1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Verdacht der Untreue: Razzia beim DFB

3. März 2022

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen ehemaligen Funktionär des Deutschen Fußball-Bundes. Offenbar wurden mit Hilfe eines Scheinvertrags mehrere Hunderttausend Euro veruntreut.

https://p.dw.com/p/47wcT
Logo und Schriftzug des Deutschen Fußball-Bundes am Eingang der DFB-Zentrale in Frankfurt
Hat ein ehemaliger DFB-Funktionär 360.000 Euro veruntreut?Bild: Frank Rumpenhorst/dpa/picture alliance

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main ermittelt wegen des Verdachts der Untreue gegen einen ehemaligen Verantwortlichen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Dies teilte die Behörde mit und bestätigte Hausdurchsuchungen in der DFB-Zentrale, der Privatwohnung des früheren Funktionärs sowie in Geschäftsräumen von fünf Unternehmen am Donnerstag. An den Durchsuchungsmaßnahmen in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Berlin und Bremen seien insgesamt rund 70 Beamte beteiligt gewesen.

"Ein ehemaliger Verantwortlicher des DFB soll im Namen des DFB einen Dienstleistungsvertrag mit einer Kommunikationsagentur geschlossen haben. Aufgrund dieses Vertrags soll der DFB insgesamt 360 000 Euro an die Kommunikationsagentur gezahlt haben", teilte die Staatsanwaltschaft mit. "Bei dem Vertrag soll es sich um einen bloßen Scheinvertrag gehandelt haben."

Der DFB sage den Ermittlern bei der Klärung der im Raum stehenden Vorwürfe Kooperation zu, hieß es vom Verband: "Das Verfahren richtet sich gegen einen ehemaligen Mitarbeiter des DFB sowie Dritte. Weder der DFB selbst noch aktuell beim DFB in der Verantwortung stehende Personen stehen unter Verdacht."

Unklarheiten im Fall Diekmann

Den Namen des früheren Funktionärs nannte die Behörde nicht. Wegen des Verdachts der Beihilfe zur Untreue wird auch gegen einen Verantwortlichen der Kommunikationsagentur ermittelt. Die Summe von rund 360.000 Euro, um die es geht, sorgt seit längerer Zeit für Unruhe beim DFB. Das Geld wurde an den PR-Experten Kurt Diekmann gezahlt, offiziell für die kommunikative Begleitung bestimmter Prozesse innerhalb des DFB.

Friedrich Curtius und Rainer Koch sitzen beim DFB-Bundestag 2019 nebeneinander auf dem Podium
Ex-Generalsekretär Friedrich Curtius (l.) und DFB-Vizepräsident Rainer Koch (r.) Bild: Jan Huebner/imago images

Allerdings gibt es Unstimmigkeiten in der Frage, wann Diekmann seine Tätigkeit für den Verband begonnen hat und für welche Dienste er genau bezahlt wurde. Für den Vertrag mit Diekmann sind der damalige DFB-Vizepräsident und jetzige Interimspräsident Rainer Koch, der scheidende Schatzmeister Stephan Osnabrügge und der mittlerweile zurückgetretene Generalsekretär Friedrich Curtius verantwortlich.

Keine Ruhe vor Präsidentenwahl

Damit steht der DFB vor seinem Bundestag am kommenden Freitag in Bonn, in dessen Rahmen auch ein neuer Präsident und Nachfolger für Fritz Keller gewählt werden soll, erneut im Blickpunkt behördlicher Ermittlungen. Im November 2021 hatte die Staatsanwaltschaft wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung Unterlagen aus der Zentrale von Sponsor Adidas mitgenommen. Medienberichten zufolge ging es dabei um die Versteuerung von Sachzuwendungen durch den langjährigen DFB-Sponsor zwischen 2015 und 2020.

Im Oktober 2020 waren in einem anderen Fall die Geschäftsräume des DFB in Frankfurt sowie Privatwohnungen mehrerer Funktionäre von Steuerfahndern durchsucht worden. Dabei ging es um die Besteuerung der Einnahmen aus der Bandenwerbung bei Heimspielen der Nationalmannschaft in den Jahren 2014 und 2015. Der DFB sei einer Besteuerung in Höhe von etwa 4,7 Millionen Euro entgangen, hatten die Ermittler damals mitgeteilt.

Ende Oktober dieses Jahres stellte die Staatsanwaltschaft das Steuerverfahren gegen den DFB-Interimsboss Rainer Koch aber ein. Der Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes gehört auch der UEFA-Exekutive an. Davor waren bereits die Verfahren gegen die früheren DFB-Spitzenfunktionäre Reinhard Rauball und Helmut Sandrock eingestellt worden. Insgesamt sechs Funktionären war Beteiligung an einer Steuerhinterziehung in besonders schweren Fällen vorgeworfen worden.

asz/jk (SID, dpa)