USA und Kuba - Chronik einer Entzweiung
Seit der kubanischen Revolution von 1959 liefern sich Kuba und die USA einen Kampf, der schon mit Söldnern, Seeblockaden, Wirtschaftssanktionen, Kriminellen und Ochsenkarren ausgefochten wurde.
Das Bordell der USA
Vor der Revolution ist Kuba für viele Amerikaner gleichbedeutend mit Glücksspiel, Nachtclubs und anderen Vergnügungen - hier ein Abendessen im Havana Yacht Club. "Kuba war das Bordell der USA", so fasst es später der US-Politologe Karl E. Meyer zusammen. Für die Bevölkerung bedeutet die Diktatur von Fulgencio Batista dagegen vor allem Stagnation, Arbeitslosigkeit und Armut.
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Um das bankrotte Regime zu stürzen, genügt Fidel Castro (auf dem Jeep, M.) eine Guerilla-Armee von einigen hundert Mann. Am 1. Januar 1959 flieht Batista, die Rebellen nehmen Havanna ein. Die USA verhängen unmittelbar Sanktionen, die in den Folgejahren immer weiter verschärft werden. Kubas Führung wendet sich der Sowjetunion zu.
Debakel in Tarnfleck
Eine Söldnertruppe von Exilkubanern versucht 1961 mit Hilfe des US-Geheimdienstes CIA, das Regime zu stürzen. Die Aktion wird ein Fiasko: Kubas Revolutionsarmee schlägt die Invasion in der Schweinebucht innerhalb von drei Tagen zurück und meldet mehr als 1000 Gefangene.
Das war knapp
Durch das zerrüttete Verhältnis zwischen den USA und Kuba verfügt die Sowjetunion plötzlich über einen Stützpunkt, der nur 90 Meilen von den USA entfernt ist. Der Kreml will dort Raketen stationieren - und die Kubakrise führt die Welt 1962 an den Rand eines Atomkrieges. Die USA erzwingen mit einer Seeblockade den Abtransport der Raketen.
Einzigartig in Lateinamerika
Die Sowjetunion lässt sich die Beziehungen einiges kosten: Jahrzehntelang wird die Insel massiv subventioniert - unter anderem mit Rohöl, das Kuba reexportiert, um an Devisen zu kommen. Kuba kann so ein vorbildliches Gesundheits- und Bildungssystem aufbauen.
Der Exodus der Marielitos
Im Jahr 1980 lässt Fidel Castro Ausreisewillige vom Hafen Mariel aus in die USA fahren. Rund 125.000 Kubaner treffen in Florida ein. Darunter sind einige, die von der kubanischen Führung zuvor aus Gefängnissen und Psychiatrien entlassen worden waren. Die Kriminalitätsrate in Miami steigt drastisch an.
Kein Zuckerschlecken
Das US-Embargo schränkt die Wirtschaft jahrzehntelang massiv ein. Zudem findet keine Diversifizierung statt: Zuckerrohr - hier bei der Ernte - bleibt auch nach der Revolution das Haupt-Exportprodukt der Insel. Kuba ist vollkommen abhängig von den Hilfen der Sowjetunion – wie sehr, wird nach 1990 deutlich.
"Sonderperiode in Friedenszeiten"
Mit der Sowjetunion bricht auch die kubanische Wirtschaft zusammen. Als die Hilfen aus dem Osten ausbleiben, fehlt es an allem. Fidel Castro ruft 1990 die "Período especial" aus. In Ermangelung von Benzin und Ersatzteilen sind zum Teil wieder Ochsen im Einsatz. Seit Ende der 1990er Jahre liefert Venezuela verbilligtes Öl.
Auf und ab der Sanktionen
Die UN-Generalversammlung fordert die USA seit 1993 jedes Jahr zu einem Ende der Embargo-Politik auf. Die USA straffen und lösen immer mal wieder die Daumenschrauben. So werden die Embargo-Auflagen 1996 strenger und 1999 lockerer. Noch 2004 verschärft Präsident George W. Bush - hier auf einem Schmäh-Plakat in Havanna - die Sanktionen.
Neues Kapitel?
Nun schlagen die USA und Kuba offenbar ein neues Kapitel auf. In Havanna soll wieder eine US-Botschaft eröffnet werden, einige Reise- und Handelsbeschränkungen werden gelockert. Kubas Präsident Raul Castro (im Fernseher) verkündete die Veränderungen zur gleichen Zeit wie US-Präsident Barack Obama.