Von Lichtpunkten zur virtuellen Realität
Videospiele haben den technischen Fortschritt vorangetrieben. Spieleentwickler versuchen seit jeher, das Maximum aus der Technik herauszuholen. So entstanden laufend neue Genres und phantastische digitale Spielwelten.
Striche, Punkte, Raumschiffe
Lange bevor Videospiele in die Wohn- und Kinderzimmer Einzug erhielten, waren sie in Universitäten zu finden - um zu demonstrieren, was die mächtigen Computer zu leisten im Stande waren. Das Spiel "Spacewar" (1962), entwickelt von dem Informatiker Steve Russel am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA, zählt zu den allerersten Computerspielen überhaupt.
Daddeln daheim
Mit der Zeit wurden die Computer kleiner. Heimcomputer und Spielekonsolen machten digitale Spiele seit Ende der 1970er für alle zugänglich, die bereit waren tief in die Tasche zu greifen. Doch sowohl die grafischen Möglichkeiten als auch der Umfang der Spiele waren aus heutiger Sicht arg beschränkt. Was nicht am Erfindergeist der Entwickler lag, sondern an der Rechenleistung der Maschinen.
Bis an die Grenzen des Machbaren
Das Science-Fiction-Spiel "Elite" (1984) brachte damalige Computer an ihre Grenzen: Im Cockpit eines Raumschiffes kann der Spieler in Echtzeit den Weltraum erkunden, der sich aus mehreren Galaxien und mehr als 1000 Planeten zusammensetzt. Dem Spieler eröffnete sich in "Elite" eine große offene Welt - somit gilt der Titel als Vorreiter der heute so beliebten Open-World-Spiele.
Speichern? OK!
Ein anderes nerviges Problem: Frühe 8-Bit-Konsolen, wie etwa das Nintendo Entertainment System (NES), hatten noch keine Speicherfunktion. Um das Ende eines Spiels zu sehen, mussten die Spieler also dran bleiben. Schaltete man die Konsole aus, war der Spielstand futsch. Das änderte sich mit der neuen Konsolengeneration - und ermöglichte Entwicklern, noch größere Spielwelten zu erschaffen.
Von 2D zu 3D
Mit Spielen wie "Doom" (1993) und "Quake" (1996) entstand der Egoshooter. Zwar polarisierte dieses neue Genre aufgrund seiner Brutalität - beide Spiele standen in Deutschland bis 2011 auf dem Index -, aber die Programmierkünste der Entwickler waren phänomenal. Denn sie haben erstmals 3D-Welten erschaffen, durch die sich die Spieler frei bewegen konnten. Eine Revolution seinerzeit.
Fotorealismus und Musik
Die Einführung der CD-Rom brachte einen Schub in der Weiterentwicklung digitaler Spiele. Disketten hatten eine Speicherkapazität von 1,4 MB, Konsolen-Module nur unwesentlich mehr. Eine CD hingegen hatte 700 MB. So war der Weg frei für filmische Zwischensequenzen, für fotorealistische Grafik, für Musik wie aus der Hifi-Anlage. Manche nutzten die PlayStation als CD-Player - wegen ihres guten Sounds.
High-End-Grafik
Trotz Retro-Trend sind viele Spiele der frühen 3D-Ära heute unspielbar. Vor allem die Grafik ist schlecht gealtert. Mit immer leistungsstärkeren Grafikkarten wurden und werden Spieler Jahr für Jahr verwöhnt. Was vor einer Weile noch unschlagbar gut aussah, wirkt daher wenig später schon altbacken. Der Shooter "Halo" (2001) etwa galt damals als das Nonplusultra in Sachen Grafik.
Hoch von der Couch!
Die japanische Firma Nintendo ging mit der Konsole "Wii" (2006) einen neuen Weg. Die Controller reagierten auf die Bewegungen der Spieler. Das sorgte für Schweißperlen auf der Stirn. Das brachte selbst Senioren an die Konsole, die plötzlich wieder bowlen oder Tennisspielen konnten. Fitness- und Tanzspiele erlebten einen Boom. Und auch die anderen Hersteller entwickelten Bewegungssteuerungen.
Nur noch schnell die Schäfchen füttern...
Mit dem Internet kamen die Browsergames, die schließlich auch auf den Smartphones landeten. Simple Spiele für Zwischendurch, so genannte Casual Games, eroberten den Spielemarkt und sorgen bis heute für hohe Umsätze - auch wenn solche Spiele von "echten" Gamern aufgrund ihrer mangelnden Komplexität und einfachen Grafik gerne belächelt werden.
Spielen unter freiem Himmel
Sammeln und kämpfen - darum geht's seit 1996 in "Pokémon", zuerst auf dem Gameboy, heute auf Tablets und Smartphones. Mit "Pokémon Go" (2016) kamen die niedlichen Taschenmonster aus der digitalen Welt in die Realität. Augmented reality (AR) ist die Technik dahinter. Sie erlaubt den Spielern, in ihrer realen Umgebung nach Monstern zu suchen und sie in Arenen gegeneinander antreten zu lassen.
Völlige Immersion
Die VR-Technologie sorgt dafür, dass der Spieler noch mehr ins Spielgeschehen eingesogen wird. Bisher konnte sie sich auf dem Massenmarkt jedoch nicht durchsetzen, obwohl sie innovative Spielkonzepte verspricht. Sie hat eben auch einen großen Nachteil: Einigen Spielern wird schon nach kurzer Zeit in der virtuellen Realität übel.