Walfangkommmission tagt
23. Mai 2007Zunge in Sojasoße oder gedünsteter Darm mit Meerrettich – japanische Restaurants bieten viele Wal-Spezialitäten an, denn der Fang der Meeressäuger hat eine große Tradition im Land. Mit Norwegen und Island gehört Japan zu den hartnäckigsten Fangnationen weltweit. Bei der 59. Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) vom 28. bis 31.5. werden sich die drei Staaten im amerikanischen Anchorage für eine Aufweichung des Fangverbots einsetzen, das seit 1986 gilt.
Ausnahmen gibt es nur für Polarvölker und den "wissenschaftlichen" Walfang, dem vor allem Japan nachgeht. Teil der japanischen Wissenschafts-Flotte ist allerdings ein Fabrikschiff, das laut Greenpeace noch an Bord handelsfertige Walfleischpackungen produziert. Norwegen ignoriert das Fangverbot, was durch eine Ausstiegsklausel im IWC-Abkommen zulässig ist. Island ist dem Beispiel 2006 gefolgt.
Nationale norwegische Prinzipien
"Wir wollen die Ressource Wal genauso wie unsere Fischbestände nutzen. Das gehört zu unseren nationalen Prinzipien", sagt Halvard Johansen, norwegischer Gesandter für die IWC-Verhandlungen. "Die Situation ist bedrohlich. Wir brauchen weiter ein Fangverbot", sagt dagegen der Greenpeace-Experte Thilo Maack. Jedes Jahr würden trotz des Verbots 2000 Großwale gefangen. Besonders bedroht sind Blau-, Finn-, Buckel- und Seiwale, wie die Statistik der Weltnaturschutzunion IUCN zeigt.
Auch der Bundestag hat sich am 10.5. für die Beibehaltung des Verbots ausgesprochen. Umweltstaatssekretärin Astrid Klug bekräftigte, die Bundesregierung werde in Alaska jegliche Initiative zur Aufweichung des Moratoriums ablehnen
Walfänger haben Harpunen geschärft
"Die Lage vor dem Gipfel ist äußerst angespannt", sagt Nicolas Entrup, Geschäftsführer der internationalen Whale and Dolphin Conservation Society (WDCS). Denn 2006 gewannen die Walfang-Befürworter erstmals die Oberhand. Eine Dreiviertel-Mehrheit erreichten sie nicht, mit der das Fangverbot aufgehoben werden kann. Es wurde aber mit einfacher Mehrheit eine entsprechende Resolution verabschiedet.
Nach ihrem Etappensieg haben die Walfänger nun erneut die Harpunen geschärft: "Viele Bestände sind wieder in Takt, so dass wir sie nun nutzen sollten", sagt der Norweger Johansen. Mit ähnlichen Argumenten fordern die Japaner, den Walfang an ihrer Küste zu genehmigen. Andernfalls wollen sie die Abstimmung über Sonderquoten blockieren, die Polarvölkern zugestanden werden. Experten rechnen aber nicht damit, dass die nötige Dreiviertel-Mehrheit dafür erreicht wird. Denn derzeit stehen sich in der IWC 38 Walschutzstaaten und 31 Fängerländer gegenüber. Fünf Staaten stehen noch unentschieden, ein sechster ist nicht stimmberechtigt, weil er die Beiträge nicht bezahlt hat.
Rückschritt ins Artenschutzmittelalter
Die Zahlenverhältnisse könnten sich aber schnell ändern, sagt Thilo Maack, da Japan vor und während der Verhandlungen versuche, neue Partner ins Boot zu holen. "Warum sind Binnenländer wie die Mongolei oder Mali für den Walfang?", fragt Maack. Für ihn liegt die Erklärung auf der Hand: Japan macht Entwicklungshilfen an ärmere Staaten von der Unterstützung seiner Position in der IWC abhängig.
Die WDCS fordert, dass die Walfangkommission mit einer Resolution ein klares Signal an die Washingtoner Artenschutzkonferenz gibt, den Handel mit Walprodukten weiter zu verbieten. Vom 3. bis 15 Juni tagt die Artenschutzkonferenz in Den Haag. Japan hat einen Antrag gestellt, das Handelsverbot zu überprüfen. Die Position der IWC gilt als wichtige Richtschnur für die Verhandlungen. "Eine Aufweichung des Handelsverbots wäre der Rückschritt ins Artenschutzmittelalter", sagt Nicolas Entrup.
Walschützer fordern Reformen
Die Walschützer fordern eine Reform der IWC. Nach Vorstellungen der WDCS soll sie endlich Staaten bei Verstößen bestrafen können. Greenpeace will, dass sich das Gremium auch mit dem Beifang beschäftigt, denn jährlich ersticken weltweit 300.000 Meeressäuger qualvoll in Fischernetzen. Verhindern können das Netzen mit einer Tür am Ende, die Wale und Delfine, nicht aber federleichte Fische wie Makrelen oder Heringe, öffnen können.
Eine aktuelle Studie von WDCS und WWF zeigt, dass auch der Klimawandel Wale gefährdet – unter anderem, weil durch steigende Meerestemperaturen ihre Hauptnahrung, der Krill, zurückgeht. Vor allem arktische Arten sind betroffen. Äußerst kritisch ist die Lage für das größte Säugetier. "Am Blauwal sehen wir, welchen Schaden der Mensch angerichtet hat", sagt Thilo Maack. Etwa 5000 Blauwale gibt es heute. Anfang des 20. Jahrhunderts waren es mehr. 250.000 der blauen Giganten zogen damals noch ruhig durch die Weltmeere.