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Viele Tote bei Anschlagsserie

22. Dezember 2011

Inmitten heftigen politischen Streits zwischen Schiiten und Sunniten im Irak ist Bagdad von einer Anschlagsserie erschüttert worden. Nach offiziellen Angaben wurden mindestens 67 Menschen getötet und fast 200 verletzt.

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Sicherheitskräfte und Zivilisten vor einem zerstörten Auto in Bagdad Foto: dapd)
Tot und Zerstörung durch Terrorwelle in BagdadBild: dapd

Das Gesundheitsministerium in der irakischen Hauptstadt teilte am Donnerstag (22.12. 2011) mit, es habe zahlreiche offenbar koordinierte Explosionen gegeben. Betroffen waren Stadtviertel in denen Schiiten, Sunniten und auch Christen leben. Aus dem Innenministerium hieß es. Anschlagsziele seien "keine öffentlichen Institutionen oder Sicherheitsposten" gewesen. Vielmehr seien "Schulen, Arbeiter sowie das Anti-Korruptionsbüro" getroffen worden. Am Abend gingen in Bagdad erneut Bomben hoch. Gewaltsame Zwischenfälle und Todesopfer gab es auch in Bakuba und Mossul.

Al Kaida als Täter vermutet

Bislang hat sich keine Organisation zu den Anschlägen bekannt. Angesichts der Vielzahl der Explosionen gehen Beobachter allerdings davon aus, dass die Terrorgruppe Al Kaida im Irak verantwortlich sein könnte. Ein Zusammenhang mit dem gegenwärtigen Machtkampf zwischen Sunniten und Schiiten bestehe vermutlich nicht.

Regierungschef Nuri al-Maliki rief die Bürger nach den Anschlägen zum Zusammenhalt auf. Es werde den "Kriminellen und ihren Helfern nicht gelingen, den politischen Prozess zu verändern oder ihrer Strafe zu entkommen". Parlamentspräsident Osama al-Nudschaifi verurteilte die Anschläge. Sie bedrohten die "nationale Einheit". Für Freitag berief Nudschaifi das Parlament zu einer Dringlichkeitssitzung ein.

Schwere innenpolitische Krise

Ministerpräsident Nuri al-Maliki (Foto: dpa)
Ministerpräsident Nuri al-MalikiBild: picture-alliance/dpa

Der Irak erlebt kurz nach dem Abzug der letzten US-Truppen aus dem Land eine schwere politische Krise. Zuletzt hatte Maliki, der der schiitischen Mehrheit angehört, mit der Entlassung aller sunnitischen Minister aus seiner Regierung gedroht, weil diese die Kabinettssitzungen boykottierten.

Zuvor hatte die Justiz Haftbefehl gegen den sunnitischen Vizepräsidenten Tarek al-Haschemi erlassen. Er soll angeblich an der Planung von Terroranschlägen beteiligt gewesen sein. Haschemi hat die Vorwürfe als erfunden und politisch motiviert zurückgewiesen. Anfang der Woche setzte er sich in die halbautonome Kurdenregion ab, um seiner Festnahme zu entgehen

Sunniten fühlen sich ausgegrenzt

Unter Sunniten schürte der Haftbefehl die Sorge einer politischen Kampagne mit dem Ziel, den Irak nach dem Abzug der US-Truppen komplett unter schiitische Kontrolle zu bringen. Dazu trägt auch die Forderung Malikis an das Parlament bei, seinen sunnitischen Stellvertreter Saleh al Mutlak zu entlassen. Der Vizepremier hatte Maliki zuvor mit dem früheren Diktator Saddam Hussein verglichen.

Westerwelle ruft zum Dialog auf

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle zeigte sich "zutiefst bestürzt" über die blutigen Anschläge. Die Menschen im Irak und die internationale Gemeinschaft hätten "viel investiert, um den Wiederaufbau des Landes und den gesellschaftlichen Versöhnungsprozess voranzubringen", erklärte er. "Terroristischen Kräften darf es nicht gelingen, diesen Prozess aufzuhalten." Die politischen Kräfte des Landes rief Westerwelle zur Zusammenarbeit und zum Dialog auf.

Autor: Michael Wehling (afp, dpa, rtr, dapd)
Redaktion: Martin Schrader