhalten. 

Allerdings schafft er das nur bis zu einem gewissen Grad. Mehr als fünf Millionen Menschen sterben jährlich aufgrund von zu großer Hitze oder Kälte.

Stoffwechsel reguliert die Körpertemperatur

Ob unser Körper die richtige Temperatur hat, misst er über Rezeptoren. Sinkt sie stark ab, versucht er, den Stoffwechsel zu aktivieren, um so die Balance zu halten.

Unser Stoffwechsel versorgt uns mit den notwendigen Nährstoffen. Er sorgt dafür, dass Essen zerkleinert und umgewandelt wird, so dass die Zellen die Nährstoffe verwerten können. Außerdem wärmt der Stoffwechsel den Körper. Dazu erzeugt er Energie und reguliert so den Wärmehaushalt. Bei diesem Prozess spielt die Blutzirkulation eine wichtige Rolle. 

Da sich die Blutgefäße bei Kälte verengen, kann nicht mehr genügend Blut durch die Gefäße transportiert werden. Dadurch wiederum werden die Zellen in verschiedenen Geweben spröde und es kommt zu Schmerzen. Zuerst trifft es Finger und Zehen, Nase und Ohren. Sinkt die Körpertemperatur weiter, sind lebenswichtige Organe an der Reihe: Herz, Lunge und Gehirn. Sie funktionieren nur noch eingeschränkt.

Weicht die Körpertemperatur auch nur zwei Grad von der Norm ab, kommt es zu Unterkühlung. Um sich zu schützen, arbeitet unser Körper umso heftiger. Die Muskeln werden aktiv. Wir zittern am ganzen Leib.

Angst vor einem Winter ohne Heizung

Nicht zu zittern ist kein gutes Zeichen

Bei 32 Grad Celsius Körpertemperatur hört das Zittern auf, aber das ist kein gutes Zeichen. Der Körper hat einfach keine Energie mehr, nicht einmal mehr, um zu zittern. Unser Gehirn und die Nervenenden leiten keine Signale mehr weiter, wir haben Taubheitsgefühle in den Armen und Beinen.

In dieser Phase lassen die Schmerzen nach, aber wir können uns kaum noch bewegen. Auch an Sprechen ist nicht mehr zu denken. Wir können keinen klaren Gedanken mehr fassen, sind verwirrt und zunehmend orientierungslos. Jetzt schaltet der Körper auf Sparflamme und aktiviert so sein Notfallprogramm. Aber auch das hört irgendwann auf zu funktionieren. 

Was kann bei Unterkühlung helfen?

Bei extremen Temperaturen sollten wir unseren Körper so gut wie möglich schützen. Das fängt mit warmer Kleidung an. Dazu gehören Mützen und Handschuhe, Schals und dicke Socken. Ist klar, dass wir uns über längere Zeit extremer Kälte aussetzen, ist es ratsam, eine Notausrüstung mitzunehmen. Die besteht in erster Linie aus einer Notdecke und Taschenwärmern, um die Hände und die Finger warm zu halten.

Ein Zeichen für Unterkühlung ist Gefühllosigkeit und ein Taubheitsgefühl vor allem an Nase und Ohren, an Fingern und Zehen. Diese Körperteile etwa mit einer Wärmflasche aufzuwärmen, ist keine gute Idee. Bei zu schnellem Aufwärmen könnten die unterkühlten Gefäße geschädigt werden. Statt einer Wärmflasche lieber warmes Wasser verwenden, um Finger und Zehen langsam aufzutauen.

Wer glaubt, seinen Körper mit ein bisschen Alkohol wärmen zu können, der irrt. Alkohol mag zunächst den Eindruck vermitteln, dass wir von innen heraus angenehme Wärme verspüren. Aber er weitet die Blutgefäße. Kälte hingegen verengt sie, um den Verlust von Wärme möglichst gering zu halten. Durch diese beiden Extreme kommt es oft zu einer Fehleinschätzung. Die Haut mag sich warm anfühlen, aber der Körper friert, und wir merken es zunächst vielleicht gar nicht. 

Ist Erfrieren schmerzhaft?

Sinkt die Körpertemperatur auf unter 29,5 Grad Celsius, stellt das Großhirn seine Arbeit ein. Wir werden bewusstlos. Unser Herz arbeitet weniger: Anstatt 60 Mal pro Minute schlägt es nur noch ein bis zweimal. Das Blut kann nicht mehr schnell genug durch den Körper gepumpt werden, der Kältetod ist so gut wie sicher. Ob dies ein "sanfter" Tod ist, darüber ist sich die Wissenschaft nicht einig.

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 16.12.2018 verfasst und am 05.01.2024 aktualisiert.