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"Viele Bilder haben mich emotional gepackt"

Christian Gampert25. Oktober 2004

Der Museumsneubau und die Sammlung Burda sind ein Geschenk an die Stadt Baden-Baden - und an ihren Spender. Die Sammlung spiegelt die persönlichen Vorlieben und Abneigungen des Verlegers Frieder Burda wieder.

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Frieder Burda fühlt sich von seinen Werken "angezogen"Bild: AP

Der Verleger Frieder Burda hat sich mit dem Museum Burda, das in Baden-Baden eröffnet wurde, einen persönlichen Traum erfüllt. Zu sehen sind dort Exponate nahezu aller wichtigen Vertreter der zeitgenössischen Kunst. Burda finanzierte sowohl den an die alte Staatliche Kunsthalle angefügten Museums-Neubau für seine Sammlung als auch die "Sammlung Frieder Burda" selbst.

Wie der Vater, so nicht der Sohn

Die Kunstleidenschaft des Millionärssohns zeigte sich schon 1968, als Frieder Burda auf der documenta eine vaginal aufgeschlitzte Leinwand von Lucio Fontana kaufte. Der Kauf war zugleich ein Zeichen der Abgrenzung gegen seinen konservativen Vater, den Illustrierten-Verleger Franz Burda, der nebenbei deutsche Expressionisten sammelte.

Frieder Burda interessierte sich mehr für die deutschen Maler-Rebellen der 1960er und 70er Jahre, und er blieb ihnen treu: Jetzt hängen in der kathedralenhohen Haupthalle der Sammlung Burda die wilden, großformatigen Farblandschaften des Gerhard Richter, die Tapetenmuster und Pixelbilder des Sigmar Polke sowie die auf den Kopf gestellten verzweifelten Helden des DDR-Emigranten Georg Baselitz.

Vorlieben Burdas deutlich zu erkennen

"Alle meine Werke habe ich gekauft, weil sie mir gefallen, weil ich angezogen war. Viele Bilder haben mich emotional gepackt. Ich war aufgeregt, ich hatte Herzklopfen. Das ist auch heute noch so", erklärt Burda sein Konzept mit entwaffnender Offenheit. Die Sammlung spiegelt die Vorlieben Burdas. Sie zeigt beeindruckende Werk-Ensembles unter anderen von Gerhard Richter. Dieser ist in den Nebenkabinetten auch mit sehr frühen Arbeiten vertreten, wie etwa dem aufgerissenen und wieder vernähten Party-Bild von 1962 - ein stummer Protest gegen die Adenauer-Gesellschaft.

Aber es fehlen eben auch wichtige Künstler der Epoche, wie beispielsweise Joseph Beuys, zu dem Frieder Burda keinen rechten Zugang fand.

Richard-Meier-Bau setzt Bilder in Szene

Architekt Richard Meier Sammlung Frieder Burda in Baden-Baden
Der New Yorker Architekt Richard Meier vor dem neuen Museum --Architect Richard Meier from New York poses in front of the new museum "Sammlung Frieder Burda" , Thursday, Oct. 21, 2004, in Baden-Baden, southern Germany. The new building, that shows the collection of Frieder Burda with about 550 paintings. (AP Photo/Winfried Rothermel)Bild: AP

Den 20 Millionen Euro teuren Museums-Neubau für seine Sammlung hatte sich Burda bei dem New Yorker Architekten Richard Meier bestellt. Stadt und Land stellten lediglich das Grundstück. Weiß und schlank steht das Gebäude neben der neoklassizistischen alten Kunsthalle, mit der es durch eine gläserne Brücke verbunden ist. Das ist durchaus programmatisch gemeint. Burda will mit der Staatlichen Kunsthalle gemeinsame Ausstellungen veranstalten und dafür auch sein Haus zur Verfügung stellen. Der Richard-Meier-Bau besticht mit weißen Flächen, riesigen Fensterfronten und Lamellen zur Tageslicht-Regulation. Das Licht ist der Hauptakteur, es setzt Burdas Bilder blendend in Szene.

Zeitlose Räume für Zeitgenössisches

Sammlung Frieder Burda in Baden-Baden
Besucher in der "Sammlung Frieder Burda"Bild: AP

"Architektur spricht nicht nur den Intellekt, sondern auch das Herz an", erläuterte Richard Meier bei der Eröffnung seine Architektur, die für Menschen aller Kulturen und aller Bildungs-Standards offen sein will. "Wir versuchen hier ein Gebäude mit einer ganz einfachen Form zu schaffen; das hat nichts mit Mode zu tun. Sondern es möchte gerade einen Geist verkörpern, der zeitlos ist."

Richard Meier baute Räume, in denen der Farbspritzer Jackson Pollock und der Farbexperimentator Mark Rothko optimal wirken können. In kleinen Kabinetten sind Werke des schwarzen Über-Maler Arnulf Rainer und des surrealen amerikanischen Pop-Humoristen William Copley zu entdecken.

Angewiesen auf privates Engagement

Zwar dürfte bei der Stadt Baden-Baden die Freude über das bürgerschaftliche Engagement des privaten Sammlers Frieder Burda groß sein. Doch ein Wermutstropfen bleibt: Verdeutlicht Burdas großzügige Spende doch zugleich, wie schlecht es den öffentlichen Kassen geht. Ohne privates Engagement und Geld läuft in Sachen Kultur kaum noch etwas.