US-Luftangriffe auf ISIS möglich
19. Juni 2014Eine rote Linie ist bereits gezogen: Bodentruppen wird Washington keinesfalls in den Irak entsenden. Doch jenseits dessen scheint für US-Präsident Barak Obama vieles an Unterstützung für den Irak denkbar. Nach Angaben eines Sprechers erwägt Obama eine ganze Reihe von Optionen.
Greifen die USA militärisch ein?
Angesichts der sich zuspitzenden Lage im Irak hatte sich der US-Präsident in Washington mit führenden Demokraten und Republikanern aus dem Kongressm getroffen.
In den Beratungen ging es um die Frage, wie genau die USA den Irak im Kampf gegen die Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak und in Syrien (ISIS) unterstützen können und vor allem wollen. Der US-Präsident hat bereits einen Flugzeugträger und andere Kriegsschiffe in den Persischen Golf beordert. Auch Angriffe auf die ISIS-Kämpfer mit sogenannten Drohnen gelten als möglich. Obama hatte am Montag die Entsendung von 275 Soldaten zum Schutz der Botschaft in Bagdad und der US-Bürger im Irak angekündigt.
Die Lage im Irak ist unübersichtlich
Derzeit verschafft sich die US-Armee aber zunächst erst noch Klarheit über die Lage im Irak. Nach Angaben von US-Generalstabschef Martin Dempsey ist diese äußerst unübersichtlich. Die Kontrolle über einzelne Gebiete wechsele nicht selten binnen Stunden hin und her, erklärte Dempsey. Bis die US-Geheimdienste ein klareres Bild erstellen könnten, würden die verschiedenen Optionen für den Präsidenten weiter verfeinert.
Nach dem Treffen sicherte US-Vizepräsident Joe Biden dem Irak eine stärkere Unterstützung gegen den Vormarsch der ISIS zu. Wie zuvor schon Obama forderte auch Biden Iraks Ministerpräsident al-Maliki auf, die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen im Land stärker einbeziehen müsse.
Irakische Regierung bittet um Luftangriffe
Die Regierung in Bagdad hatte die USA am Mittwoch offiziell um Luftangriffe gegen die vorrückenden Dschihadisten gebeten. Die sunnitische Terrorgruppe hatte zeitgleich ihre Offensive ausgeweitet und die größte Raffinerie des Irak angegriffen.
Die Aufständischen seien in die Anlage von Baidschi in der Provinz Salaheddin eingedrungen, aber der Angriff sei zurückgeschlagen worden, sagte ein Armeesprecher. Bei den Kämpfen seien einige Öltanks in Brand geraten und mehrere Soldaten getötet oder verletzt worden. Die Raffinerie hatte wegen des Vormarschs der Sunniten-Miliz bereits am Dienstag den Betrieb eingestellt.
Vorwürfe gegen al-Maliki
US-Generalstabschef Dempsey machte den Umgang der irakischen Regierung mit der sunnitischen Minderheit für das Erstarken der Islamisten verantwortlich. Die USA hätten in den vergangenen Jahren immer wieder auf die Risiken einer Ausgrenzung der Sunniten hingewiesen, sagte Dempsey. Nun habe ISIS einige sunnitische Offiziere der irakischen Armee auf seine Seite ziehen können. Viele Sunniten im Irak werfen dem schiitischen Ministerpräsidenten al-Maliki vor, sie systematisch zu benachteiligen.
Auch im Im US-Kongress mehren sich die Stimmen, die einen Rücktritt des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki fordern. Mit Maliki sei eine Aussöhnung im Irak nicht zu erreichen, erklärten Abgeordnete.
Freiwillige unterstützen Armee
ISIS-Kämpfer hatten vergangene Woche in einer Blitzoffensive Mossul und die umliegende Provinz Ninive sowie Teile der angrenzenden Provinzen in ihre Gewalt gebracht.
Inzwischen kämpfen die Islamisten nur wenige Dutzend Kilometer von Bagdad entfernt gegen die Regierungstruppen und auch gegen schiitische Freiwillige, die die Armee unterstützen. Zehntausende Zivilisten sind vor den Kämpfen auf der Flucht. Ziel von ISIS ist die Errichtung eine islamischen Gottesstaates vom Mittelmeer bis zum Golf.
cw/sti (afp, dpa, rtr)