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Venezuela ohne Coke

24. Mai 2016

Ohne Zucker keine Coca Cola – in Venezuela ist die Produktion der braunen Brause eingestellt worden, weil der wichtige Stoff fehlt. Auch der größte Bierbrauer liefert nicht mehr.

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Venezuela Coca Cola Werbung in Caracas
Bild: Getty Images/AFP/J. Barreto

Coca Cola ist in Venezuela beliebt wie kaum ein anderes Getränk. Zeitweilig war die Brause billiger als Wasser. Jetzt heißt es bei Coca Cola, wegen des Zuckermangels im Land könne man vorübergehend nicht mehr produzieren. "Die Zuckerlieferanten haben uns informiert, ihnen fehlten die Rohstoffe, weshalb sie ihre Arbeit zeitweilig einstellen müssten", teilte Coca Cola-Sprecherin Kerry Tressler mit. Die Lieferung von zuckerfreier Cola und von Wasser gehe weiter, so die Sprecherin.

Venezuela steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Das Land hat zur Zeit die höchste Inflation der Welt. Deshalb können die Menschen immer weniger für ihr Geld kaufen. Weil Devisen fehlen, gibt es kaum noch ausreichend Lebensmittel und Medikamente, die eingeführt werden müssen. Die Versorgung wird stark rationiert, immer wieder kommt es zu Plünderungen.

Devisenmangel, Dürre und Notstand

Wegen des Devisenmangels hatte bereits der größte Bierhersteller Venezuelas, das Unternehmen Polar, die Produktion eingestellt. Gerstenmalz wird aus dem Ausland eingeführt und müsste mit Devisen bezahlt werden. Polar braut normalerweise 80 Prozent des Bieres in Venezuela und ist der größte private Lebensmittelkonzern des Landes. Wie das Portal "El Nacional" berichtete, bewachen Arbeiter von Polar die vier Produktionsstätten, weil sie eine Besetzung befürchten.

Venezuela Proteste in Caracas
Caracas: Versorgungskrise und ProtesteBild: Getty Images/AFP/F.Parra

Präsident Nicolás Maduro hat per Dekret den Ausnahmezustand verhängt und das Militär und von der Sozialistischen Partei kontrollierte Bürgerwehren ermächtigt, notfalls mit Waffengewalt die Lebensmittelversorgung im Land sicherzustellen. Venezuela, einst prosperierend durch hohe Öleinnahmen, steht kurz vor dem Ruin. Etwa 95 Prozent der Deviseneinnahmen Venezuelas kommen aus dem Verkauf von Erdöl, der aber eingebrochen ist. Zwar stieg der Ölpreis zuletzt wieder etwas, aber in diesem Jahr liegt der Preis für venezolanisches Erdöl bei nur noch durchschnittlich 28,70 US-Dollar, nach 44,65 Dollar 2015. Im vorletzten Jahr war er noch gut drei Mal so hoch wie jetzt.

Außerdem leidet Venezuela derzeit unter der schlimmsten Dürre seit 40 Jahren. Auch deshalb sind Engpässe an Nahrungsmitteln und Gebrauchsgütern in der venezolanischen Wirtschaft an der Tagesordnung. Mehrere ausländische Unternehmen mussten ihre Produktion bereits drosseln oder gar ganz einstellen, darunter der Lebensmittelriese Kraft Heinz.

ar/ul (rtr, dpa, afp)