1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Verfassungsschutz: "Letzte Generation" nicht extremistisch

15. März 2023

Der deutsche Inlandsgeheimdienst hat derzeit keine Anhaltspunkte für Extremismus bei der kontroversen Klima-Aktivistengruppe.

https://p.dw.com/p/4Ogdr
Aktivisten der "Letzten Generation" beim Protest vor dem Bundestag in Berlin
Aktivistin der "Letzten Generation" beim Protest an der Installation "Grundgesetz 49" vor dem Bundestag in BerlinBild: Christian Mang/REUTERS

Aktuell sehe der Verfassungsschutz von Bund und Ländern "keine hinreichenden Anhaltspunkte, um die Klimabewegung Letzte Generation als extremistisch einzuschätzen", sagte Präsident Thomas Haldenwang dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Diese Einschätzung werde auch dadurch nicht geändert, dass die Aktivisten teilweise kriminell agierten.

Zugleich betonte Haldenwang: "Der Verfassungsschutz schaut täglich genau hin, wie sich die Situation weiterentwickelt." In der vergangenen Woche hatte das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet, dass der Inlandsgeheimdienst bereits vor einem halben Jahr einen Prüffall angelegt hatte. Haldenwang sagte, ihm sei "untersagt, über Prüffälle zu sprechen". Generell sei ein Prüffall jedoch ein standardisiertes Verfahren, das zunächst eingeleitet werden müsse, damit der Verfassungsschutz überhaupt mit einer Prüfung beginnen könne. Damit allein sei keine qualitative Einschätzung verbunden.

Bundesamt für Verfassungsschutz - Thomas Haldenwang
Der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Thomas HaldenwangBild: dpa

Die selbsternannte Letzte Generation unternimmt seit mehr als einem Jahr regelmäßig medienwirksame Protestaktionen in Deutschland, mit denen entschiedenes politisches Handeln für mehr Klimaschutz eingefordert werden soll. Insbesondere Straßenblockaden, bei denen sich die Aktivisten am Asphalt festkleben, sowie Spritz-Aktionen auf Gemälde sorgen immer wieder für Empörung. In der Regel wurden dabei keine Kunstwerke dauerhaft beschädigt - auch die Anfang März mit Farbe begossene Kunstinstallation "Grundgesetz 49" im Berliner Regierungsviertel trug keine Rückstände von der Aktion davon.

Breite Kritik aus der Politik

Insbesondere die Aktion am "Grundgesetz 49" hatte scharfe Reaktionen aus der Politik nach sich gezogen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) forderte konsequente strafrechtliche Verfolgung und erklärte, es gebe keinerlei Rechtfertigung dafür, ausgerechnet die Grundrechte zu beschmieren. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) schrieb auf Twitter, das Grundgesetz gehöre "nie und für nichts in den Schmutz gezogen". Der mächtigste Oppositionspolitiker, CDU-Chef Friedrich Merz erklärte, die Urheber seien "keine Aktivisten, diese Leute haben doch mit Klimaschutz nichts am Hut". Sie seien "Straftäter". Einzelne konservative Politiker hatten sogar vor einer "Klima-RAF" gewarnt und die "Letzte Generation" dadurch mit der linksextremen Terrorgruppe "Rote Armee-Fraktion" verglichen, der mehr als 30 Morde zur Last gelegt werden.

Kunstattacken - was darf ziviler Ungehorsam?

In München wurden Mitglieder der "Letzten Generation" in Präventivhaft genommen, weil ihnen die Vorbereitung weiterer Aktionen vorgeworfen wurde. Die Städte Hannover, Tübingen und Marburg hatten sich hingegen öffentlich hinter die Forderungen der "Letzten Generation" gestellt und dafür die Zusage erhalten, dass dort künftig keine Aktionen mehr stattfinden sollen.

ehl/mak (afp, dpa, rtr)