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Der Mann mit dem Geld ist da!

25. Oktober 2001

Kennen sie Alberto Vilar? Nein? Würden sie ihn kennen und hätten etwas mit Kultur zu tun, könnten sie eventuell bald über mehr Geld verfügen. Die Stadt Berlin weiss das.

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Alberto Vilar: vom armen kubanischen Flüchtling zum Multi-Milliardär mit edler EtiketteBild: AP

Er ist in Kuba geboren und hat sein Geld mit Software-Investitionen verdient - sehr viel Geld wohlbemerkt. Alberto Vilar ist Milliardär - ein Vorzeigemilliardär. Er ist der wichtigste amerikanische Musikmäzen. In New York unterstützt er die Carnegie Hall; die Hälfte des Etats der Metropolitan Oper wird von ihm getragen.

Sein Engagement für die schönen Dinge des Lebens - vor allem Klassik-Projekte - reicht bis nach Europa. Vilar ist Förderer der Festspiele in Salzburg, in Bayreuth und in Baden-Baden. Auch das London Royal Opera House erhält regelmäßig Schecks mit seiner Unterschrift. An der Wiener Staatsoper hat er ein Verfahren zur Einblendung von Untertiteln finanziert.

Eigenen Angaben zufolge fördert Vilar 15 Kulturinstitutionen und 8 Bildungsprogramme weltweit. Unbestätigt ist die Zahl von 225 Millionen Dollar, die Vilar seit 1998 der Pflege der klassischen Musik gestiftet hat.

Zu Besuch in Deutschland

Seit ein paar Tagen reist Vilar auf Einladung der Bundesregierung durch Deutschland und wird entsprechend hofiert. Ein Treffen mit Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümlein stand gleich am Anfang auf dem Plan.

Nida-Rümelin dankte Vilar für seine Unterstützung und wies auf den großen Unterschied zwischen deutschen und amerikanischen Verhältnissen bei der Finanzierung des öffentlichen Kulturbetriebs hin: Bürgerschaftliches Engagement und Mäzenatentum sei hier zu Lande, anders als in der USA, vergleichsweise unterentwickelt, betonte Nida-Rümelin.

Zur Erklärung: In den USA gibt es meistens nur sehr schmale öffentliche Kulturetats. Gäbe es die vielen megareichen Amerikaner nicht, für die Kultur Herzenssache ist, sähe die kulturelle Landschaft in New York oder San Francisco ähnlich karg aus wie in den amerikanischen Kleinstädten mit fehlenden Großverdienern.

Die chronisch unter massivem Geldmangel leidende Stadt Berlin erhofft sich viel von Vilars Besuch. Bereits im Frühjahr hatte der Mäzen angekündigt, er werde sich jetzt auch im Berliner Musikleben engagieren.

Die erste Zusage belief sich auf vier Millionen Dollar, die dem Gastprogramm für amerikanische Komponisten an der Berliner American Academy zugute kommen.

Ein musikalisches Erziehungsprogramm

Jetzt sollen auch die Berliner Philharmoniker, vor kurzem in eine Stiftung umgewandelt, in den Genuss Vilarscher Finanzmittel kommen. Zusammen mit der Amtsübernahme von Sir Simon Rattle als neuem Chefdirigenten der Philharmoniker beginnt 2002 ein Programm, das jungen Menschen klassische Musik näher bringen will.

Elf- bis Fünfzehnjährige sollen in Schulen gezielt angesprochen und mit geförderten Theater- und Opernbesuchen für Musik begeistert werden.

"Wir müssen sie packen, während die jung sind", betonte Vilar, der die Jugendlichen vor "einem Leben ohne Mozart" bewahren will.

Vilar hofft auf rege Unterstützung seines "Education-Programm" durch die Berliner Behörden. Entwickelt sich das Programm wie geplant, könnten die Philharmoniker jährlich mit 5 Millionen Dollar gestifteten Eintrittsgeldern rechnen. Als Größenordnung für sein Engagement nannte Vilar die Förderung des Kennedy-Centers in Washington. Das Kulturzentrum in der amerikanischen Hauptstadt erhalte von ihm 50 Millionen Dollar über zehn Jahre verteilt.

Berlin kann sich freuen. Die zunächst vage Zusicherung gilt inzwischen - nach Gesprächen mit Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit - als besiegelt.